Windeck – Bevor die Kugel-Ahorne am Dattenfelder Siegufer für den Bau eines Radweges und die Neugestaltung der Promenade gefällt werden, soll noch einmal ein Gutachter nachschauen. Es gehe um den Großen Abendsegler, eine geschützte Fledermausart, bestätigte der Beigeordnete Thomas Becher auf Nachfrage. Damit solle gewährleistet bleiben, „dass bei der Fällung keine geschützten Arten/Individuen zu Schaden kommen“. Dieses Vorgehen sei bereits bei der Planung des Projekt von der Gemeinde so beschrieben worden.
Die Ökopiraten, die Peter Inden im Gemeinderat vertritt, verbreiten auf ihrer Homepage, der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) habe erreicht, dass die Bäume vorerst nicht gefällt würden. „Der BUND hatte auf massive Planungsfehler hingewiesen, was die Bezirksregierung Köln dazu veranlasst hat, einen unabhängigen Gutachter zu beauftragen, um eine Einschätzung zu den Mängeln zu erarbeiten“, heißt es auch in einer E-Mail Indens an diese Redaktion. Die Bezirksregierung habe die Gemeinde „angewiesen“, formuliert Inden. Ein Gespräch mit dem Autor dieses Artikels lehnte Inden am Donnerstag ab.
Vorwürfe an „Baumhelfer“
Dass die Bäume nicht gefällt werden, bevor Vorkommen und Überleben des Großen Abendseglers gesichert sind, bestätigen sowohl Gemeinde als auch Bezirksregierung. Dass der Gutachter von der Gemeinde beauftragt wurde, unterstreicht auch RP-Sprecher Dirk Schneemann: „Anlass für eine offizielle Verfügung hat es bisher in diesem Fall nicht gegeben“, ergänzt er.
Gespräche mit dem Rhein-Sieg-Kreis als Unterer und der Bezirksregierung als Oberer Landschaftsschutzbehörde nach dem Schreiben des BUND bestätigt Thomas Becher. Ein Fällverbot gebe es allerdings nicht. „Entsprechende anderslautende Veröffentlichungen entbehren jeder inhaltlichen Grundlage. In diesem Kontext von Planungsmängeln oder sogar Planungsfehlern zu sprechen, ist ebenfalls sachlich falsch, weil das potenzielle Vorkommen von Fledermäusen bei der Planung nachweislich mitbedacht wurde“, teilt Becher mit.
Aus Artenschutzgründen sei das Fällen der Bäume „ohnehin erst ab dem 15. November möglich“. Wie Anwohner bestätigten, wurden von der Gemeinde bereits neun Fledermauskästen als Ersatz in der Nähe der Ahornbäume aufgehängt, weitere auf der gegenüberliegenden Siegseite.
Erneut aufgehängte Kreuze mit einem Dank an die Widerständler haben Befürworter des Projektes Siegpromenade mit eigenen Kommentaren versehen. Sie werfen den „Helfern“ der Bäume anonym vor, sie seien schon mit dem Schließen des Bootshafens, Verhindern einer Radbrücke und Sperren des Radweges nach Dreisel „erfolgreich“ gewesen, hätten einen Radweg näher an der Sieg mit Erhalt der Bäume verhindert und wollten mit ihrer populistischen Aktion gewässernahe Erholung weiter reduzieren.
Dagegen müsse der Bootsbetrieb wieder ermöglicht, der Radweg verbessert, Spielgeräte für Kinder müssten geschaffen werden, und der Zugang ebenso wie der Aufenthalt am Wasser unter großen schattigen Bäumen müsse möglich sein.