Rhein-Sieg-Kreis. – Der rechtsrheinische Rhein-Sieg-Kreis hat die zum Teil orkanartigen Böen des Sturms Xandra in der Nacht zum Donnerstag offenbar glimpflich überstanden. Die Feuerwehr meldete am Morgen für die Nacht 107 Einsätze, hauptsächlich im Rechtsrheinischen.
Insgesamt waren 283 Wehrleute damit beschäftigt, vor allem umgestürzte Bäume zu beseitigen. Besonders betroffen war der waldreiche Osten des Kreises. Bäume kippten ins Mittelspannungsnetz und legten einzelne Stationen lahm.
Zeitweise waren bis zu 9700 Haushalte, in Eitorf, Much, Neunkirchen-Seelscheid, Ruppichteroth und Windeck ohne Strom. Noch in der Nacht begannen 25 Außendienstler des Netzbetreibers Westnetz mit der Beseitigung der Schäden.
Morgens waren noch etwa 1100 Einwohner in Much, Ruppichteroth und Windeck betroffen. Zusätzlich seien einzelne Straßen im Niederspannungsgebiet noch ohne Strom gewesen, berichtete Westnetz-Sprecher Patrick Plate. Bis zum Mittag seien bis auf wenige Ausnahmen wieder alle Kunden versorgt gewesen (siehe Interview).
Die Monteure aus Siegburg, Hennef, Much und dem oberbergischen Waldbröl seien schon im Vorfeld des Sturmtiefs in Alarmbereitschaft versetzt worden und dann in der Nacht im Einsatz gewesen, berichtet Plate. „Wo es die Gefahrenlage zuließ, haben wir schon nachts umgestürzte Bäume beseitigt und die Stromversorgung wieder hergestellt.“ Morgens seien frische Kräfte dazugekommen.
Feuerwehr richtete Stab ein
Der Rhein-Sieg-Kreis hatte mit den betroffenen Kommunen Wehrleute in die Dörfer geschickt, die dort auch als Ansprechpartner für die Bevölkerung vor Ort zur Verfügung standen.
In den frühen Morgenstunden war ein Stab eingerichtet worden, der Einsatzleitwagen wurde vor dem Kreishaus aufgebaut. In einigen Kommunen traten ebenfalls die Stäbe außergewöhnlicher Ereignisse (SAE) zusammen, um die Vielzahl von Einsatzstellen zu koordinieren.
Bei zwei Unfällen fuhren in der Dunkelheit Autofahrer in Bäume, die auf die Fahrbahn gestürzt waren. Auf der Bundesstraße 478 bei Ruppichteroth-Herrenbröl blieb der Zusammenstoß ohne Folgen für den Fahrer, auf der Landesstraße 189 im Wahnbachtal indes erlitt er leichte Verletzungen. Wehrleute räumten die Strecken frei.
Am Horbacher Weg in Neunkirchen-Seelscheid kippte zwischen Niederhorbach und dem Bröltal eine dicke Buche ins Tal. Der Wurzelteller beschädigte die Fahrbahnkante und riss den Untergrund mit weg. Mitarbeiter der Kommune füllten das Loch mit Schotter auf.
m Wald ist es weiterhin gefährlich
Auch wenn Sturm Xandra sich gelegt hat, warnt der Landesbetrieb Wald und Holz NRW weiterhin vor dem Betreten der Wälder.
Die erheblichen Regenmengen hätten die Lage verschärft. „Wurzeln haben weniger Halt im aufgeweichten Boden und können im Sturm leichter umfallen“, heißt es in einer Mitteilung. Von großflächigen Windwürfen konnte der Betrieb aber nicht berichten.
In Eitorf bleibt die Denkmalstraße zwischen Bohlscheid und Kelterser Straße mindestens bis Samstag, 19. Februar, gesperrt. Zunächst war ein Stamm umgefallen, fünf weitere Bäume mussten gefällt werden. Weil der nächste Orkan anrollt und die Böden aufgeweicht sind, warnt die Gemeinde davor, den Abschnitt zu benutzen. Es bestehe Lebensgefahr.
Baum stürzte auf Haus
In Siegburg unterstützte die Polizei die Feuerwehr an der Siegfeldstraße. Von einem Haus waren Dachziegel auf Gehweg und Fahrbahn gefallen. Polizisten sperrten die Straße kurzzeitig komplett. Später konnte die Siegfeldstraße an dieser Stelle nur einspurig befahren werden. Zur Verkehrssicherung führte eine Gartenbaufirma zusätzliche Baumarbeiten durch.
In Königswinter-Eudenbach beschädigte ein umstürzender Baum ein Wohnhaus, in Thomasberg ein Carport. In Wahlfeld musste die Landesstraße 143 länger gesperrt werden, bevor sie frei geräumt werden konnte. Zu groß waren die Risiken für die freiwilligen Feuerwehrleute, weil bei starken Böen weitere Stämme zu fallen drohten und die Einsatzkräfte bedroht hätten.
An der Pleistalstraße in Sankt Augustin mussten die Ehrenamtler einen umgewehten Zaun einer Baustellenabsicherung wieder aufrichten. Eine Anekdote wurde aus Ruppichteroth berichtet: Senioren fanden in ihrem Garten unerwartet ein Trampolin.