Die Yoga-Lehrerin Alina Berg bietet in Windeck einen Bier-Yoga-Kurs an. Unser Autor Marius Fuhrmann hat es ausprobiert.
Selbsttest„Einatmen, ausatmen. Prösterchen!“ – Ein Besuch beim Windecker Bier-Yoga-Kurs
Auf allen Vieren hocke ich über meine Yoga-Matte gebeugt. Nun soll ich meinen rechten Fuß neben meine linke Hand stellen – und mit der rechten einen Schluck aus meiner Bierflasche nehmen. Wo ich hier hineingeraten bin? In das Bier-Yoga-Seminar in der Windecker Halle Kabelmetal.
Yoga-Lehrerin Alina Berg verbindet an diesem Sonntagnachmittag indische Entspannungskunst mit deutscher Braukultur. Denn Biertrinken lasse sich wunderbar in die Bewegungsabläufe integrieren, findet die 32-Jährige und hat die neue Yoga-Variante, die in Großstädten bereits sehr beliebt ist, im Ländchen etabliert.
Mit der Grußformel „Namaste“ beginnt Berg den zweistündigen Kurs. Die erste Flasche steht bereits geöffnet vor mir und den anderen Teilnehmerinnen – es sind fast ausschließlich Frauen. „Nehmt die Flasche in die Hand“, sagt Berg, während wir gemeinsam auf unseren Matten knien. Den Oberkörper zur Seite gebeugt, recken wir die linke Hand samt der Flasche zur Decke. „Einatmen, ausatmen. Trinkt einen Schluck“, sagt Berg. Das Bier ist in der Kursgebühr enthalten und sogar gekühlt.
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Aus einer Bluetooth-Box dudelt sphärische Entspannungsmusik. Ich bin eher unentspannt, denn ich kenne mich nur mit Biertrinken aus – Yoga habe ich noch nie ausprobiert. „Wir machen jetzt den Stolzen Ochsenfrosch“, sagt Berg, und alle gehen in die Hocke. Ich fühle mich eher wie das Eiernde Lama. Einen Schluck zu nehmen ist je nach Übung gar nicht so einfach.
Eine Übung heißt Shavasana, das ist Sanskrit und bedeutet „Leiche“
Mann, bin ich ungelenkig. Leise fluche ich in mich hinein, Berg hat leider Ohren wie der sprichwörtliche Luchs. „Nehmt kleine Schlucke und macht nur, was euch gut tut. Anstrengung ja, Schmerzen nein“, rät die Yoga-Lehrerin.
„Einatmen, ausatmen. Prösterchen!“ Meine erste Flasche Küstenpils ist bereits leer, mit einem lauten „Plopp“ öffne ich die zweite. Anders als bei ihren gewöhnlichen Yoga-Kursen hat Berg diesmal glücklicherweise eine Toilettenpause eingeplant.
Eine ihrer letzten Übungen heißt Shavasana, das ist Sanskrit und bedeutet „Leiche“. So ähnlich fühle mich nach zwei Stunden auch, ich habe nach drei Bier allerdings auch leicht einen sitzen.
Alina Berg hats Spaß gemacht: „Was man bei den Bewegungen in die Hand nimmt, ist eigentlich egal. Aber mit Flasche ist es einfacher, sich zu konzentrieren.“ Sie gebe regelmäßig Yoga-Kurse in Altenkirchen und habe nach der Corona-Pandemie mehr Menschen zum Yoga bringen wollen. „Insbesondere Männer, und wie lockt man die am besten? Mit Bier. Es wurde sowohl in Altenkirchen als auch in Windeck sehr gut angenommen“, sagt die 32-Jährige.
Das Feld der Teilnehmenden sei ausgesprochen unterschiedlich: „Die einen verschenken einen Gutschein zum Geburtstag, andere waren schon mal in einem Kurs von mir. Und wollen sich gerne bewegen, trauen sich an Yoga aber nicht heran – beim Bier-Yoga ist das leichter, da ist die Hemmschwelle geringer“, schildert Alina Berg. „Es fällt schwer, dabei ernst zu bleiben – und wenn man lacht, kann man sich fallen lassen.“ Marius Fuhrmann