Windeck/Waldbröl – „Eine Grenze ist überschritten. Wir müssen die Leute wachrütteln. Kreis und Land müssen uns unterstützen.“ SPD-Fraktionschef Dirk Bube brachte auf den Punkt, was die vier Fraktionen von CDU, SPD, Grünen und FDP im Windecker Gemeinderat als Resolution verabschieden wollen: Die Akut-Abteilungen für invasive Kardiologie und Gefäßchirurgie im Krankenhaus Waldbröl müssten bleiben.
Windeck war einst selbst Gesellschafter des Krankenhauses
Die Nachricht, dass das Klinikum Oberberg seine kardiovaskuläre Notfallversorgung unter dem Dach des Gummersbacher Krankenhauses bündeln will, sorgt in Windeck für Empörung. Herzinfarkt- und Schlaganfallversorgung sowie Gefäßmedizin inklusive der Versorgung von Bauchaortenaneurysmen sollen künftig komplett in der oberbergischen Kreisstadt stattfinden. Die invasive Kardiologie und die Gefäßchirurgie sollen dafür verlagert werden. Einer konservative Kardiologie in der Abteilung für Innere Medizin soll aber erhalten bleiben.
Die Weichen für die Umsetzung dieser Pläne hatten Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung von Klinikum Oberberg, Vertreter der Trägerkommunen in Oberberg, Mitte Juni gestellt. Für Patientinnen und Patienten aus Windeck bedeutet das – ohne Blaulicht und Sirene – eine halbe Stunde mehr Fahrzeit. Notfallpatienten aus dem Leuscheider und Auer Raum seien bis zu einer Stunde unterwegs. Dabei zähle bei Herzinfarkt oder Schlaganfall jede Minute.
Pikant: Bis vor etwas mehr als einem Jahrzehnt saßen Vertreter der Gemeinde Windeck ebenfalls in den Gremien für die Waldbröler Klinik. Damals sei deren Erhalt versprochen worden, berichtete Bube. Danach seien aber Kinder- und Geburtsstation geschlossen beziehungsweise in Gummersbach konzentriert worden, ergänzte Thomas Ritzer von den Grünen.
Frank Steiniger (CDU) und Petra Buttelmann (FDP) erinnerten an die nötigen Besuche Angehöriger. „Das Krankenhauspersonal ist doch angesichts der eigenen Überlastung froh, wenn sich jemand kümmert“, stellte Buttelmann fest.
Der Beigeordnete Thomas Becher nahm die Resolution im Rathaus entgegen, um sie im Rat einzubringen. Gleiche Lebensbedingungen in Stadt und Land dürften nicht nur propagiert, sie müssten praktisch umgesetzt werden, sagte er.
Die Fraktionen hatten die Resolution im Ältestenrat vorberaten. Nach der Verabschiedung im Rat am 30. August sollen die Vertreter der Parteien in Düsseldorf und Berlin angesprochen werden. Auch der Rhein-Sieg-Kreis sei in der Pflicht, meinte Bube. Der habe sich darauf verlassen, dass Windeck und Ruppichteroth aus den Nachbarkreisen versorgt würden.
Windecker dürften nicht von lebenswichtiger Akut-Versorgung ausgeschlossen werden, heißt es in der Resolution: „Windeck darf nicht weiter bei der ärztlichen Notversorgung im Abseits stehen.“