Rhein-Erft-Kreis – „Wir haben 90 Prozent unserer Spargel-Produktionsfläche vorzeitig stillgelegt“, sagt Landwirt Alexander Thomas von der Dom Spargel OHG aus Hürth-Fischenich. Er wirkt geknickt. Immerhin ist ja auch er mit der Bearbeitung der Spargelfelder zu Anfang des Frühjahrs ordentlich in Vorkasse gegangen.
Und jetzt komme der Großhandel mit Preisvorstellungen, bei denen er nur noch „nein“ sagen könne, so Thomas: „Wir hätten dabei erst richtig draufgelegt und nicht einmal unsere Produktionskosten abgedeckt.“ Deswegen habe er sich mit seinem Team dazu entschlossen, die Spargelernte mitten in der Haupterntezeit soweit herunterzufahren, dass sie ihren Spargel weitgehend an ihren Verkaufsständen selbst vermarkten können. „Darüber hinaus beliefern wir noch einige wenige Lebensmittelgeschäfte, die uns faire Preise zahlen“, berichtet Thomas.
Anbaufläche in Bergheim-Rheidt stillgelegt
Er habe aber auch er beobachtet, dass durch die steigenden Lebenshaltungskosten die Nachfrage nach Spargel zurückgegangen sei. „Irgendwie ist der Spargel in den Köpfen vieler Verbraucher als Luxusgut abgespeichert“, vermutet er. Und Luxus wolle oder könne man sich in der Krise wohl nicht leisten. „Ich glaube nicht einmal, dass die Verbraucher wegen des Preises auf den Spargel verzichten.“ Billiger als zurzeit sei der heimische Spargel kaum zu haben.
Auch Michael Bong aus Bergheim-Rheidt hat schon die Hälfte seiner Spargelanbaufläche stillgelegt. „Und das in der Haupterntesaison“, sagt er kopfschüttelnd. In seinem Hofladen, aber auch beim Verkauf des Spargels über den Großhandel habe er einen Verkaufsrückgang von mehr als 30 Prozent verbucht. Auch Bong kritisiert das Verhalten der Lebensmittelketten, die während der Haupterntezeit Werbekampagnen mit italienischem Spargel starteten, den sie dann für weniger als fünf Euro pro Kilogramm anböten.
Niedrige Preise für Erdbeeren im Rhein-Erft-Kreis
„Das Gleiche machen einige Discounter im Übrigen auch bei den Erdbeeren“, sagt Bong. Die Preise, die der Handel für Erdbeeren zahle, deckten die Kosten nicht mehr. Für Freilanderdbeeren bekomme er im Großhandel höchstens noch einen Euro pro Kilogramm. Auf Dauer könne sich das kein Landwirt leisten. „Wo bleibt die von der Politik, den Verbrauchern und dem Handel geforderte Regionalität?“, fragt er. Bong fürchtet, dass der Obst- und Gemüsebau immer mehr zurückgeht, wenn sich die Bedienungen noch weiter verschieben. „Dann gibt es bald nur noch die Lebensmittel aus Billiglohnländern, deren Produktionsstandards weit unter unserem liegen.“
„Die Leute kaufen einfach weniger Spargel“, sagt Landwirt Victor Dünn vom Gut Clarenhof in Frechen. Die Vermarktung des deutschen Spargels über den Großhandel sei wegen der Billigprodukte aus den Nachbarländern völlig eingebrochen. Dünn hat aber die Hoffnung, dass die Preise in Kürze aufgrund des schrumpfenden Angebots wieder anziehen könnten. Doch das sieht Landwirt Klaus Langen aus Kerpen ganz anders.
Landwirte aus Rhein-Erft kritisieren Lebensmittelketten
„Aktuell sind die Preise, die der Großhandel für Spargel und Erdbeeren zahlt, unterirdisch“, sagt er. Wie seine Kollegen schimpft Langen auf die Discounter und Lebensmittelketten, die mit spanischen Erdbeeren und italienischem Spargel die regionale Ware vom Markt drängten. „Das ist eiskalte Berechnung, das hat System“, vermutet er. Durch die Billigangebote kaufe kaum jemand regionale Ware. „Und bevor wir auf unseren Produkten sitzen bleiben, sollen wir sie dann zu Tiefpreisen abgeben.“
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Landwirt Michael Schumacher aus Erftstadt setzt auf Selbstvermarktung von Erdbeeren und Spargel. Auch er habe gemerkt, dass weniger gekauft werde, obwohl das Gemüse günstiger sei als im Vorjahr. Der Erdbeerverkauf im Hofladen und auf den Selbstpflückfeldern sei ebenfalls zurückgegangen.