Nach Bekanntwerden der Schulkonto-Affäre brodelt es in Windeck. Politiker fordern den Rückzug von Melanie Grabowy und Frank Sauerzweig.
Schulkonto„Es müssen Köpfe rollen“ – Politiker fordern Konsequenzen für Windecker Schulleitung
„Die Eltern wünschen sich, von der Schulleitung persönlich informiert zu werden.“ Bei Andreas Holschbach stand am Dienstag das Telefon selten still. Er ist seit 2014 Vorsitzender einer Klassenpflegschaft und seit 2017 Vorsitzender der Schulpflegschaft an der Gesamtschule Windeck.
Am Dienstag war bekannt geworden, dass die Schulleitung der Gesamtschule, Melanie Grabowy (Schulleiterin) und Frank Sauerzweig (stellvertretender Schulleiter), über Jahre auf einem Konto eine sechsstellige Summe angespart hat, zum Teil aus zu hohen und nicht erstatteten Elternbeiträgen.
Es habe bisher auch in schwierigen Situationen ein Miteinander an der Schule gegeben, das solle so bleiben, betont Holschbach. „Wir wollen aber wissen, was mit dem überschüssigen Geld wird, warum wurde es angespart, wofür wird es ausgegeben, gibt es womöglich Rückzahlungen? Dazu wollen die Eltern die beiden selbst hören und sich dann ein Urteil bilden.“
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Laut Schulpflegschaft war von Rückzahlungen nie die Rede
Von Beschlüssen der Schulpflegschaft oder einzelner Klassenpflegschaften, Überschüsse von Klassenfahrten nicht auszuzahlen, wisse er nichts, sagt Holschbach, der zwei Kinder auf der Schule hat. „Das kann aber vor 2014 gewesen sein“, räumt er ein. Die Gemeindeprüfungsanstalt hatte gefordert, Überzahlungen zu erstatten, sofern keine anderweitigen schriftlichen Beschlüsse der Elternschaft bestünden, das gesammelte Geld später zu verwenden.
„Ich bin immer davon ausgegangen, dass die Klassenfahrten durchkalkuliert sind: Da geht es hin, das kostet so viel“, berichtet Holschbach. Von Rückzahlungen sei nie die Rede gewesen.
In der Gesamtschule steht mit dem Beginn des Schuljahrs die Neukonstituierung der Gremien an. Am 17. August treffen sich die Klassenpflegschaften und wählen ihre Vorstände. Diese wiederum wählen den Vorstand der Schulpflegschaft. Andreas Holschbach rechnet sich derzeit Chancen auf eine Wiederwahl aus. Die volljährigen Schüler vertreten sich in den Gremien selbst.
SPD-Politiker wirft Windecker Schulleitung Veruntreuung vor
„Wir fordern Akteneinsicht und werden dann weitersehen, wie wir verfahren“, kündigt Frank Steiniger von der CDU an. Er hatte seine Fraktion für Dienstagabend zusammen gerufen, um zu beraten. Es sei bis heute „nicht zu begreifen, mit welchem Ziel das Geld angehäuft wurde“, stellt er fest.
„An anderen Schulen läuft das“, da werde versucht, die Eltern zu entlasten. Das Verhalten an der Gesamtschule sei „zumindest unsensibel und tut weder dem Ruf der Schule noch dem aller Lehrer gut“, meint der Christdemokrat.
„Wir waren schon bei der ersten Information im Gemeinderat schockiert“, erinnert sich Sozialdemokrat Dirk Bube. Jetzt müsse „ohne Rücksicht auf Personen“ aufgeklärt werden. „Für mich ist das Veruntreuung von Geldern, da ist vor allem der Arbeitgeber gefragt.“ Das sei bei Melanie Grabowy und Frank Sauerzweig der Kölner Regierungspräsident. Der habe sich aber scheinbar noch gar nicht gerührt.
Schulkonto: Grünen-Politiker sieht die Bezirksregierung in der Pflicht
„Der Arbeitgeber muss reagieren, da muss personalrechtlich etwas kommen – weitergehen kann es so nicht“, fordert der SPD-Mann und ergänzt: „Wie will ich Schülern etwas von Ethik erklären und zugleich so handeln?“ Die weitere Vorgehensweise auch des Gemeinderates müsse „offen und transparent gestaltet werden“. Der Windecker Kämmerei spreche er sein volles Vertrauen aus.
„Ich möchte jetzt Antworten haben“, zeigt sich auch Thomas Ritzer von den Grünen kämpferisch. „Das waren Gelder, die eigentlich für die Schüler vorgesehen waren.“ Auch Ritzer sieht die Bezirksregierung in der Pflicht. Er will auch geklärt sehen: „Wer wusste was und warum?“ Wenn Dinge rechtlich nicht in Ordnung gewesen seien, „müssen Konsequenzen gezogen werden“. Das Mindeste sei eine klare Stellungnahme der Schulleitung.
Grabowy und Sauerzweig haben wichtige politische Ämter inne
„Es müssen Köpfe rollen“, fordert Jürgen Gansauer von der FDP. „Das sind genau die Geschehnisse, die für Unmut über die Politik sorgen und die Leute dazu bringen, AfD zu wählen.“ Grabowy und Sauerzweig müssten „auf der Stelle sämtliche Ämter aufgeben, sich entschuldigen und entstandenen Schaden wieder gut machen“.
Melanie Grabowy ist stellvertretende Bürgermeisterin für die Grünen in Bonn, Frank Sauerzweig Fraktionsvorsitzender der SPD im Siegburger Stadtrat. Mit Parteipolitik habe das für ihn überhaupt nichts zu tun, betont Gansauer: „Auch in der FDP gibt es schwarze Schafe.“
Die erste Gelegenheit, bei der Gemeindeverwaltung Fragen zu stellen, haben die Windecker Kommunalpolitiker am Dienstag, 15. August, 17.30 Uhr, beim Haupt- und Finanzausschuss in der Aula der Gesamtschule.
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