Die Lebensretter der DLRG in Wesseling sind regelmäßig auf dem Rhein unterwegs, um gefährdete Schwimmer und Hunde zu retten oder Schiffe abzuschleppen.
Was motiviert sie, das Wochenende auf dem Fluss statt auf der Couch zu verbringen?
Sarah Herpertz hat die freiwilligen Lebensretter auf einer Fahrt begleitet.
Wesseling – Es gibt schlimmere Hobbys als sich bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Wesseling zu engagieren. Die Sonnenbank kann man sich bei den wöchentlichen Fahrten mit dem Motorboot auf dem Rhein sparen. Die Kollegen sind sehr freundlich und nebenbei tut man auch noch etwas Gutes.
Aber das pure Vergnügen ist der Job natürlich nicht. Schließlich ist das Team vom DLRG-Ortsverband Wesseling jedes Wochenende für etwa sieben Kilometer Rheinabschnitt, von Urfeld bis Sürth, zuständig. Dabei wird längst nicht nur darauf geachtet, ob Schwimmer oder Hunde im Rhein in Gefahr sind. Die Ehrenamtler schleppen auch Schiffe und Ruderboote ab, die havariert sind.
Bis zu neun Stunden sind sie an einem Wochenendtag in der Saison von Mai bis Oktober im Einsatz und stets auf den Notfall vorbereitet. „Person über Bord“ nennt man diesen heutzutage. „»Mann über Bord« dürfen wir nicht mehr sagen“, erklärt mir Frank Raschke. „Da fühlten sich manche Frauen wohl benachteiligt“, fügt der 59-Jährige an. Seit 1976 ist der Wesselinger bei der DLRG im Einsatz und stellvertretender Vorsitzender der Ortsgruppe.
Sein Kollege Lars Möller ist seit seinem dritten Lebensjahr bei der DLRG. Er hat dort alle Schwimmabzeichen gemacht. Seit neun Jahren ist der 32-Jährige ehrenamtlich als Rettungsschwimmer und Wachgänger auf dem Wasser im Einsatz.
„Ich schwimme für mein Leben gern“, erzählt der Frechener. Das Ehrenamt habe für ihn eine ganz besondere Bedeutung. „Wenn man sieht, wie viele Ertrinkende es gibt, erkennt man, wie wichtig diese Arbeit ist“, erzählt er weiter.
Die Dlrg warnt vor Gefahren im rhein – schwimmen lebensgefährlich
„Ich würde niemandem empfehlen, im Rhein schwimmen zu gehen, selbst dem stärksten Schwimmer nicht“, erzählt Frank Raschke. Dabei gebe es gleich mehrere Gefahren, die viele unterschätzten. Zum einen die Temperatur des Wassers. Selbst wenn es draußen über 30 Grad sind, hätte der Rhein keine 20 Grad Wassertemperatur. „Die Differenz zur Körpertemperatur ist zu hoch, da bleibt einem ganz schnell die Kraft aus.“
Zum anderen sei die starke Strömung lebensgefährlich. „Dadurch entstehen an den Buhnen unter Wasser gefährliche Strudel, ganz nah am Ufer“, so der Experte. Ein solcher Sog kann Menschen leicht unter Wasser ziehen.
Die Schiffe sorgen außerdem für starken Wellengang und durch Schiffsschrauben entstehe eine saugende Strömung. Trotz allem ist das Schwimmen im Rhein gesetzlich an vielen Stellen erlaubt. Nur im Hafengebiet, an Brücken, Schiffs- und Fährlandestellen, Schleusen, Vorhäfen, Umschlagstellen und Werften herrscht ein Verbot. (smh)
Lars und Frank macht die Arbeit bei der DLRG viel Spaß, das merke ich schnell. Die beiden sind mit Leidenschaft dabei und teilen ihr Wissen gern mit mir. Nachdem wir das Boot ins Wasser gelassen haben, gehen wir ins „Du“ über. „Auf dem Boot duzt man sich“, sagt Frank. „Alles klar Chef“, denke ich mir.
Fünf Einsätze im vergangenen Jahr
Etwa fünf Einsätze hatte die Ortsgruppe der DLRG in Wesseling im vergangenen Jahr. Und dabei hätte man mehr mit Booten als mit Schwimmern zutun gehabt. Gott sei Dank! Mit dem Einsatz vor Ort, ob auf dem Wasser oder auf Fußstreife, sind die Aufgaben der Helfer aber noch lange nicht vollendet. Während wir bei Rhein in Flammen oder den Kölner Lichtern am Ufer stehen und das Feuerwerk bestaunen, kommt die DLRG aus mehreren Ortschaften zusammen und macht Nachtdienst. „Irgendjemand denkt immer, er müsse betrunken mal schnell ins Wasser springen“, sagt Raschke.
Das Verrückte dabei ist, dass die DLRG nicht wie etwa die Wasserpolizei einen Schwimmer des Wassers verweisen darf. Die Ehrenamtler können nur auf die Gefahrensituation aufmerksam machen und hoffen, dass die Schwimmer das Wasser verlassen, bevor sie wirklich gerettet werden müssen. Doch auch darauf sei man immer vorbereitet. Als mir die Kollegen zeigen, wie eine Person aus dem Wasser gerettet wird, bin ich doch sehr überrascht. Ich dachte immer, dabei würde ein Rettungsschwimmer heldenhaft ins Wasser springen und die Person rausholen.
Aber das sei viel zu gefährlich, erklärt mir Möller. „Erstens habe ich im Wasser gar keinen Halt, um jemanden zu retten und zweitens bringt es niemandem was, wenn wir uns selbst in Gefahr begeben“, sagt der 32-Jährige. Stattdessen wird im Ernstfall eine Boje mit einem Seil ins Wasser geworfen, an der sich der Hilfebedürftige festhalten und ans Boot gezogen werden kann, wie mir die Kollegen zeigen.
Neues Motorboot ab Herbst
Ab Herbst ist das Team noch eine Schippe schneller auf dem Rhein unterwegs. Alle freuen sich auf das neue Motorboot, das hauptsächlich durch Sponsoren finanziert wird. Aktuell fahren die Lebensretter nämlich mit einer Leihgabe aus Neuss über das Wasser. Das neue Boot fährt sogar bis zu 80 Stundenkilometer.
Nicht alle Rettungsschwimmer dürfen mit dem Boot fahren, da ein Bootsführerschein Pflicht ist. Für mich hat Raschke aber eine Ausnahme gemacht. Ich durfte (unter strenger Beobachtung) ein paar Kreise auf dem Wasser drehen. Gar nicht so einfach bei dem Druck auf dem Steuerrad, aber definitiv mein Highlight.