Die Vögel rauben Bürgern den Schlaf. Die Stadt Pulheim hat einen Biologen beauftragt, der eine Lösung für das Krähen-Problem entwickeln soll.
Lärm, Vogelkot und KadaverKrähen-Kolonie macht Kita und Anwohnern in Pulheim zu schaffen
Die Stadt Pulheim muss sich mit einem rabenschwarzen Problem befassen: einer Kolonie Saatkrähen, die sich in den Stadtteilen Sinthern und Geyen eingenistet hat. Die Tiere brüten bereits seit einigen Jahren in den Bäumen rund um die städtische Kindertagesstätte „Kleine Strolche“ und die Gemeinschaftsgrundschule Sinthern-Geyen – und sie sorgen bei den Anwohnern für einigen Ärger.
„Teilweise sind unsere Spielgeräte so von Vogelkot bedeckt, dass wir sie sperren müssen“, berichtet Ralph Schreiber, stellvertretender Leiter der Kita „Kleine Strolche“. „Manchmal finden wir auch Kadaver, wenn Jungvögel aus dem Nest gekippt oder bei Flugversuchen abgestürzt sind, die müssen wir dann wegmachen.“
Auch die anderen Anwohner in der Nähe fühlten sich von den Tieren gestört, die schon frühmorgens laut zwitschern, berichtet Schreiber weiter: „Im Sommer finden die Leute teilweise ab halb fünf keinen Schlaf mehr.“
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Hoffnung, dass die Saatkrähenkolonie einfach einen neuen Nistplatz sucht und sich das Thema quasi von allein erledigt, besteht kaum: „Saatkrähen sind sehr sozial lebende Vögel und können über Jahre einem Neststandort treu bleiben“, erklärt Benedikt Hillebrandt, Vogelexperte beim NABU Rhein-Erft.
Saatkrähen stehen unter besonderem Schutz und dürfen nicht gefangen werden
Die Stadt will das Problem nun trotzdem endgültig lösen, hat damit aber eine sehr schwierige Aufgabe. Denn die Saatkrähen stehen laut Bundesnaturschutzgesetz unter besonderem Schutz und dürfen deshalb nicht gefangen, verletzt oder getötet werden. „Ihre Nester und Kolonien dürfen auch außerhalb der Brutzeit nicht zerstört werden“, sagt Experte Hillebrandt. „Ein Umsiedeln von Nestern ist nur bei gleichzeitiger Bereitstellung von einem dauerhaften Ersatz sinnvoll, sonst wird das Problem nur verlagert.“ Auch die Bäume, in denen die Vögel nisten, sind besonders geschützt. Sie abzusägen, kommt daher auch nicht in Frage.
Guter Rat ist teuer. Deshalb hat die Stadt Pulheim nun einen Biologen beauftragt, der eine Lösung für das Krähenproblem entwickeln soll. Wie die Stadt auf Anfrage dieser Redaktion mitteilt, beobachtet und untersucht der Experte seit Ende März den Schwarm in Sinthern und Geyen. „Bis Ende Mai 2023 sollen die Geländearbeitend weitgehend abgeschlossen sein. Anschließend werden die Ergebnisse ausgewertet und das Umgangskonzept erarbeitet“, so Pressesprecherin Ruth Henn.
Die Anwohner müssen sich also wohl noch eine Weile gedulden. Bis spätestens Ende Juli 2023 soll aber der Endbericht vorliegen, der der Verwaltung mögliche – mit dem Naturschutz vereinbare – Vorgehensweisen aufzeigen wird.