Session 2022/2023Karnevalisten in Rhein-Sieg planen optimistisch ihre Sitzungen
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Rhein-Sieg-Kreis – Zweimal in Folge ließ die Pandemie den Karnevalisten das „Alaaf“ nahezu vollkommen im Halse stecken bleiben: Fast alle Veranstaltungen in der Region mussten abgesagt werden. In diesem Jahr könnte so vieles besser werden. Corona-Einschränkungen gibt es – Stand jetzt – nur noch wenige. Das gesellschaftliche Leben hat wieder an Fahrt aufgenommen. Neben dem Ukraine-Krieg, der bereits die letzte Session prägte, beeinflusst nun aber auch die drohende Energiekrise die Planungen. Allen Problemen zum Trotz blicken die Karnevalisten aber optimistisch in die neue Session.
Funken Blau-Weiß Siegburg: Nominell ausverkauft
„Es gehört zum Auftrag des Karnevals, auch in düsteren Zeiten Freude zu verbreiten. Gerade dann ist der Bedarf nach dem Karneval am größten“, sagt Ferdi Büchel, Präsident der Funken Blau-Weiß Siegburg. Vier große Sitzungen und eine Party mit mehr als 2000 Gästen planen die Funken – der Kartenverkauf ist nahezu abgeschlossen, die Veranstaltungen „nominell ausverkauft“. Nach den Absagen in den Jahren 2020 und 2021 habe man die Karten fortgeschrieben, so Büchel. „Nur ganz wenige verzichten, bislang liegt die Quote bei unter einem Prozent.“
Auf eine Preissteigerung von vier Euro müssen sich die Gäste in diesem Jahr einstellen, die erste Erhöhung seit knapp zehn Jahren. Grund dafür sei, so Büchel, aber nicht die Energiekrise, sondern die neue Brandschutzverordnung im Rhein-Sieg-Forum, die nun weniger Gäste zulässt.
Eine starke finanzielle Entlastung waren für die Funken Blau-Weiß die Hilfen aus dem Fördertopf des Landes, die nach langer Wartezeit im August endlich flossen. „Dadurch konnten 99 Prozent der Kosten kompensiert werden“, so Präsident Ferdi Büchel, der möglichen Maßnahmen aufgrund der Pandemie oder Energiekrise gelassen entgegenblickt. „Ob 2G, 2G-Plus oder Absenkung der Temperatur – wir wollen das Wesentliche erhalten und Spaß haben am Zusammensein.“
Westerwaldsterne Uckerath: Das Brauchtum erhalten
Kuhl un de Gäng, Klaus & Willi, Fiasko, Kempes Feinest und weitere Bühnenkräfte sind gebucht, die Tanzcorps haben trainiert. Die Westerwaldsterne wollen am 10. Februar in Uckerath ihre Kostümsitzung feiern und peilen nach Worten ihres Vorsitzenden eine schwarze Null an, was das Finanzielle betrifft. Wobei Andreas Becker zurzeit etwas daran zweifelt, ob das klappt. „Die Situation wird für die Bürger schwieriger“, spricht er die steigenden Energiekosten an. Das könne dazu führen, dass mancher auf den Sitzungsbesuch verzichte.
Der Sterne-Chef hat von den Sorgen der Kölner Gesellschaften gelesen. „Wenn die schon Probleme haben... – aber vielleicht werden die kleinen Veranstaltungen auf den Dörfern eher besucht als die großen in der Stadt.“ Seinem Verein gehe es darum, das Brauchtum zu erhalten, betont Becker, „und es soll noch bezahlbar sein“. Nur ein bisschen tiefer müssen die Sitzungsgäste ins Portemonnaie greifen. Beim Eintritt haben die Westerwaldsterne zwei Euro aufgeschlagen, ein Ticket kostet jetzt 30 Euro.
Für die Auftritte des Tanzcorps bei anderen Veranstaltern nehmen die Uckerather laut Becker auch etwas mehr. Dazu zwängen die erhöhten Busreisekosten. Erfreulich war für die Westerwaldsterne das Ergebnis der Bemühungen um Kostenerstattungen durch Bund und Land für die Ausfälle in der vergangenen Session. 10.000 Euro hatte der Verein beantragt, um Künstlergagen bezahlen zu können, sowie als Ausgleich für entgangene Tanzcorps-Einnahmen. „Das Geld haben wir bekommen“, berichtet Becker. In den vergangenen Wochen seien die letzten Zahlungen eingegangen, nur auf einer „Kleinstmenge“ sei man sitzengeblieben.
Sövener Karnevals-Club: Es wird nicht zu kalt in der Aula
Trotz aller Unwägbarkeiten geht der Sövener Karnevals-Club (SKC) mit großen Ambitionen in die Session. „Wir wagen den Sprung nach Hennef“, teilt SKC-Geschäftsführerin Doris Fromm mit. Da der Sövener Hof samt Saal nicht mehr zur Verfügung steht, findet die Sitzung, in der am 19. November das Sövener Kinderprinzenpaar proklamiert wird, erstmals im Zentralort statt. Auf der Bühne der Schulaula in der Wehrstraße erwartet der SKC unter anderem Wicky Junggeburth und die Nippeser Bürgerwehr.
Dass es den Besuchern wegen sparsamen Heizens zu kalt werden könnte, befürchtet Fromm nicht. Wenn die Aula mit 450 Personen voll werde, sei es sicher warm genug. Allerdings laufe der Kartenvorverkauf „eher schleppend“. Mit 27 Euro nimmt der SKC wie die Westerwaldsterne zwei Euro mehr Eintritt als früher. „Ob das ein Problem ist, wissen wir noch nicht“, sagt die Geschäftsführerin und appelliert an alle, die sich überlegen, die Sitzung zu besuchen: „Bitte belohnt unseren Mut.“
1. Hennefer Stadtsoldaten: Et hätt noch immer jot jejange
Paul Jacobs, Baas der 1. Hennefer Stadtsoldaten, stellt auf der Internetseite des Vereins fest, dass nun wieder niemand vorhersagen könne, was in der Karnevalssession wegen möglicher Corona-Auflagen abgesagt werden müsse. Mit einem „Et hätt noch immer jot jejange“ schaut er optimistisch nach vorn: „Wir Großen und auch die Stadtsoldaten-Pänz trainieren seit Mitte August eifrig, wir hoffen, dass die Session komplett stattfinden kann und wir bei vielen Veranstaltungen unser Können zeigen dürfen.“ Gerade für die Kinder seien die Auftritte wichtig, „damit sie sehen, dass das Training Früchte trägt“.
Ihren Regimentsappell haben die Stadtsoldaten auf den 5. November vorverlegt, was indes keine Corona-Vorsichtsmaßnahem ist, sondern den Termin-Knubbel im Januar etwas auflösen soll. „Alle Veranstaltungen werden wir mit der erforderlichen Sorgfalt und Vorsicht planen und durchführen“, versichert Jacobs. So würden zum Beispiel bei der Sessionseröffnung am 12. November Getränke wieder nur in Flaschen angeboten und auf genügend Abstand geachtet. Für die Herrensitzung am 5. Februar gelte ohnehin die 3G-Regel. „Zusätzlich bitten wir die Besucher, sich zeitnah testen zu lassen“, so Jacobs. „Mehr können wir für eine sichere Veranstaltung nicht tun.“
Fidele Sandhasen Oberlar: Nur eine handvoll Rückläufer
Bei der KG Fidele Sandhasen Oberlar findet die Karnevalsplanung wie in den Jahren vor der Pandemie statt. Es wird am 7. Januar die Sandhasen-Sitzung und am 4. Februar die Mädchensitzung in der Troisdorfer Stadthalle geben. „Wir gehen das mit rheinischem Optimismus an“, sagt Pressesprecherin Eva Rott. Alle hätten Lust zu feiern, und die meisten Karteninhaber hätten davon Gebrauch gemacht, ihre Tickets zu identischen Konditionen zu behalten. „Wir hatten nur eine handvoll Rückläufer.“ Für die Mädchensitzung gebe es sogar nur noch wenige Tickets. Das sei auch mit ein Grund gewesen, die Preise zunächst gleich zu halten. An der dritten Veranstaltung „Jeck Friday“ arbeiten die Verantwortlichen allerdings noch und erst Ende des Jahres beginnt der Kartenverkauf. Auf die Erstattungen aus den Fördertöpfen warten die Sandhasen immer noch. Immerhin sei die Künstler-Agentur dem Verein entgegengekommen und habe die Forderungen aus den ausgefallenen Veranstaltungen zurückgestellt.
Närrische Stadtsoldaten Eitorf: Business as usual
In Eitorf laufen die Vorbereitungen bis jetzt meist nach dem Motto „Business as usual“. „Wir lassen die Dinge erstmal auf uns zukommen“, sagt Petra Müller, Vorsitzende der KG Närrische Stadtsoldaten Eitorf. „Der Absatz bei den Karten ist bis jetzt auch soweit normal, allerdings mussten wir den Preis etwas anpassen. Nach zwei Jahren coronabedingter Ausfälle müssen einige Künstler ja auch ihre Preise anheben.“
Ähnlich sieht es beim Festausschuss Eitorfer Karneval aus: auch dort arbeitet man auf eine normale Session hin. „Die Pandemie hat die Karnevalsgesellschaften zusammengeschweißt, bei der Planung haben jetzt alle prima an einem Strang gezogen“, sagt Geschäftsführer Peter Welteroth. Für die Ausfälle in der vergangenen Session hat der Festausschuss finanzielle Hilfe des Bundes in Anspruch genommen.