AboAbonnieren

Lohmarer SolarparkPolitik streitet über „Verschandelung der Landschaft“ durch Paneele

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Photvoltaik auf der grünen Wiese in Scheiderhöhe: Das Projekt der Stadtwerke Lohmar ist umstritten.

Lohmar – Das Stadtwerke wollen eine riesige Solaranlage auf der grünen Wiese in Scheiderhöhe errichten. Das Projekt ist umstritten, das zeigte die Diskussion im Stadtentwicklungsausschuss. Während die Mehrheit aus Grünen, SPD und UWG einen ökologischen Nutzen sieht, sprach die CDU von Verschandelung der Landschaft.

Wie groß ist die Anlage?

Die Photovoltaik-Module würden eine Fläche von 5,4 Hektar bedecken und jährlich rund 3000 Megawattstunden Strom (drei Millionen KWh, der Durchschnittsverbrauch von 900 Haushalten) erzeugen. Gerechnet wird mit einer Investition von 1,8 Millionen Euro inklusive Bauleitplanung und Netzanschluss über das benachbarte Gewerbegebiet Rambrücken.

Wer profitiert?

Die beiden Grundbesitzer erhalten Pacht, es gibt bereits einen Nutzungsvertrag. Eigentümer und Betreiber der Anlage sind die Stadtwerke, eine Tochter der Stadt und der Rheinenergie. Der Kölner Konzern übernimmt die technische Betriebsführung.

Erste Freiflächen-Anlage in Troisdorf

Auf Freiflächen gibt es im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis bislang nur eine Anlage: Seit 2009 wird in Troisdorf-Oberlar nahe der Auffahrt auf die Autobahn 59 auf acht Hektar Sonnenstrom produziert, anfängliche Kapazität drei Millionen KWh. Es war seinerzeit der größte Solarpark in NRW.

In Königswinter-Ittenbach will ein privates Unternehmen auf bislang landwirtschaftlich genutztem Grund in Richtung Hennef-Dambroich eine Freiflächenanlage errichten, die 5,5 Millionen KWh produziert. Der Stadtrat hat dem Bürgerantrag zugestimmt. (coh)

Wird die Fläche versiegelt?

Laut den Stadtwerken werde mit der „naturnahen, extensiv bewirtschafteten Wiese“ zwischen und unter den aufgeständerten kristallinen Modulen ein „vielfältiger, geschützter Lebensraum für Insekten, Kleintiere und Vögel geschaffen“. Das verspreche einen größeren Nutzen für die Umwelt als Ackerfläche und Weiden.

Was sagen die Kritiker?

Solaranlagen sollten bevorzugt auf Dächern, an Autobahnen, an Schienen und auf Brachen errichtet werden, entgegnete der Ausschussvorsitzende Guido Koch (CDU), nicht in der Kulturlandschaft auf Feldern und Wiesen. „Das ist ein Frevel, diese Landschaft wird zerstört.“ Es gehe doch zuerst um das Wohl der Kommune und nicht um die Interessen von großen Konzernen. „Solar ist gut, aber nicht dort“, sagte Frank Jonas (CDU). Die Bezeichnung der umzäunten Anlage als „Park“ höre sich lediglich schön an.

Das könnte Sie auch interessieren:

Was meint die Ratsmehrheit?

Die Anlage sei von der Landstraße 288 aus nicht sichtbar, es seien keine dunklen Glasflächen, der Boden werde nicht versiegelt, sagte Horst Becker (Grüne). Er erinnerte daran, dass im Koalitionsvertrag eine Solarpflicht für Neubauten festschrieben wurde, diese sei lediglich zurückgestellt. Man erwarte, dass sowohl unter der neuen Bundesregierung wie auch nach der Landtagswahl in NRW im Mai neue Schwerpunkte gesetzt würden bei erneuerbaren Energien. Windräder hätten hier zwischen dem Flugplatz und dem Siebengebirge keinen Platz.

Wo gibt es Hürden?

Der Landesentwicklungsplan NRW steht allerdings einer Realisierung entgegen. Demnach dürften Freiflächen-Solaranlagen „nur ausnahmsweise im Freiraum“ festgelegt werden. Die Stadtverwaltung sieht hier hohe Hürden für die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung des Bebauungsplans. Es sei fraglich, ob die Bezirksregierung Köln dem zustimme. Bei Ablehnung könne das Projekt im Zuge des Regionalplans genehmigt werden, erklärte Becker. Der Ausschuss votierte in geheimer Abstimmung mit 11:7 für den Antrag der Stadtwerke und die Einleitung der Bauleitplanverfahren.