Der ehemalige Boxer Hein Mück blickt in der Sieglarer Stadtteilbibliothek zurück
Biografischer AbendEx-Boxer Hein Mück erzählt in Troisdorf
Als Heinz Mück 1951 im Alter von neun Jahren zum ersten Mal zum Training beim Siegburger Boxclub erschien, waren sich die gestandenen Faustkämpfer schnell einig: Aus dem wird nichts.
Sie täuschten sich. Einige Jahre später war aus dem kleinen Jungen einer der erfolgreichsten Sportler des Rhein-Sieg-Kreises geworden. Bei einer Veranstaltung des Fördervereins ProBibi in der Stadtbibliothek Sieglar blickte der inzwischen 82-jährige Heinz „Hein“ Mück auf seine Karriere im Amateur-Boxsport zurück. Er sammelte Titel – 45 insgesamt – wie andere Briefmarken. Von 370 Kämpfen gingen nur 27 verloren, „aber nie durch k.o.“, betonte Mück. 18 Mal entschieden die Punktrichter auf Unentschieden.
„Der Boxsport hat mir viel gegeben“, sagte Mück, als er seine Kämpfe in Beirut, Bagdad und Istanbul schilderte. Einige davon hätten vor Zehntausenden Zuschauern stattgefunden. Ein besonderer Höhepunkt war sein Auftritt in der Londoner „Royal Albert Hall“, wo er sich gegen den damaligen vierfachen britischen Champion durchsetzte.
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Unfall vereitelt die Olympia-Teilnahme verpasst
Zu diesem Zeitpunkt war aus dem Jungspund mit dem ungestümen Windmühlen-Stil („Kopf ’runter und drauf“) ein versierter Techniker geworden, der sich mit einer starken linken Führhand Respekt verschaffte. „Ich war nie ein k.o.-Schläger, aber ich habe so immer fleißig Punkte gesammelt.“
Die als Lesung angekündigte Plauderei hatte das „Who is Who“ der lokalen Box-Szene angezogen, darunter auch etliche Zeitgenossen Mücks. Sie hingen an den Lippen des topfitten Seniors, der auch die dunkelste Stunde seiner sportlichen Karriere nicht verschwieg. Mitte der 60er-Jahre war Mück eine der dominierenden Gestalten des deutschen Boxsports, seine Nominierung für die Olympischen Spiele 1968 in Mexiko galt als ausgemacht: „Ich wollte damals der erste Olympia-Sieger aus dem Rhein-Sieg-Kreis werden.“
Es sollte anders kommen: Während seiner Arbeit in einer Montagehalle rutschte Mück auf einem Klumpen Fett aus und stürzte. Der Splitterbruch des linken Arms bedeutete drei Monate Gips und damit das Aus für alle Olympia-Träume.
Nach dem Ende seiner aktiven Karriere blieb Hein Mück seinem Sport als Trainer und Funktionär treu, begegnete Legenden wie Max Schmeling und Henry Maske. Er engagierte sich in der Jugendarbeit, indem er die Werte seines Sports weitergab. Jahrelang gehörte er zum Inventar der Prinzenempfänge im Kreishaus, war als Nikolaus in Schulen, Kindergärten und Altenheimen aktiv. Als Paraderolle erwies sich die des Sankt Martin, knapp 200 Mal war er in der Verkleidung auf dem Pferd für die christliche Legende im Einsatz. Für sein soziales und ehrenamtliches Engagement bekam der Sportler das Bundesverdienstkreuz am Bande und das Ehrenwappen der Stadt Siegburg.
In Sieglar las Jens Bäte aus Hein Mücks Erinnerungen. Norbert Wollersheim, langjähriger Vorsitzender des Troisdorfer Boxclubs, steuerte weitere Anekdoten bei. Pascal Pohlscheidt an der Gitarre, der thematisch passende Stücken wie „The Boxer“ vortrug, hatte sich den Schlager „Ring frei zur ersten Runde“ des kölschen Kultboxers Peter „de Aap“ Müller für das Finale aufgehoben. Die Besucher im sehr gut gefüllten Bibliotheksaal sangen eifrig mit.