Das Team der Awo möchte den Kranken das Gefühl geben, dass sie trotz ihrer Demenz noch dazugehören und am Leben teilhaben können.
Gemeinsam singenDer neu gegründete Demenz-Chor in Pulheim probt für seinen ersten Auftritt
„In unsrer Awo“, schallt es fröhlich durch die Räume. Die Melodie ist von den Bläck Fööss, der Gesang vom Demenz-Chor. Rund 20 Chormitglieder bereiten sich auf ihren ersten Auftritt auf dem Weihnachtsmarkt vor. Beate Wallraff, seit zwölf Jahren ehrenamtliche Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Stommeln, hat Tränen in den Augen.
„Da kommen so viele Emotionen hoch“, sagt sie gerührt. Sie war es, die im April die Idee hatte, einen Demenz-Chor zu gründen. Sie machte der Demenz-Gruppe, die sich jeden Donnerstag zum Frühstück und zu anschließenden Aktivitäten in den Awo-Räumen an der Hauptstraße trifft, den Vorschlag und die Menschen mit Demenz und deren Angehörige waren alle sofort begeistert.
Pulheim: Lieder bleiben unvergessen
Seitdem wird jeden Donnerstag geprobt und vor allem viel gelacht. Weihnachtslieder wie „O Tannenbaum“ und „Alle Jahre wieder“ haben alle als Kind auswendig gelernt und die Texte sind alle noch präsent. „Ja klar“, sagt Gerlinde Kohnen aus Stommeln, die neu im Chor ist. „Der Text sitzt noch. Ich singe so gerne, zu Hause auch schon mal unter der Dusche.“
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Hans Peter Grevenstein aus Pulheim wurde von seiner Frau angemeldet und ist seit drei Monaten Chormitglied. „Was, schon so lange?“, wundert er sich. „Die Lieder bleiben unvergessen, das macht mir keine große Mühe.“ Und Dietmar Besser aus Stommeln war früher im Kirchenchor und singt nun auch wieder begeistert mit. „Wir sind eine große Awo-Familie“, sagt er stolz, er fühlt sich sichtlich wohl in der Runde.
„Von den Chormitgliedern kommt so viel zurück“, versichert Beate Wallraff. „Wir alle sind mit dem Herzen dabei.“ Dabei gehe es ihr und ihrem Team darum, den Kranken das Gefühl zu geben, dass sie trotz ihrer Demenz noch dazugehörten und ihnen so die Möglichkeit zu geben, mit der Krankheit umzugehen. „Wir tun etwas gegen die Stigmatisierung der Krankheit, die ja jeden treffen kann und stärken das Selbstbewusstsein der Erkrankten“, betont die Awo-Vorsitzende.
Denn es gehöre schließlich schon eine Portion Mut dazu, vor Publikum auf einer Bühne aufzutreten und zu singen. Für die Chormitglieder scheint das aber kein Problem zu sein. Sie freuen sich über ihr neues Hobby und die Geselligkeit. Angehörige erzählen, dass sie es donnerstags kaum erwarten könnten, morgens zur Awo zu kommen.
„Wir nehmen jeden, wie er ist“, versichert Beate Wallraff. „Bei uns muss sich keiner beweisen.“ Ohne ihre langjährigen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ginge das alles allerdings nicht, sagt sie. „Das liebevoll dekorierte Frühstück, die Zuwendung und das Engagement, da kann man nicht oft genug danke sagen.“
Der AWO-Demenz-Chor hat seinen ersten Auftritt am Sonntag, 8. Dezember, 15 Uhr, auf dem Stommelner Weihnachtsmarkt an der Hauptstraße. Begleitet wird der Chor vom früheren Höhner-Mitglied, Peter Werner.