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KommentarKerpen und Pulheim spielen Foul mit Wirtz und Schumi

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Reiner Ferling vom Fanclub mit Michael Schumacher im MS-Kartcenter in Kerpen-Sindorf.

Reiner Ferling vom Fanclub mit Michael Schumacher im MS-Kartcenter in Kerpen-Sindorf.

Pulheim zaudert, Florian Wirtz einen Eintrag ins Goldene Buch zu ermöglichen. Kerpen sieht Michael Schumacher nicht als Ehrenbürger.

Genau 25,8 Kilometer misst die Entfernung von Pulheim nach Kerpen, wenn man mit dem Auto über die A4 fährt. Nun wissen wir nicht, wie viele Minuten Michael Schumacher dafür benötigt hätte ... aber der Reihe nach.

Beide Städte sind im Verbund des sie umschließenden Rhein-Erft-Kreises keine Mitläufer. Kerpen ist mit 70 000 Einwohnern mittlerweile größer als die Kreisstadt Bergheim und hat sich vor den Toren Kölns zu einer attraktiven Schlafstadt entwickelt, ist aber finanziell notorisch klamm. Pulheim dagegen gilt neben Hürth eher als der Krösus der zehn Städte, bietet mehrere Golfplätze, noble Wohnviertel und mit Brauweiler ganz viel Kultur.

Die Debatte in Kerpen nimmt groteske Züge an – mit der SPD als Umfaller

Gleichwohl ist in dieser Woche deutlich geworden, dass Kerpen und Pulheim nichts trennt, wenn es darum geht, die Leistungen von Ausnahmesportlern aus ihrer Mitte zu würdigen. So deutet in Pulheim nicht viel darauf hin, dass Fußball-Nationalspieler Florian Wirtz in seiner Heimat mit einem Eintrag ins Goldene Buch für seine sportlichen Erfolge mit Bayer 04 Leverkusen und der Nationalmannschaft Anerkennung erfährt, war ein bis vor kurzem öffentlich nicht bekannter Vorstoß der BVP-Fraktion bereits gescheitert. Daher wäre es verwunderlich, wenn dieselbe Initiative des SPD-Politikers Torsten Rekewitz von Erfolg gekrönt werden würde.

In Kerpen sprechen wir mit Michael Schumacher, dem siebenmaligen Formel-1-Weltmeister, von einem noch größeren Kaliber. Die Weigerung der Politik dort, ihn zum Ehrenbürger zu ernennen, nimmt groteske Züge an. Neun Monate haben die Ratsfraktionen gebraucht, um festzustellen, dass die Stadt keine Ehrenordnung hat und es wichtigere Dinge gibt, als eine solche zu entwickeln – und dass es „keinen Sinn ergebe“, den bekanntesten lebenden Kerpener derart zu würdigen. „Wir haben andere Baustellen“, sagt SPD-Mann Andreas Lipp.

Auf dem Foto sind Florian Wirtz und andere Sportler zu sehen.

Florian Wirtz (l.) besuchte im Februar das Abtei-Gymnasium in Brauweiler. Dort hat der Nationalspieler Abitur gemacht.

Das darf man für die SPD getrost unwidersprochen lassen. War es doch derselbe Mann, der sich noch vor Monaten mit CDU-Bürgermeister Dieter Spürck zum großen Befürworter einer Schumi-Ehrung aufgeschwungen hatte. Aber was interessiert schon das Geschwätz von gestern?

Kerpen und Pulheim sind auf dem besten Weg, durch Borniertheit und Dilettantismus der Verantwortlichen in den Rathäusern und in der Politik zu Lachnummern in der Öffentlichkeit zu werden. Beide Städte und deren Bürger haben Besseres verdient.