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Interview15 Grundschüler stellten der Windecker Bürgermeisterin viele Fragen

Lesezeit 4 Minuten
An einem großen Tisch sitzen mehrere Grundschulkinder mit der Bürgermeisterin Alexandra Gauß.

Kinder der Verbundschule an der Sieg besuchten die Windecker Bürgermeisterin Alexandra Gauß im Rathaus.

Wer ist dein Vorbild? Hast du einen Chef? Bekommen wir einen Schulgarten? Jede Menge Fragen stellten Grundschulkinder der Windecker Bürgermeisterin.

Fragen über Fragen hatten die 15 Grundschüler der Verbundschule an der Sieg (Dattenfeld/Herchen), als sie in ihrer Projektwoche zum Thema „Mitbestimmen in Europa“ die Windecker Bürgermeisterin Alexandra Gauß (45) im Rathaus besuchten.

Gauß erzählte, dass sie 2018 als erste Frau in Windeck zur Bürgermeisterin gewählt worden sei. Nächstes Jahr finde erneut eine Wahl statt. „Wir werden sehen, ob es weitergeht oder nicht. Das ist Demokratie. Es ist ähnlich wie den Klassensprecher wählen.“ Das Interview der Kinder mit der Bürgermeisterin hat Sylvia Schmidt aufgezeichnet.

Wer war dein größtes politisches Vorbild?

Das war der kürzlich verstorbene Klaus Töpfer. Er war bis 1994 Umweltminister. Danach war er bei den Vereinten Nationen. Er hat überzeugen können, dass es die richtige Richtung ist, bei Kühlschränken zum Schutz der Umwelt auf das Treibhausgas FCKW zu verzichten.

Muss ein Bürgermeister in der Gemeinde wohnen?

Das muss er nicht, aber es ist von Vorteil.

Was ist dein Lieblingsessen?

Nudeln mit Tomatensoße.

Wie findest du deine Arbeit?

Ich finde meine Aufgaben ganz toll, aber manchmal ist es auch sehr anstrengend. Der schwierigste Part sind Menschen, die immer unzufrieden sind. Die Gemeinde hat nicht das Geld, alle Wünsche zu erfüllen. Was nervt euch denn am meisten?

Mich nervt mein fünf Kilogramm schwerer Schulranzen, und dass ich ihn im Regen im Nassen abstellen muss.

Das kann ich gut verstehen. Ich kann euch an dem Beispiel gut erklären, dass es für die Gemeinde nicht immer so einfach ist, schnell Lösungen zu finden, und sie auch nicht immer für alle Dinge verantwortlich ist. Für Tische und für die Eingangshalle der Schule ist beispielsweise die Gemeinde zuständig, fürs Lernen die Lehrer. In dem Fall müsste ich schauen, ob Geld für eine Ranzen-Ablage da ist und wo man sie installieren könnte. Die Frage ist, darf eine Ablage dann auf den ausgewählten Platz? Es muss nämlich immer ein Fluchtweg frei gehalten werden. Ich bin auch die Chefin für die Feuerwehr.

Hat die Bürgermeisterin auch einen Chef?

Mein Chef ist der Gemeinderat. Wenn man es genau nimmt, ist es jeder Wähler mit seiner abgegebenen Stimme bei der Bürgermeisterwahl.

Wie viele E-Mails bekommst du am Tag?

Das werden um die 80 E-Mails sein, dazu noch viele Anrufe.

Wie viele Länder hast du als Bürgermeisterin bereist?

Nicht so viele. Neulich war ich bei einem Treffen mit Bürgermeisterinnen in der Schweiz, ich war auch in Österreich. Öfter bin ich in Berlin.

Ich arbeite rund 60 Stunden in der Woche, auch am Wochenende
Alexandra Gauß, Bürgermeisterin der Gemeinde Windeck

Was arbeitest du am meisten?

Meistens arbeite ich hier an meinem Schreibtisch, heute Abend ist Ratssitzung, die ich leite. Ich bin Repräsentantin der Gemeinde, ich gehe beispielsweise bei einer goldenen Hochzeit gratulieren, gehe zu Veranstaltungen, Festen, zum Landrat, stelle Förderanträge . . .

Hast du viel zu tun?

Ich arbeite rund 60 Stunden in der Woche, auch am Wochenende. Die Gemeinde ist für viele Dinge zuständig, mit denen ihr jeden Tag zu tun habt. Zum Beispiel mit dem Wasser, das aus euren Hähnen kommt, dem Strom der Straßenlaternen, mit gemeindlichen Gebäuden, Bussen, Straßen und Bürgersteigen. Dafür arbeiten alle Leute hier in der Verwaltung.

Ist die Gemeinde auch zuständig für das kaputte Klettergerüst an der Schule in Dattenfeld?

Im Winter waren ganz viele Geräte kaputt. Ein Klettergerüst kostet soviel wie ein Auto („Was?“, rufen die Kinder erstaunt). Ich sage euch mal, wofür die Gemeinde zuständig ist. Wir organisieren Feuerwehr, Freibad, Sportplätze, als Bürgermeisterin darf ich Leute verheiraten. Wir haben Friedhöfe, organisieren die Wahlen, haben einen Bauhof, Kindergärten. Insgesamt arbeiten um die 280 Personen für diese Aufgaben.

Zwei Jungen sitzen auf Stühlen an einem Tisch. Einer guckt durch ein Fernglas.

Ein Schüler behielt mit dem Fernglas alles im Blick.

Können wir einen Schulgarten bekommen?

Leuscheid und Herchen haben einen. Ihr müsst mit euren Lehrern sprechen, denn dafür braucht es einen Verantwortlichen.

Was machst du in der Freizeit?

Ich gehe mit Rudi, unserem 13 Jahre alten Hund, spazieren, er hört nicht mehr gut. Ich habe zwei Kinder, mit denen ich Zeit verbringe, gehe gerne in Konzerte, mache Ausflüge und gehe schwimmen. Außerdem habe ich ums Haus zu tun. Ich habe einen Trecker und fahre in den Wald und mache Holz. Ich koche auch, habe aber das große Glück und den Luxus, dass meine Mama meist kocht. Sie kocht sehr gut.

Warum bist du Bürgermeisterin geworden?

Ich fand, dass es in der Gemeinde nicht so gut läuft, und als ich gefragt wurde, ob ich mich zur Wahl als Bürgermeisterin stellen würde, habe ich mir gesagt: Ja, wieso soll ich es nicht selbst machen, statt zu meckern? Dann ist etwas Besonderes passiert. Ich wurde von drei Parteien (Grüne, CDU, FDP; Anmerkung der Redaktion) gemeinsam unterstützt.

Ist Altwindeck die Hauptstadt von Windeck?

Nein, aber die Burg Windeck gehört dem Rhein-Sieg-Kreis (Zwischenruf: „Da fahren wir morgen hin!“). Es gibt Pläne, die Burg für Touristen noch schöner zu machen. Das wird mit Geldern aus Europa gemacht. Fragt doch mal Landrat Schuster, was genau gemacht werden soll.