Rhein-Erft-Kreis – Für die Eltern eines 17-jährigen Schülers aus Wesseling war es ein Schock, als an einem Tag im Dezember vergangenen Jahres die Polizei vor der Haustür stand und nach ihrem Sohn fragte. Der Vorwurf: Er soll mehrere Autos aufgebrochen und daraus Wertgegenstände gestohlen haben.
Die Polizei konnte ein Laptop orten, das der 17-Jährige aus einem aufgebrochenen Auto entwendet haben soll. Im Zimmer des Jugendlichen fanden die Beamten außerdem mobile Navigationsgeräte und Geldbörsen, die vermutlich ebenfalls gestohlen waren.
Zahl der Diebstähle im Januar stark gestiegen
Hauptkommissar Frank Schmitz (48) berichtet, dass solche Fälle in den vergangenen zwei Monaten im Rhein-Erft-Kreis häufiger als sonst vorgekommen seien.
„Besonders im Januar ist die Zahl der Diebstähle aus aufgebrochenen Autos signifikant gestiegen. Im Jahr davor hatten wir konstante bis rückläufige Zahlen.“ Allerdings räumt Schmitz ein, dass die ersten beiden Monate eines Jahres allein noch keinen Trend bedeuten.
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Die Polizei unterscheidet bei den Tätern zwischen zwei Gruppen: Zum einen gibt es organisierte Banden, zum anderen ortsansässige Gelegenheitsdiebe. Oft verrate schon das Beutegut den Beamten, wer die Täter seien.
Gelegenheitsdiebe stehlen Zigaretten, Banden Lenkräder
Ermittler Schmitz: „Fehlen nach einem Auto-Einbruch Zigaretten, mobile Navigationsgeräte oder Geldbörsen, kann man auf Gelegenheitsdiebe schließen. Bei größeren Gegenständen wie Lenkrädern, Airbags und festeingebauten Navis kommen eher Banden in Frage.“
Organisierte Tätergruppen – häufig aus Osteuropa – hätten es vorrangig auf Luxusautos der Marke BMW, Volkswagen oder Mercedes Benz abgesehen. Das musste auch ein Ehepaar aus Liblar erfahren.
Als die Frau am 24. Januar morgens zu ihrem BWM der 5er-Reihe ging, der in der Einfahrt geparkt war, sah sie, dass die Tür ein kleines Stück offenstand. Die Täter hatten das Schloss aufgebohrt und Airbag, Navigationsgerät und Steuergerät ausgebaut.
10.000 Euro Schaden und vier Wochen ohne Wagen
Der Schaden betrug rund 10.000 Euro. Das Paar musste vier Wochen auf seinen Wagen verzichten. Die Täter hatten in der gleichen Nacht an vier weiteren Fahrzeugen in der Umgebung Teile entwendet.
Schwierig wird es für die Ermittler, wenn sich die Täter ins Ausland – etwa nach Polen oder Litauen – absetzen. „Wir arbeiten mit den ausländischen Behörden natürlich zusammen, aber juristische Schranken machen es nicht leicht“, sagt Schmitz.
Professionellen Banden komme die Polizei oft erst auf die Spur, wenn sie im Internet ihre Ware verkauften – und auch dann bleibe es problematisch: „Diejenigen, die die Autos aufbrechen sind nicht dieselben Leute, die die Ware später im Netz anbieten. Das sind die Hehler.“
Oft ist die Fernverriegelung schuld
Autodiebe, wie der 17-Jährige aus Wesseling, gehen nach der Erfahrung der Beamten viel unüberlegter vor. Fahrzeuge, die nicht abgeschlossen seien, böten ihnen eine Gelegenheit, die sie ergriffen.
Hauptkommissar Schmitz hat eine simple Erklärung dafür, warum viele Autobesitzer nicht abschlössen: Die Fernverriegelung sei schuld. „Weil man nicht mehr den Schlüssel im Schloss umdrehen muss, vergisst man schnell, den Knopf zu drücken.“