Brühl – Vielleicht findet sie neben seinem Bundesverdienstkreuz Platz, überlegt Otto Flimm und betrachtet liebevoll die Trophäe in seinen Händen: ein transparentes Boot, dass den 85-Jährigen als Ehrenmitglied des Segelclubs BCM (Brühler Club für Motorsport) am Heider Bergsee ausweist. Hier hielt der bekannte ehemalige ADAC-Präsident und Kabänes-Fabrikant 65 Jahre lang als Vereinsvorsitzender die Fäden in der Hand. Auf der jüngsten Mitgliederversammlung am Montagabend wurde er nun mit lang anhaltendem Applaus verabschiedet. „Danke Otto“ beginnt Wilfried Terheggen seine Laudatio. „Ich habe in meiner 22-jährigen Mitgliedschaft hier meine Kinder in einer von Anfang an familiär geprägten Atmosphäre aufwachsen sehen. Das zeichnet den Verein bis heute aus und ist den Mitstreitern der ersten Stunde zu verdanken“, sagt der aktive Segler. „Eure Generation hat Großes geleistet“, ergänzt er.
Abenteuerliche Anfänge
Otto Flimm erinnert zu Beginn der Versammlung im vollgefüllten Clubhaus am Nord-Ostufer an die abenteuerlichen Anfänge, die bei ihm mit dem Motorsport verbunden sind. Seinerzeit gibt es im Rheinland mehrere Motocross-Strecken. „Zu den Rennen wie auf dem Brühler Gabjei-Ring kamen bis zu 25000 Zuschauer. Das war toll“, erzählt er. In den 50er Jahren wird er zweimal deutscher Motorrad-Meister in der Klasse bis 500 Kubikzentimeter. Und bereits 1950 gründet er den Brühler Club für Motorsport im ADAC, der später die Segelabteilung folgt.
Ich durfte mein Leben auskosten und konnte mich austoben. Das würde ich wieder so machen. Ich habe die Herausforderungen des Lebens immer gern angenommen, ob als Unternehmer, ob als vierfacher Familienvater oder als langjähriger ADAC-Präsident oder Begründer mehrerer Vereine. Derzeit bin ich noch als Vorsitzender des Vereins „Ja zum Nürburgring“ aktiv. Ich schätze das Ehrenamt sehr.
Sehr. Ich habe den ADAC ab 50000 Mitglieder an begleitet und geprägt. Meine Motto lautete dabei immer: „Der Verein ist für die Mitglieder da.“ Für mich bedeutete das, dass ich den Verein ehrenamtlich führe. Ich habe meine Hotelrechnungen selbst bezahlt, hatte kein Dienstwagen, keine Spesen und kein Kilometergeld. Nur die Flüge hat der Club bezahlt. Und es gab eine Pauschale von 1500 Euro. Damit war alles abgegolten.
Ja. Ohne das jetzt als großes Eigenlob in den Mittelpunkt zu stellen, aber ich sehe mich schon als ein Macher, der mit Anderen etwas Kreatives gestaltet. Ich wollte nie etwas allein machen. Deswegen lagen mir auch die Gründungen des Brühler Clubs für Motorsport mit der Segelabteilung und des Reit- und Fahrverein Birkhof sehr am Herzen. Ich habe im Team mit viel Spaß das Vereinsleben gestaltet. Und die jeweiligen Ehrenmitgliedschaften machen mich stolz. Ich denke gern an die Anfänge des Segelvereins zurück. Hier waren wir von Beginn an ein schlagkräftige Mannschaft, die alles geteilt und auf die Beine gestellt hat. Es ist schön, so vieles aus eigener Kraft geschafft zu haben.
Bis vor vier Monaten bin ich noch Fahrrad und Motorrad gefahren. In meiner Garage stehen unter anderem noch eine BMW-Maschine und eine Harley Davidson. Ich bin auch noch geritten. Dann musste ich mich einer Operation unterziehen und nun bin ich erst mal etwas vorsichtig und gehe es langsam an. Gehe zu Fuß, setze mich auf meinen Hometrainer und schwimme noch.
Geboren wird Otto Flimm am 18. Mai 1929 im Kölner Severinsviertel. Als Industriekaufmann steigt er in das familiäre Wein-und Spirituosengeschäft ein, verlegt es 1956 nach Brühl. Von 1989 bis 2001 ist er ADAC-Präsident. Mit Flimm sprach Kathrin Höhne.
Als Flimm mit seinem Freund Rudi Wagner von einem Urlaubstrip aus Holland wiederkommt, ist die Leidenschaft für das Segeln entfacht. „Das war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert er sich. Die Beiden rüsten sich mit einem Boot mit Motor und Segel aus, wagen sich auf den Rhein und kentern „gnadenlos“. „Wir hatten keine Ahnung.“ Doch immer wieder rücken seine Freunde und er zum Teil mit selbst gebauten Jollen auf dem Auto-Anhänger am Heider Bergsee an und üben. Sie kämpfen gemeinsam um eine kleine Hafenanlage auf dem rekultivierten etwa 35 Hektar großen See. Nicht ganz ohne Protest von Seiten der Heider Bevölkerung, die seit Jahren mit der Braunkohle lebt und den See auch als ihr Stück Heimat liebgewonnen habt. 1966 wird schließlich ein kleiner Segelhafen seiner Bestimmung übergeben und drei Jahre später das Clubhaus mit einer gemütlichen Schiffsbar eingeweiht. Heute freuen sich alle über die bunten Segel an den sommerlichen Wochenenden. Inzwischen zählt der Verein 111 Mitglieder.
Der historische Wahlabend wurde ein langer, auch weil auf der Jahreshautversammlung viel über die künftige Vereinsstruktur, über eine neue Satzung und Aufgabenverteilung diskutiert und ebenso gestritten wurde. Das sei wie in jeden anderen Verein, kommentiert Flimm die Debatten. „Wenn wir früher viele Dinge eher auf Zuruf geklärt haben, haben sich hier die Zeiten etwas geändert“, blickt er zurück. Es sei aber eben auch das Signal für ihn, das Ruder einem Nachfolger zu übergeben. Und das wird künftig Dieter Kau steuern, der zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde.Den 47-Jährigen unterstützen werden ihn als neu gewählter Vorstand Wilfried Terheggen als zweiter Vorsitzender, Helmut Thomas als Geschäftsführer, unterstützt von Martin Fischenich, Christoph Müller als Hafenmeister, Jürgen Ebbinghaus als Sportwart, Daniel Kau als Jugendwart und Ute Frädrich als Schriftführerin unterstützen. Als Beisitzer wurden Karl Wolter und Klaus Buchwald gewählt.
Alle Vorstandsmitglieder animierten die Anwesenden wieder dabei zu sein, wenn die Clubregatta „Blaues Band“ oder der Lasercup in diesem Sommer starten. Zum Programm gehörten aber auch Arbeitsstunden, verkündete Dieter Kau und rief alle auf, bei zwei Problemen zu helfen. „Leider verschmutzen die Wildgänse die Uferwiesen stark. Es ist nicht leicht, die Plätze sauber zu halten“, erklärt der neue Vorsitzende. Zum zweiten sei es immer wieder mit großem Aufwand verbunden, das Grünzeug aus dem See zu bekommen, um frei segeln zu können.