Staatsanwalt wirft 40-Jähriger Beleidigung, Bedrohung und gefährliche Körperverletzung vor. Die Schwangere leidet an einer Psychose.
ProzessFrau aus Windeck soll wegen Angriffen in psychiatrische Klinik
Wer am Mittwochmorgen beobachtete, wie die hochschwangere Beschuldigte verträumt lächelnd ihren Bauch streichelte, der mochte kaum glauben, was die Staatsanwaltschaft der 40-Jährigen vorwirft: Zahlreiche Aggressionsdelikte von Beleidigung über Bedrohung bis hin zu Sachbeschädigung und gefährlicher Körperverletzung soll die Mutter eines achtjährigen Sohnes in der Zeit zwischen dem 5. Oktober 2020 und dem 2. September 2022 begangen haben.
Wegen Psychose ist die Windeckerin vielleicht nur vermindert schuldfähig
Bei den mutmaßlichen Opfern soll es sich unter anderem um ihren in Windeck lebenden Ex-Mann und dessen neue Partnerin gehandelt haben. Für den Prozess hat die 10. Große Strafkammer unter dem Vorsitz von Marc Eumann vier Antragsschriften der Staatsanwaltschaft verbunden, mit denen jeweils die Unterbringung der 40-Jährigen in einem psychiatrischen Krankenhaus beantragt wird.
Die Beschuldigte leidet offenbar seit Jahren an einer Psychose und soll sämtliche Taten im Zustand verminderter Schuldfähigkeit begangen haben. Mehrere mutmaßliche Opfer hatten bei den jeweils zuständigen Amtsgerichten bereits Annäherungs- oder Kontaktverbote gemäß Gewaltschutzgesetz gegen die Beschuldigte erwirkt.
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Des weiteren sind eine Unfallfahrt unter Drogeneinfluss mit Fahrerflucht sowie Widerstand gegen ihre Festnahme und eine gefährliche Körperverletzung in der LVR-Klinik angeklagt.
Nach der Verlesung der umfangreichen Anklage gab die 40-Jährige zunächst freimütig Auskunft über ihr bisheriges Leben: 1983 als Zwillingstochter einer Ärztin und eines Uhrmachers im damals zur Sowjetunion gehörenden Wolgograd geboren, habe sie in ihrer Heimatstadt eine deutsche Schule besucht. Nach dem Abitur habe sie dann noch zwei Jahre an der Wolga studiert, bevor sie ihrer 2002 emigrierten Mutter nach Troisdorf folgte.
Studium in Köln abgebrochen
Das zunächst äußerst erfolgreiche Studium der Medienwissenschaft an der Kölner Universität habe sie allerdings nach gut zwei Jahren abgebrochen. Der Grund: Sie sei psychisch erkrankt. Eine erste rund einen Monat währende Behandlung in der Bonner LVR-Klinik habe sie abgebrochen und sei für einige Monate zu ihrem von der Mutter getrennt lebenden Vater nach Wolgograd gereist.
Nach der Rückkehr ins Rheinland habe sie verschiedene Jobs angenommen, bevor sie 2013 geheiratet und im folgenden Jahr einen Sohn zur Welt gebracht habe. Die Ehe zerbrach, das Kind lebt heute beim Vater.
Am Rande wies der Vorsitzende Richter noch auf parallel laufende Ermittlungen hin: Gegen die 40-Jährige wird ermittelt, weil sie den neuen Mann ihrer Mutter lebensgefährlich verletzt haben soll, wie ein Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft auf Anfrage bestätigte. Mit einer Entscheidung des Gerichts wird erst Ende August gerechnet.