Pulheims Bürgermeister Frank Keppeler„Wir spüren die Kölner Dominanz“
Pulheim – In der zehnteiligen Serie sagen uns die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, warum ihre Stadt die schönste im Rhein-Erft-Kreis ist, warum sich ein Besuch ihrer Lieblingsplätze lohnt, ob die Nähe zu Köln Fluch oder Segen ist, und was sie an ihrer Stadt ärgert. Heute mit Pulheims Bürgermeiter Frank Keppeler.
Wie würden Sie Pulheim jemandem beschreiben, der noch nie hier gewesen ist?
Keppeler: Pulheim zeichnet sich dadurch aus, dass jeder der zwölf Stadtteile seinen eigenen Charakter besitzt – und durchaus selbstbewusst für seine Interessen eintritt. Worauf wir in Pulheim natürlich besonders stolz sind, ist unsere Abtei in Brauweiler. Nicht zu vergessen sind die Wahrzeichen der einzelnen Orte wie zum Beispiel die Stommelner Mühle, das alte Rathaus im Zentralort, die Barbara-Kapelle oder der Brunnen in Sinnersdorf. Besonders hervorzuheben ist unser Synagogen-Projekt, das weit über die Stadtgrenzen hinaus Anerkennung genießt.
Warum ist Pulheim die schönste Stadt im Kreis?
Da ist eine gewisse Neutralität gefragt, auch weil ich Sprecher der Konferenz der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Kommunen des Rhein-Erft-Kreises bin. Wir haben durchweg schöne Städte im Rhein-Erft-Kreis. Was Pulheim ausmacht, ist, neben einer soliden Infrastruktur, ein großes Sportangebot, viel Grün und Menschen, die sich ehrenamtlich für unsere Stadt engagieren.
Was ist Ihr Lieblingsort in Pulheim?
Mir gefällt unser Barbarapark, der an der Barbara-Kapelle gelegen ist, besonders gut. Wer ihn nicht kennt: Es ist ein kleines Refugium, wo man ausspannen kann. Ich halte mich aber ebenso gerne auf unseren Plätzen auf, sei es beispielsweise der neu gestaltete Guidelplatz, der Marktplatz in Pulheim, der Anger in Stommeln oder der Lindenplatz in Dansweiler.
Und welcher ist ihr Lieblingsplatz im Kreis?
Es fällt mir schwer, mich da zu entscheiden. Festzuhalten ist, dass ich in anderen Städten immer wieder neue und interessante Ecken entdecke. Und ich nehme mir vor, noch ganz viele Orte und Plätze kennenzulernen. Aber der eine Lieblingsplatz, der sich von allen anderen abhebt, ist – zumindest bislang – nicht darunter.
Bringt die Nähe zu Köln mehr Fluch oder mehr Segen mit sich?
Das Oberzentrum Köln ist natürlich eine Bereicherung für Pulheim und ein wichtiger Standortfaktor. Machen wir uns nichts vor: Viele Menschen kommen wegen der Nähe zu Köln zu uns. Dort gibt es Angebote, die ein Mittelzentrum – wie wir es sind – gar nicht vorhalten kann: Flughafen, Universität und große Museen, um nur einiges zu nennen. All das übt natürlich eine große Strahlkraft auf Menschen aus. Allerdings spüren wir auch Kölns Dominanz und die Fokussierung auf die Domstadt. Ein Beispiel: Die großen Golfturniere mit überregionaler Strahlkraft wurden von überregionalen Medien in der Berichterstattung einfach von Pulheim nach Köln verlegt. Das schmerzt dann schon ein wenig.
Zur Person
Geboren: 26. Juni 1973 in Köln
Privat: verheiratet, drei Kinder
Beruflicher Werdegang: Jurastudium in Köln, Mitarbeiter eines Abgeordneten im Landtag NRW, Rechtsanwalt mit Kanzlei in Pulheim
Politik: seit 1991 in der CDU, 1999 Einzug in den Stadtrat, seit 2009 Bürgermeister in Pulheim, als dienstältester Bürgermeister Sprecher der Bürgermeisterkonferenz im Rhein-Erft-Kreis (jtü)
Was tun Sie gegen die explodierenden Immobilienpreise?
Die Entwicklung muss man differenziert betrachten: Einerseits sind steigende Grundstücks- und Immobilienpreise für diejenigen, die Eigentum haben, vorteilhaft. Andererseits sehen wir auch das Defizit, dass sich so mancher keine Wohnung mehr in der Stadt leisten kann, in der er oder sie groß geworden ist. Auch vor diesem Hintergrund haben wir neue Baugebiete ausgewiesen, die derzeit noch entstehen: In den drei Gebieten „hinter der Bahn“ sind rund 475 Wohneinheiten vorgesehen. Damit entsprechen wir dem Bedarf nach neuem Wohnraum. Bei alledem müssen wir aber auch im Auge behalten, dass Fläche endlich ist. Ein Wachstum um jeden Preis wird es daher in Pulheim nicht geben. Aus meiner Sicht sollte die Stadt Pulheim die Grenze von etwa 60.000 Einwohnerinnen und Einwohner nicht überschreiten; derzeit stehen wir bei rund 55.800. In den politischen Gremien wird derzeit über ein Baulandkonzept diskutiert, das zudem den bezahlbaren Wohnraum im Blick haben soll: Es soll nach dem Prinzip 40-30-20 vorgegangen werden. Das bedeutet, dass wir Bauflächen ab einer gewissen Größe zu 40 Prozent als Mietwohnungsbau ausweisen werden. Davon wiederum sollen 30 Prozent öffentlich geförderter Wohnungsbau und 20 Prozent preisgedämpfter Wohnungsbau sein.
Was ist die größte Herausforderung für Pulheim und den Kreis bis 2023?
Über allem steht im Kreis der Strukturwandel. Davon sind Bergheim, Bedburg und Elsdorf natürlich anders betroffen als wir hier in Pulheim. Aber auch wir werden die Auswirkungen spüren. Wenn ich nach Pulheim schaue, geht es weiterhin darum, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Wir modernisieren unsere Schulen und errichten weitere Kitas sowie Schulen. Ein anderes wichtiges Thema ist die Demografie. Wir haben kreisweit den ältesten Bevölkerungsdurchschnitt. Darauf müssen wir unsere Projekte immer wieder abstimmen. Eine vierte Herausforderung sehe ich im Umweltschutz. Das Bewusstsein dafür zu steigern, ist durchaus auch Aufgabe einer Verwaltung.
Was fehlt Ihnen in Pulheim – was wünschen Sie sich?
Es wäre schön, wenn unser Einzelhandelsangebot noch breiter gefächert wäre. Da sind die Einflussmöglichkeiten von Rat und Verwaltung aber leider sehr eingeschränkt. Ich hätte zudem gerne ein noch attraktiveres Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche. Ein langgehegter Wunsch ist ein Bike- und Skatepark. Die Planungen dafür entwickeln sich derzeit erfreulich gut. Wenn wir dann das Naherholungsgebiet am Pulheimer See zeitnah verwirklichen könnten, käme ein besonders attraktives Ausflugsziel für Alt und Jung hinzu.
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Was ärgert Sie in Pulheim oder an Pulheim?
Da fällt mir sofort das Thema „Müll“ ein. Manche Menschen werfen relativ achtlos Sachen auf die Straße. Dadurch leidet das Erscheinungsbild unserer Stadt. Das ärgert mich! Und da wünsche ich mir ein anderes Bewusstsein und mehr Rücksichtnahme.
Was möchten Sie in Ihrer verbleibenden Amtszeit noch erreichen?
Einiges habe ich schon genannt – von der Optimierung der Schulen und Kindertagesstätten über den Bau des Bike- und Skateparks bis hin zur Öffnung des Pulheimer Sees auch für Schwimmer. Ein Projekt, das mir zudem sehr am Herzen liegt, ist die Ansiedlung eines stationären Hospizes. Wir arbeiten eng mit dem verantwortlichen Verein daran, dieses Ziel zu verwirklichen.SERIE Bürgermeister Interviews RE