Sturm im Rhein-Sieg-KreisNur wenig Schäden – Suche nach Jogger war ergebnislos
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Rhein-Sieg-Kreis – Glimpflich davon gekommen ist der Rhein-Sieg-Kreis beim Durchzug des Orkantiefs. Gleichwohl hatten die rechts- und linksrheinischen Feuerwehren bis zum Mittag rund 130 Einsätze abzuarbeiten, wie Florian Lückerath von der Feuer- und Rettungsleitstelle berichtete. Meist waren es umgestürzte Bäume oder herabgefallene Äste. Oft mussten die Einsatzkräfte nicht einmal die Motorsäge auspacken, sondern konnten das Holz einfach wegräumen. Einige Male war der Job erledigt, bevor sie eintrafen.
„Hendrik“ oder „Ignatz“ – Welcher Sturm fegt über das Land?
Namen der Sturmtiefs führen zu Verwirrung – Erklärung
Das erste Sturmtief des Herbstes heißt „Hendrik“ - und sorgte damit für einige Verwirrung. Denn neben „Hendrik“ war auch Tief „Ignatz“ wetterbestimmend, zumindest bis Mittwoch, erklärte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Nachts habe sich dann ein Teiltief mit Namen „Hendrik II“ hervorgetan - und sei letztlich für den Sturm am Donnerstag verantwortlich gewesen. Der genaue Hergang müsse noch geklärt werden, heißt es beim DWD.
Die Namensgebung bei wetterbestimmenden Tief- und Hochdruckgebieten erfolgt nach einer alphabetischen Liste durch das Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin. Dazu werden für einen dreistelligen Betrag Patenschaften vergeben. Als nächstes folgt demnach „Jascha“. (dpa)
Auf der Autobahn 560 zwischen Siegburg und Sankt Augustin war das zum Beispiel der Fall. Am Mittwoch hatte eine Fachfirma dort gefällt und den Schnitt bis zum Abtransport in der Böschung gelagert. Gegen 4.15 Uhr wurde die Löschgruppe Niederpleis alarmiert. Doch Polizisten hatten während einer kurzfristigen Sperrung der Fahrbahn in Richtung Hennef schon aufgeräumt, wie der Pressesprecher der Sankt Augustiner Feuerwehr, Sascha Lienesch, sagte.
Aufwendige Suchaktion im Rheidter Werthchen
Eine aufwendige Suchaktion erledigte die Niederkasseler Wehr am Morgen. „Eine Zeugin hatte gegen 7 Uhr angerufen und gemeldet, dass sie nach einem Windbruch im Wald auf dem Rheidter Werth einen Aufschrei gehört hatte“, erzählte der Einsatzleiter, Stadtbrandinspektor Dirk Zimmermann.
Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr eilten zu der angegebenen Stelle. Doch schnell war klar, dass ein weiteres Vordringen lebensgefährlich gewesen wäre.
„Wir hörten Äste krachen und Bäume umstürzen“, so Zimmermann. Er forderte eine Drohne von der Sankt Augustiner Feuerwehr an. Eine großflächige Suche von oben gestaltete sich bei den starken Böen als aussichtslos. Eine kleinere Drohne flog die Wege in zwei Metern Höhe ab, auch diese Aktion musste bald abgebrochen werden. Schließlich stellte die Bundespolizei ein gepanzertes Fahrzeug zur Verfügung, mit dem die asphaltierten Strecken nach einem möglicherweise verletzten Jogger abgefahren wurden. Die Aktion musste erfolglos abgebrochen werden, eine entsprechende Vermisstenmeldung gab es nicht. Das Ordnungsamt sperrte das Rheidter Werth.
Die Stadt Siegburg hatte wegen der Sturmböen vorsorglich den Nord- und den Waldfriedhof ganztägig geschlossen, um zu verhindern, dass umstürzende Bäume oder herabfallende Äste Passanten verletzen.
Auf dem Marktplatz in Siegburg sind zahlreiche Blumenkübel trotz ihrer Größe und Schwere umgekippt. Eine Glastrennwand einer Pizzeria kippte um und zersplitterte. Auch einige Stühle sind durch den Sturm herumgewirbelt.
Die meisten Einsätze hatten die Windecker Freiwilligen. Bis die Führungsstelle eingerichtet wurde, waren schon neun Alarmierungen eingegangen, weitere 16 koordinierte der Stab.
In Hennef kam ebenfalls die Führungsstelle zusammen, konnte aber schon gegen 10.30 Uhr wieder aufgelöst werden, weil nach acht Einsätzen keine weiteren mehr aufliefen, wie Stadtbrandinspektor Theo Jakobs erklärte. Meist waren es umgestürzte Bäume oder größere Äste, einige Male Bauzäune, die aufgerichtet oder zur Seite geräumt werden mussten.
An der Alfred-Delp-Straße in Troisdorf war ein Baum gegen ein Haus gekippt, eine Fachfirma beseitigte ihn später. Auch in Neunkirchen-Seelscheid, Siegburg, Ruppichteroth, Much und Lohmar waren die Wehrleute im Einsatz.
Linie 66 zwischen Siegburg und Bad Honnef beeinträchtigt
Auch der Betrieb der Stadtbahn-Linie 66 zwischen Siegburg und Bad Honnef war am Morgen durch den Sturm beeinträchtigt.
Nach Angaben der Bonner Stadtwerke (SWB) stürzte am Morgen bei Spitzenbach ein Baum auf die Gleise. Der Bahnverkehr war deshalb zwischen Rhöndorf und Bad Honnef für mehrere Stunden unterbrochen. Die SWB setzte zwischenzeitlich Ersatzbusse ein. Die Feuerwehr räumte die Strecke.
Auf B 42 kollidiert Auto mit umgestürzten Baum
In Bad Honnef hatte die Freiwillige Feuerwehr bis 11 Uhr insgesamt zehn Sturmeinsätze, darunter umgestürzte Bäume und einen umgekippten Bauzaun. Das Ganze fing um vier Uhr in Aegidienberg an, so ein Feuerwehrsprecher. Später kam das Tal dazu. Auf der Bundessstraße 42 kollidierte ein Auto mit einem umgestürzten Baum. Es gab einen leichten Sachschaden.
Nur fünf Einsätze hatte die Freiwillige Feuerwehr Königswinter zwischen 8.30 und 10.30 Uhr. Sie war mit rund 30 Kräften im Einsatz und besetzte ihr Lagezentrum. Die Landstraße 330 musste in Höhe des Bundeswehrdepots in Eudenbach zeitweise gesperrt werden, weil ein rund 15 Meter langer Baum auf die Straße zu stürzen drohte und weitere Bäume gesichtet werden mussten. Der Landesbetrieb Straßen NRW war vor Ort. (rvg, pf, csc)