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Auf Marktplatz gestorben„Ralf war ein feiner Mensch“ – Pulheimer trauern um bekannten Obdachlosen

Lesezeit 3 Minuten
Auf einer Bank haben Pulheimer Anwohner Kerzen, Blumen, Bilder und Briefe abgelegt.

Pulheim trauert um Ralf, der wohnungslos war und seinen Stammplatz auf einer Bank am Marktplatz hatte.

Die Anwohner haben Kerzen und Blumen auf der Bank aufgestellt, auf der der Verstorbene immer saß. Es gibt weitere Pläne, um an ihn zu erinnern.

Wer auf der Suche nach Ralf war, wusste in der Regel, wo er zu finden war. Das Bänkchen hinter dem Wirtshaus am Marktplatz war der Stammplatz des Pulheimers, der schon eine Weile auf der Straße lebte.

Doch am 7. Oktober verstarb Ralf. Er war vor kurzem 51 Jahre alt geworden. Viele Pulheimer verabschieden sich nun von ihm: Auf seiner Bank finden sich eine wachsende Anzahl an Kerzen, Blumen, Briefe und von Kindern gemalten Bilder.

51-Jähriger leblos auf einer Bank in Pulheim aufgefunden

Schon einige Tage zuvor hatte er in der nahegelegenen Eisdiele Veneziano über Brustschmerzen geklagt, erzählt Cosimo Veneziano im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Gelatiere habe angeboten, ihm ein paar Schmerzmittel aus der Apotheke mitzubringen, aber Ralf habe abgewunken. Einige Anwohner berichten davon, dass er bald in eine Wohnung ziehen sollte, die Stadt konnte aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Angaben dazu machen.

Laut Angaben der Polizei fanden ihn dann Zeugen am 7. Oktober leblos auf seiner Bank. Ein alarmierter Notarzt konnte nur Ralfs Tod feststellen. Das Ergebnis der Obduktion des Leichnams steht zwar noch aus, aber bisher gebe es keine Hinweise für Fremdverschulden, so die Polizei.

Ralf kämpfte mit dem Alkohol. „Wir hatten immer guten Kontakt“, sagt die Pulheimerin Marie Edith Günther, die ebenfalls um den Verstorbenen trauert. „Ich habe ihn jeden Tag gesehen.“ Passanten beschreiben ihn als zurückhaltenden Menschen, der niemandem etwas zuleide tat. Dem schließt sich auch Marie Günther an. „Ralf war so ein feiner Mensch. Er hat auf der Straße gelebt und trotzdem älteren Menschen geholfen, die Taschen zu tragen.“

Pulheimer äußern ihre Trauer um Ralf auch bei Facebook

Der 51-Jährige stand also trotz seiner Lage in Kontakt mit seiner Umwelt. „Wir haben Jahrzehnte versucht, ihn von der Straße zu holen“, erzählt Marie Günther, die in der Nähe wohnt. Doch Ralf habe Probleme dabei gehabt, Hilfe anzunehmen, die über ein belegtes Brot hinausging.

Und so wurde die Bank hinter dem Wirtshaus zu seinem festen Platz, als gehöre er zum Stadtbild dazu. Selbst im Winter habe Ralf dort ausgeharrt. Seine Abwesenheit löst bei vielen Bewohnern nun ein Gefühl von Leere aus. Das lässt sich auch noch einige Tage später beobachten, als immer wieder Leute an der Bank stehen bleiben und sich nach Ralf erkundigen, eine Kerze aufstellen oder sich die Nachrichten anschauen, die andere hinterlassen haben.

In Pulheimer Facebook-Gruppen bekunden Menschen, die ihn kannten, ihre Trauer. Auf einen der Beiträge haben über 140 Leute reagiert. „Ganz Pulheim trauert“, sagt Marie Günther. „Er hatte immer ein Lächeln für die Menschen, im Sommer und im Winter.“

Der Verstorbene wird in Stommeln beigesetzt

Auch das Team aus dem Wirtshaus am Marktplatz trauert um Ralf. „Ich kann nur nette Sachen über ihn sagen“, sagt eine Mitarbeiterin. „Die Menschen hatten ihn wirklich gern. Wenn ich an der Bank vorbeigehe und er sitzt da nicht mehr, dann fehlt etwas.“

Neben Blumen und Kerzen gibt es auch schon weitere Ideen des Gedenkens. „Ich wollte mit dem Bürgermeister Herrn Keppeler sprechen, um eine Plakette an der Bank anzubringen“, sagt Marie Günther. „Ralf soll nicht vergessen werden.“ Er wird in Stommeln beigesetzt.