Windecker Paar feiert DiamanthochzeitBeharrliches Werben führte sie zusammen
Lesezeit 3 Minuten
Windeck – Ein verpasster Zug, Pioniergeist, Hartnäckigkeit, viel Arbeit und die Familie spielen wesentliche Rollen im Leben von Therese und Günter Wendt. Die Eheleute aus Windeck feiern heute Diamanthochzeit. Dass sie auf ein erfülltes Leben schauen, ist nicht selbstverständlich.
Unruhig waren die Zeiten, als Günter Wendt 1936 in Hebrondamnitz in Pommern und Therese Wendt 1940 in Selters im Westerwald geboren wurden.
Als Neunjähriger verließ Günter Wendt an der Hand der Mutter im Januar 1945 sein Zuhause. Sie wollten den letzten Zug nach Gotenhafen erreichen. Dort lag in der Danziger Bucht Hitlers einstiges „Flaggschiff“, die „Wilhelm Gustloff“.
Sie wollten vor den anrückenden Russen in den Westen fliehen, verpassten aber den Zug und mussten zurück. „Das war unser Glück“, sagt der 85-Jährige heute. Russische Torpedos trafen kurz darauf das Schiff. Mehr als 9000 Menschen starben bei der größten Seefahrtstragödie der Geschichte.
Wendts Heimat wurde polnisch, 1948 wurden die Mutter und er ausgewiesen. „In Windeck-Rosbach war Verwandtschaft, also gingen wir dorthin.“ Pfarrer Pollmann nahm sie auf, die Mutter als Hausangestellte. „Ich wurde wie das eigene Kind behandelt“, berichtet Wendt. Sein Vater kam nie aus der russischen Gefangenschaft zurück.
Ausbildung im Kaufhaus Felsing in Rosbach
Therese Christgen wuchs in Windeck-Dreisel auf. Sorge um den Vater lernte auch sie früh kennen, als dieser in Gefangenschaft geriet. Unabhängig voneinander nahmen Günter und Therese ihr Schicksal zielstrebig in die Hand.
Er besuchte das Gymnasium in Herchen und machte eine Lehre zum Werkzeugmacher, Therese Christgen absolvierte eine kaufmännische Ausbildung im Kaufhaus Felsing in Rosbach. Bei einer Feier in Wilberhofen lernten sie sich 1955 kennen.
„Ich war 15 Jahre alt, es hat nicht sofort gefunkt“, erzählt Therese Wendt lachend. Ihr Verehrer aber war hartnäckig. Als er sie bei einem Zeltfest zum Tanzen aufforderte, entgegnete sie, sie könne nicht tanzen. Seine Antwort: „Ich bringe es dir bei.“ Dann lud er sie ins Kino ein und ließ ihr keine Wahl: „Ich tanze nicht weiter, bis du Ja gesagt hast.“
1971 die eigene Firma gegründet
Bis zur Heirat vergingen sieben Jahre. Günter Wendt studierte Maschinenbau in Siegen. 1962 gab das Paar sich das Jawort. Deutschlandweit war Wendt in verschiedenen Funktionen als Ingenieur tätig, bis er sich 1971 selbstständig machte. Seine Windecker Firma produzierte Schleifmittel und Polierwerkzeuge.
Als Tüftler und Pionier entwickelte er zahlreiche Patente, wie die Fächerscheibe auf Glasfaserteller. Seine Frau kümmerte sich ums Kaufmännische. Heute führen Sohn und Tochter das Familienunternehmen.
Nach einer Krankheit Therese Wendts widmen sich beide den schönen Dingen im Leben. Die schwere Zeit hätten sie mit Hilfe der Familie geschafft, berichten sie dankbar. Voller Stolz erzählen sie von ihren sieben Enkeln und zwei Urenkeln. Die seien immer für sie da – und umgekehrt. Und so wünschen sie sich noch einige glückliche gemeinsame Jahre.