Die Leitung der Gesamtschule Windeck hat sich gegenüber der Redaktion erstmals ausführlich zur Schulkonto-Affäre geäußert.
WindeckSo erklären Grabowy und Sauerzweig die 147.000 Euro auf dem Konto der Gesamtschule
Melanie Grabowy tritt als stellvertretende Bürgermeisterin in Bonn zurück. Diese Konsequenz aus der Windecker Schulkonto-Affäre gab sie am Freitag bei einem Gespräch mit der Redaktion bekannt. Sie wolle das Amt nicht beschädigen, sehe sich aber „zu Unrecht an den Pranger gestellt“, erklärte die Schulleiterin der Gesamtschule. „Meine politische Karriere endet sowieso in zwei Jahren“, kündigte ihr Stellvertreter in der Schulleitung, Frank Sauerzweig, an. Er ist Fraktionschef der SPD im Siegburger Stadtrat. Von den Kollegen dort erfahre er gerade „viel Unterstützung“.
Grabowy und Sauerzweig kündigten tiefgreifende Änderungen an: Ab sofort gelte das Vier-Augen-Prinzip, „damit es nicht mehr zu Versehen kommt“, sagte Grabowy. Außerdem würden überschüssige Gelder für Fahrten zurückgezahlt.
Gesamtschule Windeck: Zwölf Jahre keine Inventur
Wie berichtet, waren auf besagtem Konto von der Schulgründung 2012 bis 2020 zeitweise fast 148.000 Euro, zuletzt 141.000 Euro aufgelaufen. Laut einem Bericht der Gemeindeprüfungsanstalt NRW stammte das Guthaben vor allem aus nicht ausgegebenem Büchergeld und billiger als kalkuliert abgerechneten Klassenfahrten.
Alles zum Thema Windeck
- Erster Schnee Unfälle auf glatten Straßen im Rhein-Sieg-Kreis
- Zu Brand gerufen Windecker Feuerwehr findet statt eingeklemmter Person Betrunkenen im Auto
- „Unser Dorf hat Zukunft“ Neuhonrath-Auel vertritt Rhein-Sieg als Gold-Dorf auf Landesebene
- Gastronomie Im Café Kokolores in Windeck gibt es hausgemachte Südtiroler Küche zu fairen Preisen
- Projekt Eisenbahnbrücke in Windeck wird abgerissen – Neubau soll acht Millionen Euro kosten
- Auf der L147 Senior kommt in Windeck von der Straße ab und prallt gegen mehrere Bäume
- Schulleitung suspendiert So ist der Stand der Ermittlungen in der Windecker Konto-Affäre
Für alle Anschaffungen über das Konto sei „klar, dass das Schuleigentum ist“. Allerdings habe es in zwölf Jahren keine Inventur gegeben. „Darum haben wir Ende März dieses Jahres gebeten“, sagte Sauerzweig. Der Kauf einer Beschallungsanlage für die Aula oder von Gartenmöbeln für den Schulhof seien stets im Sinne der Kinder gewesen.
Dass sie über Jahre 60 statt der gesetzlich vorgesehenen 26 Euro (ab 2020 waren es 34 Euro) Büchergeld von den Eltern einnahmen, erklären die Schulleiter mit weiterem Material, für das andernorts während des Jahres gesondert gesammelt werde. Im Übrigen habe die Schule Bücher für die Eltern gekauft. Dieser Service werde in Zukunft nicht mehr möglich sein. Darunter litten speziell sozial benachteiligte Kinder, sagten die Pädagogen.
Schulleitung in Windeck: Fokus auf den Kindern statt auf Zahlen
Nicht mehr einfach ausgeglichen werden könnten auch Defizite bei Klassenfahrten, wenn Eltern die Kosten nicht aufbringen könnten. Auch das sei in der Vergangenheit unbürokratisch möglich gewesen. Daher hätten einzelne Klassenfahrten defizitär abgeschlossen. Um Kindern aus finanzschwachen Familien weiterhin die Mitfahrt zu ermöglichen, will Frank Sauerzweig in Zukunft andere Wege suchen.
Dass Überschüsse bei anderen Schulfahrten auf dem Schulkonto verblieben und später sachfremd ausgegeben wurden, sehen Grabowy und Sauerzweig heute kritischer. „Da war es unsensibel, nicht noch einmal auf die Eltern zuzugehen. Wir werden das spitz abrechnen und zurückzahlen“, kündigte der stellvertretende Schulleiter an und ergänzte zu anderen Regelungen: „Jetzt nur mit Konferenzbeschluss.“ Den habe es bislang für Überschüsse nicht gegeben.
Frank Sauerzweig übernimmt Verantwortung für Buchungen auf dem Windecker Schulkonto
Grundsätzlich räumen die Schulleiter ein, dass es unklare Buchungen gab. Obwohl gemeinsam für das Konto verantwortlich, habe er die meisten Buchungen veranlasst, sagte Sauerzweig. Ausdrücklich stellte er sich vor die Sekretärin, die nur auf seinen Auftrag hin Buchungen vorgenommen habe: „Die Verantwortung trage ich.“ Unter anderem habe er unmittelbar für Korrekturen sorgen müssen. So beim Eintrag „Wellnesstag Sauerzweig“. Dahinter verberge sich ein Workshop der Berufsgenossenschaft, den der Kollege organisiert habe, erläuterte Grabowy ein Beispiel. So lasse sich vieles erklären.
Dass die Schule ihren Eigenanteil am WLAN aus Mitteln der Deutschförderung für Flüchtlinge an die Gemeinde überwies, habe er mit dem Schulamt abgesprochen, sagte Sauerzweig. Das erkläre sich auch aus dem hohen digitalen Anteil am Unterricht. Dafür stünden sie gerade, versprachen Grabowy und Sauerzweig mit Blick auf ebenfalls über das Konto abgerechnete Zuschüsse zu Lehrerfeiern, -fahrten und Geschenken.
Grundsätzlich vermissen die Pädagogen Unterstützung bei der Verwaltung. Die Stelle eines Unterstützers sei seit einem Unfall nicht besetzt. „In anderen Ländern gibt es Verwaltungsleiter an allen Schulen“, berichtete Grabowy.
Das Schulkonto sei seinerzeit mit Wissen und auf Vermittlung der Gemeinde bei der Sparkasse eingerichtet worden. Insofern sei es im Rathaus auch bekannt gewesen, betonten die Pädagogen. Die Gemeinde habe es aber 2021 zum ersten Mal geprüft – mit den bekannten Folgen. Auch habe es keine Dienstanweisung für die Abwicklung des Kontos von der Gemeinde gegeben, bemängelte Grabowy. Die sei nötig, „damit ich mich 100 Prozent daran halten kann“. Sie habe sich immer auf die Pädagogik konzentriert. „Mein Fokus galt immer den Kindern, nicht den Zahlen“, sagte die Schulleiterin.
„Ich bedauere, dass die Schule auf diese Weise in die Medien gerät“, sagte Bürgermeisterin Alexandra Gauß, seit dieser Woche aus dem Urlaub zurück. „Als wir Anfang 2021 von der Höhe des Guthabens erfuhren, haben wir sofort gehandelt.“ Kontoinhaberin sei die Schule, vertreten durch ihre Leitung. Die Unterschrift eines Bürgermeisters gebe es nicht, betont Gauß. Somit sei es kein Gemeindekonto, das regelmäßig zu prüfen sei. „Dennoch haben wir das in Verantwortung gegenüber den Eltern proaktiv getan.“