Rhein-Erft-Kreis/Pulheim – Tierhalter kennen das Problem. Das geliebte Haustier wird, so scheint es zumindest, bevorzugt am Wochenende und dann gern mitten in der Nacht schwer krank. Der Weg führt dann üblicherweise direkt in eine Tierklinik. Für viele Tierfreunde aus dem Rhein-Erft-Kreis allerdings dürfte sich die Anfahrt ab Mitte Mai deutlich verlängern: Die Tierklinik in Stommeln hat angekündigt, ihren Notdienst einzuschränken.
Kein Notdienst in der Nacht
Demnach gibt es im Kreis keinen 24-Stunden-Dienst für tierärztliche Notfälle mehr. Auch der tierärztliche Notdienst für Kleintiere, den die Tierarztpraxen an Wochenenden und Feiertagen anbieten, deckt nicht die Nacht ab, sondern in der Regel nur die Zeit von 8 bis 20 Uhr. Im Notfall müssen Tierbesitzer dann auf Kliniken etwa in Mönchengladbach, Aachen, Düsseldorf oder Köln ausweichen.
Die Tierklinik in Stommeln begründet den Schritt vor allem mit Personalmangel. „Seit Jahren verzeichnet die Branche der Tiermedizin ein stetiges Wachstum des Patientenaufkommens und zugleich eine Abnahme der angebotenen nottierärztlichen Versorgung durch den Mangel an nachfolgenden Tierärztinnen und Tierärzten“, heißt es auf der Internetseite der Klinik. „Dadurch können auch wir in unserer Klinik eine stetige zunehmende Belastung vor allem in den Nächten und an den Wochenenden verzeichnen, wodurch sich der Druck auf unsere Mitarbeiter weiter erhöht.“
Druck auf die Mitarbeiter
Seit Beginn der Pandemie habe man in der Klinik die Abläufe ständig umstrukturiert, um die Notfallversorgung „in unserer Region größtmöglich abzudecken und gleichzeitig den Druck auf unsere Mitarbeiter zu reduzieren“. Dennoch müsse man nun ab dem 15. Mai die Zeiten anpassen. Die Klinik stehe dann nur noch von Montag bis Freitag, 8 Uhr bis 22 Uhr, sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 14 Uhr bis 21 Uhr für Notfälle zur Verfügung. „Eine 24-stündige, tägliche Versorgung unserer stationären Patienten ist weiterhin sichergestellt.“ Zudem arbeite man an einem Konzept, um die Einschränkung der Dienste so kurz wie möglich zu halten.
Tierarzt-Präsident in Sorge
„Das ist ein herber Schlag für die Gegend“, sagt Karl-Andreas Bulgrin, Präsident der Tierärztekammer Nordrhein. Mit dem Ausbleiben des Nachwuchses verstärke sich das Problem immer mehr. Zuletzt habe in Rheinland-Pfalz eine Klinik geschlossen, sodass Tierhalter sogar aus dem Nachbarbundesland nach NRW kämen. Derzeit werde an einer Änderung des NRW-Heilberufegesetzes gearbeitet, um die praktizierenden Tierärzte zu einem Notdienst zu verpflichten. Den Titel einer Tierklinik dürfe die Klinik in Stommeln vorerst behalten, aber auf Dauer müsse sie dafür wieder einen 24-Stunden-Notdienst einrichten.
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„Ein wohnortnaher tierärztlicher Notdienst ist für Tierhalterinnen und Tierhalter enorm wichtig, insbesondere für Betreiber von Notfallstationen, die ausschließlich ehrenamtlich aktiv sind“, sagt Renate Könen vom Verein Tierfreunde Rhein-Erft. „Gerade im Notfall kommt es auf jede Minute an.“ Die Verkürzung des Notdienstes in Stommeln bedeute nicht nur eine Verschlechterung im Kreis, sondern auch für die verbliebenen Tierkliniken in der weiteren Umgebung. „Jeder Notdienst, der wegfällt, stellt eine Belastung für die anderen Notdienste dar.“