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Villa TripsRennsportliches Museum eröffnet Ausstellung „Rheinische Rennfahrer"

Lesezeit 5 Minuten

Zwei Rennboliden von Ralf Schumacher und Marco Werner sind die Hingucker in der Villa Trips.

  1. Am Sonntag wurde das wurde das neue rennsportgeschichtliche Museum in der Villa Trips in feierlichem Rahmen neu eröffnet.
  2. Zu diesem Anlass kamen der mehrfache Gewinner der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft Klaus Ludwig und Christian Geistdörfer.
  3. Dies ist ein Text aus unserem Archiv.

Kerpen-Horrem – Jetzt hat auch die Kolpingstadt ihre Sammlung Ludwig. Allerdings beinhaltet diese Sammlung keine herausragenden Werke der bildenden, sondern ausschließlich Zeugnisse der rennfahrerischen Kunst. Und der Ludwig, um den es hier unter anderem geht, heißt mit Vornamen Klaus.

Als mehrfacher Gewinner der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft sowie der 24-Stunden-Rennen in Le Mans und auf dem Nürburgring von den 1970er- bis in die 1990er-Jahre hinein gilt Klaus Ludwig als lebende Rennsportlegende.Am Sonntag konnte man dem gebürtigen Bonner ebenso wie dem als Co-Pilot von Walter Röhrl zu Weltmeister-Ehren gekommenen Rallyefahrer Christian Geistdörfer und einigen weiteren Größen in der Villa Trips in Horrem persönlich begegnen.

Neueröffnung statt Schließung

Der Anlass war für Motorsportfreunde erfreulich: Statt wie befürchtet für immer geschlossen zu bleiben, wurde das in neuem Glanz erstrahlende rennsportgeschichtliche Museum in der Villa Trips vorgestern in feierlichem Rahmen neu eröffnet – sehr zur Freude von Reinold Louis: „Heute ist ein Glückstag, von dem wir kaum noch zu träumen gewagt hatten“, strahlte der langjährige Vorsitzende der Trips-Stiftung und dankte dem Glücksbringer fast überschwänglich.

Dieser Glücksbringer ist der Kerpener Geschäftsmann Alexander Noven. Der Maserati-Liebhaber hat die Trips-Villa unlängst erworben und der Stiftung, die sich das Anwesen nicht mehr leisten konnte, die Museumsräume vermietet. Und weil er nach eigenem Bekunden ein echter Trips-Fan ist, wird Noven in Kürze auch den Vorsitz der Stiftung von Reinold Louis übernehmen. Louis, inzwischen 75 Jahre alt, will nach 25 Jahren an der Spitze ins Stiftungskuratorium wechseln.

Umgeben vom Bildern des Renngrafen Wolfgang Berghe von Trips: Reinold Louis, Vorsitzender der Trips-Stiftung, ist überglücklich, dass das Rennsportmuseum in der Villa Trips wieder offen ist.

So kann das Andenken an den großen Renngrafen Wolfgang Graf Berghe von Trips, der 1961 kurz vor dem Gewinn der Formel-1-Weltmeisterschaft in Monza tödlich verunglückte, an seinem ehemaligen Familiensitz nun doch weiter gepflegt werden. Aber auch viele weitere Rennsportgrößen aus der Region kommen in der neu gestalteten Ausstellung zu Ehren. Das erfreut auch Klaus Ludwig: „Trips hat mich schon begeistert, als ich ein kleiner Junge war. Er war mir Vorbild und Ansporn, und ich finde es einfach großartig, dass die Erinnerung an ihn hier in Kerpen mit so viel Herzblut und Engagement am Leben erhalten wird.“

Rennfahrer unterstützen die Eröffnung

Klaus Ludwig steuerte aber nicht nur warme Worte, sondern auch Helme, Fotos, Rennoveralls und Trophäen aus seiner erfolgreichen Laufbahn zur neuen Ausstellung bei. „Ein Rennauto kann ich leider nicht zur Verfügung stellen“, bedauerte der 65-Jährige, „wenn ich lese, dass ein lächerlicher Carrera RSR heute eine Million bringen kann, hätten wir Fahrer unsere ausgedienten Autos damals alle aufkaufen sollen.“

Derweil verriet Rallye-Altstar Christian Geistdörfer, dass ein Ferrari, wie Graf Berghe von Trips ihn in der Formel 1 fuhr, in Kindertagen sein Lieblingsspielzeug war. „Als Achtjähriger hörte ich im Radio dann die Monza-Reportage von seinem letzten Rennen. Das war eine sehr berührende Erfahrung. Trips ist für mich aber immer ein Fixpunkt unter den großen deutschen Rennfahrern geblieben.“

Der neue Villa-Trips-Eigentümer Alexander Noven (Mitte) im Gespräch mit Tourenwagen-Legende Klaus Ludwig (links) und dem früheren Rallye-Star Christian Geistdörfer.

So nimmt der Renngraf denn auch im runderneuerten Museum weiterhin eine zentrale Stellung ein. Unter anderem können die Besucher einen Blick in sein Arbeitszimmer werfen. Doch man hat das Spektrum deutlich erweitert. Die überarbeitete Schau widmet sich nun fast der gesamten rheinischen Rennfahrerszene bis in die Gegenwart hinein.

Federführend konzipiert wurde sie von dem bekannten Rennsport-Buchautor und stellvertretendem Stiftungsvorsitzenden Jörg-Thomas Födisch. „Es gibt wohl keine andere Region, die über Jahrzehnte hinweg so viele erfolgreiche Rennfahrer hervorgebracht hat wie das Rheinland und Rheinland-Pfalz“, erklärt Födisch und zählt viele, viele Namen auf: Rolf Stommelen, Klaus Ludwig, Marco Werner, Heinz-Harald Frentzen, Willi Kauhsen, Claudia Hürtgen, Nick Heidfeld, Nico Hülkenberg, Hans Heyer, Sascha Maassen, Frank Biela und und und.

Exponate von 42 Renngrößen

Alle haben eines gemeinsam: 42 Fahrerinnen und Fahrer stellten auf Bitten der Trips-Stiftung Exponate für die Ausstellung „Rheinische Rennfahrer“ im Trips-Museum bereit. Pokale, Helme, Rennanzüge, Werkzeuge, Felgen, Fotos, Urkunden, Fahrzeugteile, Zeitungsausschnitte und vieles mehr haben Födisch und sein Team dann innerhalb kürzester Zeit zu einer sehenswerten Rennsportschau zusammengestellt.

Die größten Hingucker in der Ausstellung sind ein Formel-3-Rennwagen von Marco Werner und ein Formel-1-Bolide von Ralf Schumacher. Seinem Bruder Michael wird im Trips-Museum als einzigem neben Trips selbst sogar die Ehre eines eigenen Raumes zuteil, in dem unter anderen Formel-1-Lenkräder und ein seltenes Rennwagen-Modell im Maßstab 1:5 zu sehen sind.

Die Ausstellung „Rheinische Rennfahrer“ in der Villa Trips in Kerpen-Horrem (Parkstraße) ist ebenso wie das angegliederte Café sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet sechs Euro für Erwachsene und vier Euro für Jugendliche von 14 bis 18 Jahren. Gruppen können gesonderte Termine vereinbaren. www.automobil-rennsport.de

Neues Konzept für das Museum

Das Aus für das rennsportgeschichtliche Museum in der Villa Trips in Kerpen-Horrem war praktisch schon beschlossene Sache gewesen. Weil sie die Unterhaltskosten für das rund 1600 Quadratmeter große Anwesen im Park der Burg Hemmersbach nicht mehr stemmen konnte, suchte die Gräflich Berghe von Trips’sche Sportstiftung jahrelang einen Käufer für die Villa.Vor der Nutzung als Museum hatte dort die Mutter des 1961 verunglückten Formel-1-Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips gewohnt. Kern des Museums war eine Ausstellung über Leben und Karriere des Renngrafen.

Ende vergangenen Jahres erwarb der Kerpener Versicherungskaufmann Alexander Noven die Villa und bot der Trips-Stiftung an, ihr Teile der Villa für zunächst fünf Jahre günstig rückzuvermieten, so dass das Museum nun doch erhalten werden kann. Die bislang stark auf Wolfgang Graf Berghe von Trips zugeschnittene Ausstellung wurde teilweise neu konzipiert und widmet sich nun mehr als 40 weiteren Autorennfahrern aus dem Rheinland von Klaus Ludwig, Rolf Stommelen sowie Michael und Ralf Schumacher bis hin zu Heinz-Harald Frentzen, Nico Hülkenberg und Nick Heidfeld.