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WesselingBlumenhaus Jonas bindet Strüßjer für Tollitäten der gesamten Region

Lesezeit 3 Minuten

Aus diesen Tulpen werden Strüßje. Inhaber Dirk Jonas zeigt die Blumen, die alle noch zu Strüßje gebunden werden.

Wesseling – Flink greifen die Hände von Susanne Engels über den Arbeitstisch – blitzschnell zunächst einen Palmzweig und dann eine der roten Rosen. Beides steckt sie in eine bereitliegende Klarsichtfolie. Mit einem Streifen Tesafilm werden zum Schluss Folie, Rosenstiel und Palmzweig zusammengebunden – fertig ist das Strüßjer. In der Stunde schafft die Floristin so bis zu 250 dieser kleinen Blumengebinde.

Floristin Jenny Mroczkowski hat den Dreh raus. Strüßjer bindet sie fast schon im Schlaf.

Ganz so schnell bindet Mohammed Aljcella aus Syrien die Strüßjer noch nicht. Vor drei Jahren kam er als Flüchtling nach Deutschland. „Strüßjer, das ist eine tolle Sache“, sagt er zum rheinischen Brauchtum. Noch stehen vier Kollegen am Arbeitstisch im Blumenhaus Jonas. „In der heißen Phase des Karnevals arbeiten wir hier mit 15 bis 20 Fachkräften“, berichtet der Inhaber des Blumenhauses, Dirk Jonas.

Strüßjer binden im großen Stil

Der Florist aus Wesseling bindet nämlich Strüßjer in ganz großem Stil. Nicht nur die Wesselinger Tollitäten und Vereine wissen die frischen Blumengrüße zur fünften Jahreszeit zu schätzen, das Kölner Dreigestirn ebenso wie die Tollitäten aus Rodenkirchen, Brühl, Urfeld, Rondorf und Swisttal zählen zu den Auftraggebern.

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Und die brauchen die Strüßjer längst nicht nur für die Karnevalszüge. „Aktuell werden die Strüßjer – insgesamt etwa 10 000 in der Woche – vor allen Dingen für die Besuche der Tollitäten und Vereine in den Seniorenhäusern und für die Einmärsche in die Festhallen zum Sitzungskarneval gebraucht“, erzählt Jonas. „In der heißen Phase des Straßenkarnevals vor den Umzügen werden wir hier um die 150 000 Strüßjer binden.“

„Wir binden hier ja alle Strüßjer noch von Hand“

Auch Dirk Jonas selbst packt oft mit an. „Wir binden hier ja alle Strüßjer noch von Hand“, sagt er. Für ihn begannen die Vorbereitungen für den Karneval allerdings schon im frühen Herbst. Denn um die gute Blumenqualität ab Januar geliefert zu bekommen, müssten die Rosen schon rund drei Monate im Voraus in Mexiko und dem südafrikanischen Hochland von Kenia bestellt werden.

Eine Rose, ein Palmzweig, Klarsichtfolie und ein Streifen Tesafilm – fertig ist das Strüßjer.

„Die grünen Palmzweige kommen aus Costa Rica, die Tulpen beziehen wir aus Holland, vor allen Dingen aber auch vom deutschen Niederrhein“, erklärt er. Nur rund drei Tage dauere in der Regel die Anreise der Rosen nach der Ernte zuerst im Flugzeug und dann mit dem Lastwagen bis zum Blumenhaus in Wesseling-Keldenich.

Sonderbestellungen und zusätzliche Strüßjer-Anfragen bringen Jonas schon lange nicht mehr aus der Ruhe. In den vergangenen Jahrzehnten habe er gelernt, stets ein bisschen üppiger zu disponieren. Oft passiere es den Tollitäten nämlich, dass sie die für ein ganzes Wochenende bestellten Strüßjer schon am Freitagabend unters Volk verteilt hätten. Dann werde nachbestellt.

Ganze Familie half damals mit

Dirk Jonas hat ein Herz für die Karnevalisten. Mit dem Binden von Strüßjer ist er quasi groß geworden. Sein Großvater Jean Jonas hat das Unternehmen 1948 gegründet. Zunächst betrieb er nur Gemüseanbau, 1956 führte er aber auch Blumen ein und baute sie selbst an. „Schon damals haben wir hier mit Tannenzweigen und Blumen aus der eigenen Produktion die ersten Strüßjer gebunden“, weiß Hans Jonas (80). Er hat das Unternehmen seines Vaters Jean Jonas 1968 übernehmen und damals ganz auf Blumen umgestellt.

Und so sehen die bunten Grüße im Einsatz aus.

Als Wesselinger Blumenprinz wurde Hans Jonas 1978 gefeiert. Die ganze Familie habe damals mitgeholfen, die vielen benötigten Strüßjer zu binden. Gleiches galt 1990, als sein Sohn André als Kinderprinz den Wesselinger Narrenthron bestieg.

Karneval ohne Strüßjer, das kann sich Dirk Jonas heute gar nicht vorstellen. Vor 18 Jahren übernahm er von seinem Vater Hans Jonas das Blumenhaus. In den Strüßjer sieht er auch einen bunten Blumengruß, der die Vorfreude auf den bald beginnenden Frühling wecken soll. Traditionell gelten Kamelle und Strüßjer aber auch als Geschenk des karnevalistischen Herrschers an sein närrisches Volk.