Die karnevalistische Belagerung dauert etwa zwei Stunden. Eines der Highlights war der umgedichtete Hit „Tommi“ von AnnenMayKantereit.
Hunderte Jecke machten mitRathaussturm in Hennef kam früher wegen der Bundestagswahl
![Musiker in roten Hosen und blauen Oberteilen stehen inmitten einer Stadt auf einer Plattform. Die Aussicht auf die Gruppe wird von der Feder an einem karnevalistischen Hut gerahmt.](https://static.rundschau-online.de/__images/2025/02/09/f8eb4301-dc45-45e9-acdb-366c3ba0deab.jpeg?q=75&q=70&rect=0,0,1500,844&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=16642c1f6d9d05bad784b34c8c7fb97f)
Die Stadtsoldaten-Pänz und das Rathausteam lieferten sich bei der Erstürmung in Hennef einen Dreikampf aus Malen, Singen und Mimik-Erraten.
Copyright: Peter Lorber
Die Hennefer Stadtsoldaten nahmen den Rathaussturm ernst, der wegen des Wahlsonntags - obligatorisch wäre dies der angestammte „Sturm“-Tag der Blau-Roten - auf Samstag vorgezogen wurde. Gleichwohl konnte sich Angriffsführer Peter „Balu“ Lindlar auf hunderte von Jecken und Jeckinnen, organisiert in Karnevalsgesellschaften und -vereinen, Tanzcorps, sämtliche große und kleine Tollitäten der Siegstadt sowie einen herrlich bunten Bürgersturm verlassen. Auf dem sonnigen Balkon hatte sich der Rathausknubbel hinter einem Luftballon-Bollwerk verschanzt, für die zweistündige Belagerung mit Kölsch und Bütterken reichlich versorgt.
Dem üblichen Säbelrasseln zwischen Lindlar („Wir kommen gleich, Ihr könnt schon mal die Windeln wechseln“) und Bürgermeister Mario Dahm („Eure Pänz sehen gefährlicher aus als die Großen“) folgte ein Dreikampf aus Malen, Singen und Mimik-Erraten zwischen Stadtsoldaten-Pänz und dem Rathausteam Dahm, Renate Hoffmann, Thomas Wallau, Volker Erbe.
Hinsichtlich der Aufgabenschwere ging Contest-Referee Stadtsoldat Michael Walter mit den Seinen großzügig um. So musste ein Mini-Soldat in Montagsmaler-Manier Bilder vorgegebener Begriffe zeichnen, die es von den Kameraden zu erraten galt. Während „Sonne“, „Mond“ und „Stern“ in Sekundenschnelle gelöst wurden, hatte das Dahm-Team mit „Verwaltungsakt“ oder „Sieghochwasser“ ungleich härtere Nüsse zu knacken.
Alles zum Thema Bundestagswahl
- Newsblog zur Bundestagswahl Scholz lobt eigene Performance – Merz hält Wirkung von TV-Duellen für begrenzt
- TV-Duell zur Wahl Wieder präsentiert sich hier kein Kanzler der Herzen
- „Kämpfen lohnt sich“ Wie Rhein-Bergs Grünen-Abgeordneter die Arbeit im Bundestag sieht – und welche To-dos er noch hat
- Wahlkreis 96/Rhein-Sieg I Niko Gräfrath (FDP) möchte mehr Angebote zur beruflichen Bildung
- Wahlkreis 96/Rhein-Sieg I Elisabeth Winkelmeier-Becker (CDU) will „mehr Netto vom Brutto“
- Zwischen Waffeln und Wahlkampf Bundestagskandidaten aus Rhein-Berg reden im Podcast
- „Kein wissenschaftliches Fehlverhalten“ Habeck weist Plagiatsvorwürfe zurück
Hennef statt Köln: AnnenMayKantereit-Hit „Tommi“ wurde bei Rathaussturm umgedichtet
Beim Sing-Contest legten die Buben Leonard und Anton mit der umjubelten Liebeserklärung an den Verein „Ich wär so gern ein Stadtsoldat“ vor. Volle Punktzahl gab es dafür. Keine Chance für Dahm und die Seinen? Denkste. Der Stadtchef packte die E-Gitarre aus und führte sein Team durch zwei temperamentvolle Songs, wobei das Quartett gesanglich alle Möglichkeiten der Tonleiter ausschöpfte.
Konkurrenzlos gut war die auf Hennef adaptierte Version des AnnenMayKantereit-Hit „Tommi“. Bei der wurde Köln durch Hennef und Rhein durch Sieg ersetzt, was zu rührenden Zeilen führte: „Da, wo mer zosamme groß jeworde sin, da ziehen mer alle irgendwann wieder hin. Damit die Kinder, die mer krieje könne, alle in Hennef jebore sin.“
Durch das bessere Mimik-Erraten hatten die Jungen schließlich die Nasen vorn. Nun lag Pulverdampf in der Luft. Vielleicht um den Tollitäten die Angriffsangst zu nehmen, ließ sie Lindlar zum Laridah-Gruppentanz mit den Stadtsoldaten antreten. Ein blau-roter Stoßtrupp schleppte mittlerweile ein kombiniertes Vorfahrts- und Straßenschild an. Dessen Aufschrift „Frankfurter Straße“ war ihrer Buchstabenfolge „furt“ beraubt und durch die römische Zahl Zwei ersetzt worden. Hennefs Prinz Frank II. wurde somit als neuer Rathauschef ausgewiesen.
Der Sturm nahm seinen Lauf und trotz schwächelnden Rammbocks und versagender Sturmleiter brachen letztlich die Dämme. Dahm und sein Ratsvolk lagen bald in Ketten, aber nur so lange, bis die Fesseln zum Waffenstillstandsprosit wieder gelöst wurden.