Airport Köln/BonnWie ein Fluglotse das Unglück über Hennef verhindert hat
Lesezeit 3 Minuten
Kurz vor der Landung am Flughafen Köln/Bonn muss eine „SunExpress“-Maschine durchstarten. (Archivfoto)
Copyright: picture alliance/dpa
ANZEIGE
ANZEIGE
Beim Landeanflug auf den Flughafen Köln/Bonn ist eine Passagiermaschine der Fluggesellschaft „SunExpress“ fast mit einer Cessna kollidiert.
Der Pilot hat den Funkkontakt mit dem Tower aus unbekannten Gründen ignoriert und ist in die Landeroute der Passagiermaschine geflogen.
Ein aufmerksamer Fluglotse hat Schlimmeres verhindert. Dem Piloten drohen weitreichende Konsequenzen.
Hennef/Köln/Bonn – Ein kleiner blinkender Punkt mit einer Nummer. Mehr ist die Maschine vom Typ Cessna für die Fluglotsen im Kontrolltower am Flughafen Köln/Bonn zunächst nicht. Der Punkt bewegt sich langsam über das Radar, wie es zahlreiche andere Punkte auch tun. Das Problem: Die Fluglotsen wissen nicht, wer in dieser Maschine sitzt. Sie wissen nicht, warum er in die Kontrollzone des Flughafens eingeflogen ist. Der Funkkontakt bleibt erfolglos. Sie wissen nur: Eine große Passagiermaschine der Fluggesellschaft „SunExpress“ soll in wenigen Augenblicken die kleine Cessna kreuzen.
Dass es am Dienstag gegen 14 Uhr über Hennef nicht zu einem der schwersten Unglücke in der deutschen Luftfahrtsgeschichte kommt, ist der aufmerksamen Arbeit der Fluglotsen zu verdanken. Michael Fuhrmann, Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung (DFS) in Nordrhein-Westfalen, erklärt den genauen Ablauf im Kontrolltower: „Normalerweise nimmt der Fluglotse erst Kontakt mit der kleineren Maschine auf, weil sie deutlich einfacher zu manövrieren ist. Sie fliegt solange eine Warteschleife, bis die Landebahn frei wird. In diesem Fall war der Pilot aber nicht erreichbar.“
Also müssen die Piloten der „SunExpress“-Maschine reagieren. Die Fluglotsen kontaktieren die Maschine und geben das Kommando zum Durchstarten. Die „SunExpress“-Maschine steigt wieder in die Luft und dreht eine zusätzliche Runde über dem Airport. Zehn Minuten später landen sie samt Crew und Passagieren auf dem Boden. Kein Unglück, keine Verletzte.
„Das ist auch der guten Arbeit der Fluglotsen zu verdanken. Sie haben absolut richtig und vor allem schnell gehandelt“, erklärt Michael Fuhrmann. Das Durchstarten selbst ist für die Piloten nichts Ungewöhnliches. „So ein Manöver wird vor jeder Landung im Cockpit noch einmal durchgesprochen. Die Ursache kann ja auch eine völlig andere sein. Zum Beispiel ein Passagier, der sich an Bord nicht ordnungsgemäß hingesetzt hat“, so Fuhrmann weiter.
Laut Daten des Portals „Flightradar24“, die dieser Zeitung vorliegen, waren beide Flugzeuge um 14.04 Uhr am nächsten beieinander. Der Abstand betrug 976 Meter. In der Höhe waren beide Flugzeuge um 205 Meter getrennt. „Für Passagiermaschinen sind Abstände von drei bis acht Meilen vorgeschrieben, für kleinere Flugzeuge gibt es solche Regelungen nicht“, sagt Fuhrmann. Problematisch: Die Cessna fliegt im sogenannten Sichtflugbetrieb, der Pilot orientiert sich überwiegend an dem, was er sieht. „Daher ist besondere Vorsicht geboten. Vor allem, wenn der Pilot nicht erreicht werden kann. Mehrere Meilen klingen erstmal nach einem großen Abstand. Bei den Geschwindigkeiten der Flugzeuge ist das aber nichts“, erklärt Fuhrmann weiter.
„SunExpress“ selbst äußerte sich auf Anfrage dieser Zeitung am Donnerstag nur knapp mit einer Pressemitteilung. „Wir können bestätigen, dass Flug XG 1134, Dalaman-Köln, am Dienstag den 30. Juni 2019 aus Sicherheitsgründen den Landeanflug auf den Flughafen Köln/Bonn abbrechen und durchstarten musste“, heißt es darin. Über den Piloten ist bisher dagegen kaum etwas bekannt.
Rätseln um die Motive des Piloten
Fest steht: Die Cessna ist am Dienstag in Bielefeld gestartet, bevor sie gegen 14 Uhr in den Luftraum des Flughafens Köln/Bonn eingeflogen ist. Laut Daten des Portals „Flightradar24“ war sie am Dienstagmorgen in Flensburg gestartet und landete nach einem Zwischenstopp in Bielefeld auf dem Flugplatz in Hangelar gegen 14.16 Uhr. Die Maschine mit der Kennung D-ELPH gehört einem Flensburger Luftsportverein. Dort war am Donnerstag niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
„Der Tower hat die Flugnummer der Maschine notiert, dementsprechend lässt sich auch der Pilot ausfindig machen“, sagt Fuhrmann. Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet. Zuständig ist das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung.
Der Flughafen Köln/Bonn
Copyright: picture alliance/dpa
Dort ist der Fall bereits eingegangen und wird derzeit geprüft. „Der Vorfall wird im zuständigen Referat beurteilt. Im Anschluss wird über das weitere Vorgehen entschieden“, sagt Kerstin Weber, Pressesprecherin der Behörde, gegenüber dieser Zeitung. Weitere Details sollen in der kommenden Woche bekanntgegeben werden. Dem Piloten droht ein Bußgeld in Höhe von bis zu 50.000 Euro.