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Klinikum OberbergKardiologie zieht aus Waldbröl nach Gummersbach

Lesezeit 4 Minuten
Michael Petzsch 140622

Erst im August 2020 war der neue Herzkatheter für die Kardiologie in Waldbröl von Chefarzt PD Dr. Michael Petzsch vorgestellt worden.

Waldbröl/Gummersbach – Wer in der Kreismitte oder im Kreissüden einen Herzinfarkt erleidet, könnte in Zukunft ins Krankenhaus nach Gummersbach anstatt nach Waldbröl gebracht werden. Das ist die konkreteste Folge, wenn die am Dienstag vorgestellten Pläne des Klinikums Oberberg Realität werden. Das Klinikum will nämlich seine kardiovaskuläre Notfallversorgung in Gummersbach bündeln. Dafür sollen die invasive Kardiologie und die Gefäßchirurgie von Waldbröl nach Gummersbach verlagert werden.

Die Weichen dafür haben Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung des Klinikums am Dienstag gestellt, jeweils einstimmig – bei einigen Enthaltungen im Aufsichtsrat – bei einer Klausurtagung im Wiehler Hotel zur Post.

Land muss Plänen des Klinikums Oberberg noch zustimmen

Zunächst, betonten Landrat Jochen Hagt und Klinikum-Geschäftsführer Sascha Klein in einer unmittelbar danach angesetzten Pressekonferenz, sei das aber nur ein Verhandlungsauftrag: Das Land muss den Plänen des Klinikums, für das Investitionen von insgesamt 41 Millionen Euro inklusive einem Anbau und der Aufbau von zwei Ebenen auf einen der Flügel in Gummersbach vorgesehen sind, erst noch zustimmen. Bis es soweit ist, könne also noch einige Jahre dauern.

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Die Pläne des Klinikums präsentierten (v.l.) Geschäftsführer Sascha Klein, Landrat Jochen Hagt und Gutachter Prof. Dr. Norbert Roeder nach der Gremiensitzung in einer Pressekonferenz. 

Dabei sind es aber gerade die ganz neuen Anforderungen des Landes sowie neuere Regeln des Gemeinsamen Bundesausschusses, die die Veränderung notwendig machen. Das Klinikum wolle in Gummersbach die Voraussetzungen für die Notfallstufe II erfüllen und den Notfallversorgungsauftrag für die Region an einem für den größten Teil der Bevölkerung am besten erreichbaren Ort zukunftsfähig absichern. Dafür müsse Herzkatheter, der für die Versorgung von Herzinfarktpatienten unerlässlich ist, aber von Waldbröl nach Gummersbach umziehen.

Anlass ist der Krankenhausplan NRW

Das ist das Ergebnis eines Gutachtens von Prof. Dr. Norbert Roeder. Der 64-jährige Mediziner aus dem Münsterland berät schon lange vor allem Krankenhausmanager, die ihre Häuser mit verschiedenen Standorten auf die Zukunft vorbereiten wollen. Aktueller Anlass ist der Krankenhausplan NRW 2022, der Ende April veröffentlicht wurde. Er ändere für die Kliniken alles, so Roeder. Im Sommer würden ihnen die bisherigen Versorgungsaufträge gekündigt und dann nach diesem Plan neu mit ihnen verhandelt: „Nur wer die Voraussetzungen erfüllt, darf die Leistungen bei den Kostenträgern abrechnen.“

Eine Entwicklung, die Klinikum-Geschäftsführer Sascha Klein hat kommen sehen. „Wer die Debatte und die Diskussionen in den Ausschüssen des Landtages verfolgt hat, konnte mit so etwas rechnen“, sagte Klein, zugleich 1. Vizepräsident der Krankenhausgesellschaft NRW. Bereits Anfang 2021 hatte das Klinikum deshalb Roeder als Gutachter beauftragt. Der kam zu einem eindeutigen Ergebnis: Nur mit der Verlagerung könne Gummersbach die Notfallstufe II erreichen. Und: „Wenn wir nichts machen, ist die Gefahr sehr groß, dass uns das, was wir haben, weggenommen wird. Dann hätten wir keine Klinik der Notfallstufe II in Gummersbach und keinen Herzkatheter in Waldbröl“, erklärt Klein.

Krankenhaus-Standort Waldbröl soll erhalten werden

Das Gute ist aber die nicht noch viel schlechtere Nachricht: Der Standort Waldbröl wird nicht in Frage gestellt. Denn auch das war nicht selbstverständlich. Landrat Jochen Hagt betont zwar, dass es immer der feste Wille war, den Klinikstandort zu erhalten. Doch erst Roeders Simulationen hätten gezeigt, dass ohne Waldbröl eine internistische und chirurgische Notfallversorgung, wie sie das Land selbst vorschreibt, nicht zu gewährleisten wäre.

Roeder: „Wenn 90 Prozent der Menschen innerhalb von 20 Minuten so eine Klinik erreichen müssen, dann geht das dort nicht ohne Waldbröl.“

In Waldbröl soll Akut-Geriatrie aufgebaut werden

Das heißt: Waldbröl soll als Grund- und Regelversorger etabliert werden. Klinikum-Geschäftsführer Sascha Klein verspricht, dass auch nach der Verlagerung der invasiven Kardiologie nach Gummersbach in Waldbröl weiterhin eine konservative Kardiologie in der Abteilung für Innere Medizin vorgehalten werde. „Damit kann die komplette nichtinvasive Diagnostik der Herz- und Kreislauferkrankungen in Waldbröl erfolgen.“ Zudem solle in Waldbröl eine Akut-Geriatrie aufgebaut werden.

Für Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber, die vom Klinikum bereits im Vorfeld über die Pläne informiert wurde, ist der Erhalt des Standorts der entscheidende Grund, nicht direkt dagegen zu sein. „Natürlich ist das ein harter Eingriff“, sagte sie auf Nachfrage. Die Kardiologie sei ein Herzstück in Waldbröl. Dennoch sieht Weber angesichts der Konzentrationsdebatte bei den Kliniken im Land eine ganz andere Gefahr: „Ich befürchte, es könnte nach hinten losgehen, wenn wir jetzt auf die Barrikaden gehen.“

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Dass die Pläne im Kreissüden, wo bereits frühere Krankenhaus-Entscheidungen für Diskussionen gesorgt hatten, auf Widerstände stoßen könnten, sieht auch Hagt. Wer da jetzt im Notfall mit einem Herzinfarkt weiter gefahren werden müsse, solle sich aber bewusst machen, dass er auch von der besseren Versorgung in Gummersbach profitiert, die er sonst nicht hätte.

Und Klein gab zu bedenken: „Bisher fahren wir deutlich mehr Menschen mit einem Herzinfarkt aus Gummersbach und der Kreismitte nach Waldbröl, weil dort mehr Menschen leben.“ Genau das, so Roeder, sei eben der Grund, warum die Simulationen eine bessere Erreichbarkeit in Gummersbach belegten.