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Klinik-UmzugWindecker Herzpatienten brauchen halbe Stunde länger ins Krankenhaus

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Die Notfallversorgung von Herzinfarkt- und Schlaganfallpatienten wird von Waldbröl nach Gummersbach verlegt. Das sorgt für Unmut. 

Windeck – Weniger Geld für die Behandlung einzelner Patienten und vor allem immer weniger Fachpersonal in der Pflege und im Ärzteteam. Das sind die Gründe für eine strategische Neuaufstellung der Krankenhauslandschaft im Oberbergischen Kreis. In deren Vollzug soll die invasive Kardiologie aus Waldbröl abgezogen werden. Die dortige Klinik ist auch Akutkrankenhaus für Windeck und Ruppichteroth.

Vor allem in Windeck, der größten Flächengemeinde ganz im Osten des Rhein-Sieg-Kreises, wurde wie berichtet, Kritik laut. Sascha Klein, Geschäftsführer der Klinikum Oberberg GmbH und Dr. Jörg Niehüser-Saran, Ärztlicher Direktor des Waldbröler Hauses, standen im Gemeinderat Rede und Antwort.

Windecker Patienten brauchen künftig eine halbe Stunde länger ins Krankenhaus

Statt 4000 Euro bekomme sein Haus in Zukunft für bestimmte Behandlungen mit 800 Euro nur noch ein Fünftel pro Patient, rechnete Klein vor. Vor allem aber treffe der Fachkräftemangel ländliche Kliniken härter. Schon jetzt müsse der Herzkathedermessplatz in Waldbröl zeitweise abgemeldet werden, weil er nicht mehr 24 Stunden an sieben Tagen der Woche zu besetzen sei.

Der Platz soll im Übrigen auch in Zukunft in der Stadt im oberbergischen Süden erhalten bleiben. Allerdings werde er dann nicht mehr für Notfälle eingesetzt. Die, so Klein, würden nach Gummersbach gebracht. Derzeit würden Notfallpatienten aus der Mitte Oberbergs vom Rettungsdienst in den Süden gefahren. Das kehre sich nun um, wenn die für die kommenden fünf Jahre ausgelegten Pläne umgesetzt würden.

Dass Patienten aus Windeck – wie vom Gemeinderat auch in einer Resolution an Kreis und Land kritisiert – dann eine halbe Stunde länger unterwegs sind, räumte Klein ein. Das werde allerdings durch eine sich wesentlich schneller anschließende Behandlung ausgeglichen, erklärte Niehüser-Saran. Das Gummersbacher Haus werde in der neuen Zentralabteilung besser ausgestattet sein.

Die nächsten Anlaufpunkte bei kardiologischen Notfällen sind Siegburg und Waldbröl

Wartezeiten würden damit auch für Notfallpatienten minimiert. Im Übrigen bleibe eine konservative Kardiologie ebenso wie eine weitere Innere Abteilung und die Chirurgie samt Anästhesie und Intensivmedizin , Radiologie und Psychiatrie in Waldbröl. Das Krankenhaus, zu dessen Trägergemeinden auch Windeck einst zählte, werde um eine geriatrische Abteilung erweitert.

Die Gemeinde Windeck liegt im Osten des Rhein-Sieg-Kreises und des Rheinlandes in einem Raum zwischen mehreren Kliniken. Kirchen, Altenkirchen, Hachenburg Asbach und Eitorf sind die nächsten Krankenhäuser in der Umgebung. Der nächste Anlaufpunkt für kardiologische Notfälle ist nach dem 10 bis 20 Kilometer entfernten Waldbröl die Kreisstadt Siegburg mit mindestens 40 Kilometern Wegstrecke.

Breite Kritik an Klinikplänen von allen Windecker Parteien

Kritik an den Plänen der Klinikum Oberberg GmbH gab es in Windeck von allen Seiten. Politiker aller Parteien äußerten die Sorge, dass die Menschen auf dem Land im Notfall abgehängt wären von der nötigen medizinischen Hilfe. Dirk Bube von der SPD konnte genauso wenig wie sein Kollege Rolf Heuser von der CDU nachvollziehen, dass der Spruch „Jede Minute zählt“ auf einmal nicht mehr gelten solle.

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Dem Appell der CDU-Chefin Jennifer Siebert, die kommenden Veränderungen „nicht so angstbesetzt“ zu sehen, konnte sich vor allem Bube nicht anschließen. Er kündigte an, das Thema auch weiter mit kritischen Fragen an Kreis und Land zu begleiten.