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„Warum machen Menschen sowas?“Polizei sucht Zeugen für Vandalismus im Rhein-Erft-Kreis

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild ist ein Opfer von Vandalismus an seinem zerkratzten Fahrzeug zu sehen.

Onur Demirtas ist traurig. Unbekannte haben den Neuwagen seines Krankentransportdienstes mit einem harten Gegenstand bös zerkratzt.

Mehr als zwanzig Strafanzeigen in einer Woche, teils hohe Kosten für Privatleute: Die Polizei hofft auf Hinweise.

Mal ist es ein umgebogenes Verkehrsschild. Mal werden Hauswände, Gartenmauern oder Unterführungen wild mit Farbe besprüht. Besonders beliebte Ziele solcher Taten, die meisten nachts passieren, sind Fahrzeuge. Vandalismus hält Mitarbeitende von Polizei, Stadtverwaltungen und Kreisbehörden auf Trab und lässt etliche Privatleute verzweifeln. Hinzu kommen teils hohe Kosten, wenn die Täter nicht gefasst werden und der Versicherungsschutz nicht ausreicht.

Immer wieder muss die Polizei ausrücken, weil Reifen zerstochen, Spiegel abgebrochen oder die Karosserie zerkratzt werden. Das Presseportal der Polizei ist voll mit Meldungen solcher oder ähnlicher Delikte. Allein wegen Sachbeschädigung an Kraftfahrzeugen sind bei der Polizei im Rhein-Erft-Kreis zwischen Donnerstag, 19. September, und Freitag 27. September, mehr als 20 Anzeigen eingegangen.

Sowas macht man nicht, das ist doch richtig böse. Warum machen Menschen sowas?
Onur Demirtas, Opfer von Vandalismus an seinem Einsatzfahrzeug

Eine davon hat Onur Demirtas (24) persönlich in Brühl aufgegeben. Er zeigt die tiefen Spuren, die ein harter Gegenstand im Lack seines Einsatzfahrzeugs hinterlassen hat. Tatsächlich zieht sich die Schramme fast komplett über die ganze Fahrerseite des Neuwagens. „Sowas macht man nicht, das ist doch richtig böse“, empört sich der junge Mann. Mehr als einmal hat er sich seitdem die Frage gestellt: „Warum machen Menschen sowas?“

Auf dem Bild ist ein beschädigtes Verkehrsschild zu sehen.

Das Verkehrsschild ist sogar doppelt beschädigt - besprüht und zu allem Überfluss auch noch aus der Verankerung gehoben.

Richte sich die Tat gegen ihn persönlich und seine Familie, oder sei es nur purer Mutwille? Erst vor ein paar Monaten hat sich der 24-Jährige mit einem Krankentransportdienst selbstständig gemacht – zuerst in Hürth. Die passenden Räume fand er schließlich in Brühl, wo er seit August seinen Firmensitz hat. Seine Mitarbeitenden und er fahren kranke Menschen zu den Behandlungsterminen in die Krankenhäuser – zu Chemotherapien und Dialysen. Kinder mit Handicap bringen Demirtas und seine Leute in die Schulen des Landschaftsverbands Rheinland nach Bornheim und Erftstadt.

„Die Kinder, aber auch die kranken Menschen sind auf uns angewiesen, sie brauchen den Fahrdienst“, sagt er. Da könne er nicht einfach den Wagen morgens in die Werkstatt bringen und den Patienten oder Schulkindern sagen, es werde später. Bei seiner Oma habe er selbst erlebt, wie schwer es für beeinträchtigte oder kranke Menschen ist, überhaupt irgendwohin zu kommen. „Wir tragen unsere Fahrgäste deswegen auch aus ihren Etagenwohnungen bis ins Auto.“

Dellen und Beulen in der Karosserie

Weil seine Mitarbeitenden speziell bei den Fahrten der Schulkinder morgens stets früh losmüssen, stehen einige Fahrzeuge an den Wochenenden auch schon mal vor den Häusern seiner Fahrer. So sei das auch am Wochenende, 20. bis 22. September, gewesen. Als sein Mitarbeiter dann am Montagmorgen habe losfahren wollen, sei ihm beim Anblick der Schramme vor Schreck fast das Herz stehengeblieben. Gleich mehrere Fahrzeuge waren an diesem Wochenende mutwillig zerkratzt worden.

Die gute Beschreibung von Personen ist für die Polizei hilfreich

Bei der Polizei werden solche Taten als „Alltagskriminalität“ zusammengefasst. Dazu gehören Kratzer im Autolack, abgebrochene Scheibenwischer, Dellen und Beulen an der Karosserie. Für jedes beschädigte Kraftfahrzeug wird eine Anzeige gefertigt. Möglich sei deswegen, dass ein Täter für mehrere Anzeigen verantwortlich sei. Zur Ergreifung der Täter seien Zeugenhinweise von besonderer Bedeutung, betont die Polizei. Zeugen, die schnell den Notruf 110 wählten, hätten schon dazu beigetragen, dass die Polizei die Täter auf frischer Tat hätten ertappen können. Hilfreich seien auch gute Beschreibungen von Personen und verdächtigen Handlungen.

„So kann die Wachsamkeit von Bürgerinnen und Bürgern auch ein Schutz vor Sachbeschädigungen sein“, sagte eine Polizeisprecherin. Nach der Anzeige beginnt die Kriminalpolizei mit den Ermittlungen. Sollte es an einem Ort vermehrt zu Straftaten kommen, erhöht die Polizei dort den Streifendienst. Aber auch ohne speziellen Anlass seien die Beamten der Direktion Gefahrenabwehr rund um die Uhr im Einsatz.