Tausende Jecke nehmen am Rosenmontag die Straßen des Rhein-Sieg-Kreises ein. Wir sind in der Region unterwegs und zeigen, was bei den Zügen los ist.
KarnevalDie schönsten Bilder und Eindrücke von den Rosenmontagszügen im Rhein-Sieg-Kreis
Tausende Jecke sind am Rosenmontag auf den Straßen des Rhein-Sieg-Kreises unterwegs. Die vielen Züge mit ihren bunt geschmückten Wagen dominieren das Straßenbild – toll verkleidete Karnevalistinnen und Karnevalisten feiern den Karneval und das Leben. Unsere Reporter sind in der Region unterwegs und sammeln Eindrücke von den verschiedenen Zügen.
Badewetter op d’r Hött in Troisdorf
Badewetter op d’r Hött? Man mochte es meinen, wenn man die wunderbar bunten „Hüttener Pänz“ sah, die sich auf dem Windgassenplatz vor dem Abmarsch einschunkelten. In allen Regenbogenfarben erstrahlten ihre etwa 25 Planschbecken – und den aus der Pandemie schon gewohnten Abstand zum Gegenüber hält man damit automatisch ein.
Kunterbunt von Kopf bis Fuß waren auch die Clowns des Damenkomitees Halt Pohl unterwegs, in schlichtem Schwarz und Weiß marschierten die Mitglieder des Junggesellenvereins, die übrigens auch junge Frauen und kleine Kinder in ihren Reihen hatten. Gedeckte Farben trugen ebenso die Aktiven der Kolping Karnevalsfreunde: 25 I-Dötzchen marschierten hier auf, stilecht mit Hosenträgern und Ledertornistern von anno pief.
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Nebenan hatte ein Prinzessinnenwagen Aufstellung genommen, Prinzessin Helmi, die für „Jong Jemös“ Tollität der Session 2012/13 war, fuhr mit ihren Hofdamen Ellen und Dagmar mit. „Wir gönnen uns das“, erklärte das fidele Trio zehn Jahre nach seiner Regentschaft. Da es auf der Hütte in diesem Jahr keine Tollitäten gebe, könnten sie ja auch niemandem die Schau stehlen.
Das Jubiläum von „Jong Jemös“ – seit 40 Jahren gibt es die KG – feierte nebenan eine teuflisch schwarz-feurige Truppe. „Dieses Jahr ist wirklich mal junges Gemüse dabei“, freute sich Prinzessin Helmi mit ihrem kleinen Hofstaat über offenbar erfolgreiche Nachwuchsarbeit.
Volleyballer gehen erstmals im Niederkasseler Karnevalszug mit
Sportliche Erfolge müssen gefeiert werden, zumal wenn es sich, wie im Fall des Vereins TuS Mondorf, um den Volleyball-Meistertitel in der zweiten Herren-Bundesliga Nord handelt. Errungen hat er ihn zwar schon im vergangenen Jahr, einer größeren Menschenmenge konnte die Sportler ihren Meisterpokal aber pandemiebedingt erst jetzt präsentieren.
Dafür wollte die Mannschaft erstmals im Rosenmontagszug mitgehen, als Bauarbeiter kostümiert und unter dem Motto: „Hart Arbeit wie op dem Bau, su wor die Meisterschaft, dat wesse mer janz jenau.“ Das Arbeitsleben ist für die Mitglieder des Seniorenclubs um Waltraut Rödder schon ein paar Jährchen her. Die Damen in Schwarz-Grün zogen als „Der Rest vom Seniorenclub“ mit einem Handwagen durch ihren Ort und bewiesen schwarzen Humor: Handelte es sich doch, wie sie verkündeten, um ihre letzte Fahrt ins Glück. Zu den Glückspilzen im Zoch zählte zweifelsfrei auch Peter Müller.
Der 2022 neu gewählte Vorsitzende des Ortsrings Mondorf feierte gestern eine gelungene Premiere als Zugleiter und konnte mit dem Tag rundum zufrieden sein: Tolle äußere Bedingungen, feierwütige Besucher am Zugweg und originelle Zugteilnehmer – passt! Zu den Gruppen, die viel Farbe in den Zug brachten, gehörten auch die Damen der katholischen Frauengemeinschaft (KFD). Als Feuervögel in Rot, Schwarz und Gelb gehüllt, bekannten sie: „Wir brennen für Mondorf.“
Gekocht statt gebrannt waren allerdings die bunten Ostereier, die die Feuervögel als Leckerei ans närrische Volk verteilten – wohlgemerkt nicht als Wurfmaterial. Trolle können auch nett sein „Kunterbunt“ war das Motto der Bergheimer & Mondorfer Mädels, die von Kopf bis Fuß im flauschig-farbenfrohe Federboas gehüllt waren. „Bunt und Jeck – endlich widder!“ verkündeten die Vertreter einer Spezies, die in sozialen Medien eher zu den ungeliebten Zeitgenossen gehören: die Trolle. Als „Trolls United“ verkündeten die Jecken mit dem wahlweise pinkfarbenen, türkisen oder blauen Kopfschmuck, dass, wen wundert’s, der Karneval für sie die schönste Zeit im Jahr ist. (pf)
Gewichtheben beim Tanzen in Niederkassel
Der Karneval verleiht offenbar ungeahnte Kräfte. Anders lässt es sich kaum erklären, dass beim Rosenmontagszug in Niederkassel-Ort selbst Kinder schier Übermenschliches leisten konnten. In der Fußgruppe des Sportvereins Niederkassel stemmten sie locker 250-Kilo-Hanteln in die Höhe – wohlgemerkt einarmig – und legten dabei gleichzeitig auch noch ein kleines Tänzchen auf den Asphalt.
Derlei Kraftanstrengungen hatte die Gruppe des Caritas-Seniorenheims Haus Elisabeth nicht nötig, die als Schneewittchen und nicht etwa sieben, sondern mehr als ein Dutzend gut gelaunter Zwerge im Zoch mitliefen. Ihre Kamellen brachten die Mitarbeitenden und einige Bewohner des Hauses ganz schwungvoll und locker unter das närrische Volk.
Allerlei Getier Ganz nebenbei fuhren sie noch Werbung für die Aktion „Radeln ohne Alter“, die die Senioren regelmäßig in Spezialrädern aus den Niederlanden zu Touren durch den Ort einlädt, nach dem Motto: „Wir sorgen für Wind in den Haaren.“ Größte Gruppe im Niederkasseler Zug waren erneut Eltern und Kinder der Kindertagesstätte Pappelweg. Sie bereicherten das Bild als buntes Rudel aus allerlei Getier: Stinktiere und Zebras waren darunter, überhaupt nicht scheue Rehe und auch rosarote Schweinchen.
Diese vertrugen sich erstaunlich gut mit der Jugendgruppe des Deutschen Roten Kreuzes, die die DRK-Kluft ausnahmsweise gegen eine Waidmannskluft eingetauscht hatten. Die Jäger verzichteten trotz des großen Wildtier-Angebots auf das Schießen und reihten sich ganz friedlich und freundlich in die Schar der kamellewerfenden Jecken ein. (pf)
Siegburger Rosenmontagszug bahnt sich mit 2000 Teilnehmern Weg
Der Rosenmontagszug in Siegburg schlängelt sich derzeit mit seinen rund 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch die Innenstadt. Eng gedrängt stehen die Jecke am Straßenrand.
Neun Wagen und 250 Teilnehmer beim Zug in Troisdorf-Eschmar
„Humba Humba Humba he, Mir maache durch bes morje fröh“: Ins Standardrepertoire einer Hardrock-Band gehören diese Zeilen wohl eher nicht, dem Junggesellenverein gelang beim Zoch in Eschmar aber ein ziemlich gelungener Spagat zwischen Leder, langen Haaren und Kamelle. Auf ihrem AC/DC-Wagen prangten die Konterfeis der Hardrock-Giganten, und zumindest was die Lautstärke auf dem Wagen angeht, versuchten die Jungs und Mädels alles, um ihren Vorbildern gerecht zu werden.
So fügte sich der Wagen doch bestens ein in den durchaus kontrastreichen Zug, der sich ab 10 Uhr seinen Weg durch Eschmar bahnte. Neun Gruppen mit insgesamt rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren an den Start gegangen – womit der Zug am Rosenmontag etwas kleiner ausfiel als noch vor der Pandemie. „Im Eschmarer Zug sind schon immer viele Privatgruppen und Freundeskreise mitgelaufen, einige haben sich während der langen Zwangspause etwas verloren“, erklärt Zugleiter Carsten Erbs.
Ganz und gar nicht verloren hat sich offenbar ein Freundeskreis, der als „Gangs of Eschmar“ den Goldenen Zwanzigern Tribut zollte und mit Schiebermützen und langen Mänteln ein absoluter Hingucker im Zoch war. „In Eischem is me tolerant, och Immis kriejen de Schnaaf in den Hand“, prangte in großen Lettern am Wagen des Eschmarer Prinzenpaares, der den Abschluss des Zuges bildete. Der „Schnaaf“ ist das hölzerne Zepter des Eschmarer Prinzen, das Prinz Achim I. sichtlich stolz in Händen hielt. So heizte er gemeinsam mit seiner Prinzessin Sonja I. den Jecken am Straßenrand ordentlich ein.
Unter ihnen war auch das Troisdorfer Dreigestirn, bestehend aus Prinz Marcello I., Bauer Kevin und Jungfrau Sina. Das jüngste Dreigestirn in der Geschichte der Stadt hatte seinen großen Auftritt schon einen Tag vorher gehabt. „Das war unbeschreiblich“, sagte Bauer Kevin sichtlich gerührt. „Heute sind wir die Zuschauer – und genießen es.“ (cfs)
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