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Schwangere Lehrerin noch in KlinikPolizei ermittelt im Fall der Giftmorde in Hürth

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Das Haus wurde von der Polizei beschlagnahmt und versiegelt.

Hürth – Die Tür an der Hausnummer 4a ist versiegelt. Die Todesermittler der Kölner Polizei haben jeglichen Zutritt zum Anwesen in Hürth untersagt. Am Dienstag hatten die Beamten den 41-jährigen Manuel. H. unter Mordverdacht festgenommen. Vor gut einem Jahr soll der Hygieniker in einer Pflegestiftung kurz nacheinander seine Ehefrau und dann die Großmutter, 92, seiner neuen Lebensgefährtin mit Thallium vergiftet haben.

Im November dieses Jahres soll er dann seiner schwangeren Freundin das häufig als Rattengift verwendete Schwermetall verabreicht haben. Die Frau kämpft nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in einer Düsseldorfer Klinik um ihr Leben. Ob der Fötus den Giftanschlag überstehen wird, ist ungewiss. Die Ärzte haben dem Opfer ein Gegengift verabreicht.

Bei der schwangeren Frau soll es sich um eine Lehrerin handeln, die am Hürther Ernst-Mach-Gymnasium unterrichtet. Die Schule zeigte sich geschockt über die Nachricht, wollte aber keine Informationen geben.

Schlug Manuel H. schon im vergangenen Jahr zu?

Am Donnerstag wurden weitere Details des Verbrechens bekannt. Der Zufall verhalf den Ermittlern auf die Fährte. Nachdem die Ärzte in der Düsseldorfer Klinik dieselben Vergiftungssymptome bei der schwangeren Partnerin des Tatverdächtigen festgestellt hatten, wie vor mehr als einem Jahr bei seiner verstorbenen Frau, ging eine Strafanzeige bei der Polizei ein. Die Mutter der schwangeren 36-Jährigen hatte die Strafverfolger eingeschaltet.

Schnell zogen die Ermittler erste Schlüsse. Bald schöpften sie einen ungeheuren Verdacht: Die Ehefrau des Beschuldigten kam vermutlich durch eine Überdosis Thallium ums Leben, seine Freundin liegt vergiftet auf der Intensivstation. Deren Großmutter war im vergangenen Jahr plötzlich verstorben. Die Indizien verdichteten sich. Schließlich hatte Manuel H. vom Tod der alten Frau profitiert, konnte er doch mit ihrer Enkelin in ihrem Haus wohnen. Am 29. November wurde die Leiche der Großmutter exhumiert. Dabei kam heraus, dass sie ebenfalls an einer Thallium-Vergiftung verstorben ist.

Polizei beschlagnahmte Handys und Computer

Inzwischen steht der Verdacht im Raum, dass H. drei Frauen aus dem Weg räumen und eine Schwangerschaft verhindern wollte. Die Kölner Kripo geht bei der Suche nach dem Motiv unter anderem der Frage nach, ob die Beziehung zur neuen Partnerin bereits vor dem Tod der Ehefrau existierte. Zugleich wurden Handys und Computer beschlagnahmt, um festzustellen, woher das Thallium stammte.

Nach seiner Festnahme bestritt Manuel H. zunächst die Vorwürfe, erst als man ihm mitteilte, dass die Durchsuchung im Haus einen Behälter mit dem Gift zu Tage gefördert hatte, begann er zu schweigen. Inzwischen sitzt der Mann in Untersuchungshaft.

Obduktion wirft Fragen auf

Der Fall wirft Fragen auf: Üblicherweise melden die Krankenhäuser einen Verdacht auf Vergiftung des Patienten der Polizei. Als die Ehefrau des Verdächtigen am 25. Mai 2020 starb, wurden die Behörden in Düsseldorf benachrichtigt. Wie in solchen Fällen üblich, leitete das Mordkommissariat ein Todesermittlungsverfahren ein. Die Obduktion ergab, dass nicht klar sei, ob die Frau auf Grund festgestellter Thallium-Werte ums Leben gekommen war. Daraufhin scheint der Fall als „unklare Leichensache“ behandelt worden sein, die bald zu den Akten gelegt wurde.

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Zumindest richtete die Kripo keine Mordkommission ein, die Staatsanwaltschaft Düsseldorf sah auf Grund des Ermittlungsergebnisses keinen Anlass der Angelegenheit besonderen Nachdruck zu verleihen. Das Ergebnis der Obduktion sei nicht eindeutig gewesen, heißt es aus Ermittlerkreisen, das Rattengift könne an vielen Stellen und sogar über die Haut eingetreten sein. Fakt ist, so die Düsseldorfer Staatsanwältin Laura Hollmann, „dass es damals keine Anhaltspunkte für ein Tötungsdelikt gegeben hat“. Insofern sei der jetzige Beschuldigte nie unter Tatverdacht geraten. Allerdings wurde der Fall nie abgeschlossen: „Das Verfahren läuft noch und ist nun an die Kölner Kollegen abgegeben worden.“