Olaf Scholz zeigte sich im TV-Duell angriffslustig gegen Friedrich Merz, ohne jedoch einen Befreiungsschlag für die SPD zu erzielen.
TV-Duell zur WahlWieder präsentiert sich hier kein Kanzler der Herzen

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l), steht neben Friedrich Merz, Unions Kanzlerkandidat und CDU Bundesvorsitzender, vor dem TV-Duell von ARD und ZDF.
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Bundeskanzler Olaf Scholz findet sich gut. Er habe, sagte er im Nachgang zum ersten TV-Duell mit Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU), ordentlich performt. Tatsächlich schlug sich der Amtsinhaber souverän, gab sich mitunter angriffslustiger als sein Herausforderer.
Ein Befreiungsschlag für seine zwei Wochen vor der Bundestagswahl in Umfragen bei 15 Prozent dümpelnde SPD war Scholz“ Auftritt jedoch nicht.
Dass der Christdemokrat aus dem Wortgefecht mit dem Genossen als haushoher Sieger hervorgegangen ist, behaupten wiederum nur eingefleischte Merz-Getreue.
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Zwar mag es dem Sauerländer an der ein oder anderen Stelle gelungen sein, den um Lockerheit bemühten Hanseaten rhetorisch ins Leere laufen zu lassen. Den im Verlauf des Gesprächs entstandenen Eindruck, die Wahlversprechen der Union seien nicht ordentlich gegenfinanziert, konnte Merz jedoch nicht nachhaltig zerstreuen.
Mehrausgaben beispielsweise für Verteidigung mit üppigem Wirtschaftswachstum bezahlen zu wollen, bleibt eine Wette auf die Zukunft, von der auch die Union nicht weiß, ob sie aufgeht.
Hart in der Sache, zivil im Ton
Die beiden Spitzenkandidaten präsentierten sich hart in der Sache, manchmal spitzzüngig, aber grundsätzlich zivil im Ton. Mit Blick auf mögliche schwarz-rote Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl haben sie das Tischtuch nicht zerrissen, es blieben aber dicke Bretter zu bohren. Denn am Ende der Debatte lagen die Unterschiede zwischen Union und SPD in Sachen Wirtschafts-, Finanz- und Sozialpolitik klar auf dem Tisch.
Scholz will Steuererhöhungen für Reiche, Merz will auch Besserverdienende entlasten. Scholz will die Schuldenbremse reformieren, Merz eher nicht. Scholz ist mit dem Bürgergeld im Prinzip zufrieden, Merz will es in der jetzigen Form abschaffen. Scholz behält sich vor, einen Mindestlohn von 15 Euro gesetzlich durchzusetzen, Merz lehnt das ab. Und für mehr Konsequenz beim Stopp der illegalen Migration steht Merz eher als Scholz. Ob das den unentschlossenen Wählern weiterhilft?
Für Merz spricht, dass viele Bürger einen Politikwechsel wollen, ganz pragmatisch. Ob das reicht? Ebenso wenig, wie Olaf Scholz je ein Kanzler der Herzen gewesen ist, wird der Sauerländer ein Kanzler der Herzen werden.