Die Hoffnungen der Imhausener, die Ausdehnung des Steinbruchs neben ihrem Dorf stoppen zu können, haben einen Dämpfer erhalten.
Keine UmweltprüfungIm Windecker Dorf Imhausen wächst die Wut über den Steinbruch
Ein rasselndes Geräusch folgt dem dumpfen, nicht besonders lauten Knall. Zwei, drei Sekunden, dann ist wieder Ruhe in Imhausen. „Das war nur eine kleine Sprengung an der Oberfläche“, erklärt Karl-Hans Ganseuer (72) mit Blick auf den wenige hundert Meter entfernten Steinbruch. Vermutlich ging es um Abraum. Wenn gesprengt wird, um Grauwacke zu lockern, rappelt es richtig in dem 450-Seelen-Dorf.
Ein- bis zweimal in der Woche komme das vor, sagt Thomas Müller. „In meinem Büro wackeln dann Stuhl und Bildschirm.“ Müller und Ganseuer sind Nachbarn im mittleren Abschnitt von Imhausen. Die im südwestlichen Teil der Ortschaft Wohnenden treffe es heftiger, berichten sie. Der Besitzer eines in Holzständerbauweise errichteten Hauses habe einmal gesagt: „Bei jeder Sprengung kommt es mir so vor, als ob das Holz zerreißt.“
An der Fassade von Müllers Haus sind deutlich vertikal verlaufende Risse zwischen den Fenstern im Obergeschoss und im Erdgeschoss zu sehen. Auch im Wohnzimmer ist schon an mehreren Stellen die Tapete gerissen. Die Schäden führt der 58-Jährige auf die Erschütterungen in Folge der Sprengungen zurück. „Aber beweisen Sie das einmal.“
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Basalt-AG will den Steinbruch in Windeck erweitern
Ganseuer berichtet zudem von einem Hangrutsch, der vergangene Woche im Steinbruch stattgefunden und zu einem stundenlangen Stromausfall in Imhausen und Umgebung geführt habe.
In Imhausen war man davon ausgegangen, dass dieses Jahr Schluss ist mit dem Grauwacke-Abbau. Doch wie berichtet, will die Basalt AG Linz stattdessen den Steinbruch um gut einen Hektar erweitern und bis ins Jahr 2041 betreiben. Der Steinbruch würde um etwa 55 Meter näher an das Dorf heranrücken. Dem Rhein-Sieg-Kreis als Genehmigungsbehörde liegt ein Antrag auf Genehmigung vor.
Genehmigung oder Ablehnung der Steinbruch-Erweiterung noch dieses Jahr
„Eine Genehmigung wurde noch nicht erteilt“, erklärte der Kreis am Mittwoch auf Anfrage der Redaktion. Mit einer Entscheidung über den Antrag sei nach derzeitigem Stand aber „noch in diesem Jahr“ zu rechnen.
Naturschutzrechtlich hat das Vorhaben der Basalt AG schon alle Hürden genommen. Im Februar beschloss der Naturschutzbeirat mehrheitlich, keine Bedenken zu erheben. Auch wurde in der Beiratssitzung gesagt, dass die Steinbruch-Erweiterung laut Stellungnahme der Regionalplanungsbehörde nicht mit dem Regionalplan kollidiere. Die Fläche liege im Vorranggebiet „Abbau oberflächennaher Rohstoffe“.
Kreis verzichtet auf neue Umweltverträglichkeitsprüfung
Anfang dieses Monats erfuhren die Hoffnungen der Imhausener, die Steinbruchpläne doch noch verhindern zu können, den nächsten Dämpfer. Der Rhein-Sieg-Kreis veröffentlichte seine Feststellung, dass keine Pflicht zur Durchführung einer neuerlichen Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) bestehe.
Gutachten belegen laut Kreis, dass die zu erwartenden Immissionen an Staub, Erschütterungen und Lärm die zulässigen Werte unterschreiten. Auch gebe es weder für den Trinkwasser-Stollen „Hohe Grete“ des Wasserwerksvereins Geilhausen noch für das betroffene Natura 2000-Gebiet oder die im Steinbruch-Areal lebenden Gelbbauchunken und Geburtshelferkröten erhebliche nachteilige Auswirkungen.
„Ohne UVP haben die Imhausener kein Mitspracherecht“, sagt Karl-Hans Ganseuer, der im Namen der Imhausener Vereine (der Bürgerverein, zwei Chöre und die Evangelische Freikirchliche Gemeinde) spricht. Man bekomme nun keine Informationen von der Genehmigungsbehörde und werde nicht angehört. „Jede Kröte wird gefragt, aber nicht die Menschen, die neben dem Steinbruch leben“, ärgert sich der ehemalige Kreiskämmerer. „Das macht die Bevölkerung wütend.“
Der Kreisverwaltung macht Ganseuer indes keine Vorwürfe, auch nicht der Basalt AG, „die tun ihre Arbeit“. Dennoch wolle man nichts unversucht lassen und die Genehmigungsbehörde auffordern, sich die Sache noch einmal genau anzusehen. „Wenn die Experten sagen, die Normen werden eingehalten, sagen wir: Die Normen stimmen nicht.“
Im Windecker Rathaus werden die Sorgen der Bewohner von Imhausen sowie der Menschen in Geilhausen und Wiedenhof, die ihr Trinkwasser aus dem Stollen „Hohe Grete“ beziehen, geteilt. Sie wurden unter anderem von Bürgermeisterin Alexandra Gauß dem Naturschutzbeirat vorgetragen.
Für den Fall, dass der Kreis dem Antrag der Basalt AG entspricht, hatte der Hauptausschuss des Gemeinderates schon im Dezember 2023 beschlossen: „Die Gemeindeverwaltung wird den Genehmigungsakt sorgfältig prüfen und – sofern das Prüfergebnis dies zulässt – hinreichend erfolgversprechende Mittel zur Anfechtung verfolgen.“