Hürth – Sogar Kaiser Wilhelm II. widmete sich dem ältesten Chor in Hürth: Der Regent stiftete 1912 eine Goldplakette, um die im Sängerwettstreit nach Noten gekämpft wurde. Anlass war die Feier zum 50-jährigen Bestehen des MGV 1862 Hürth-Berrenrath.
Der Preisrichter Professor Schwarz logierte damals im Kloster Burbach, Schirmherr war Major von Espinol, Schwiegersohn des Brauereibesitzers Giesler aus Brühl.
Sechs befreundete Chöre feiern mit dem Hürther Männergesangverein
Auch 110 Jahre später wird wieder gefeiert, jedoch ohne Wettstreit, sondern mit einem „Tag der Chöre“: Sechs befreundete Gesangsvereine aus dem ganzen Rhein-Erft-Kreis kommen zusammen, um mit den Berrenrather Sängern das 160-jährige Bestehen ihres Chores zu feiern. Am Samstag, 3. September, ab 16 Uhr, wird in der Katholischen Kirche St. Wendelinus die ganze Bandbreite des Chorgesangs aufgeführt. Dabei sind dann der MGV 1850 Lechenich, der MGV Liederkranz 1894 Hürth-Efferen, der Frauenchor 1994 Hürth, der Frauenchor 2015 Kerpen, der Kirchenchor St. Dionysus Hürth-Gleuel sowie der Projektchor Rhein-Erft-Kreis – alles in allem rund 120 Sängerinnen und Sänger.
Im Anschluss wird vor der Kirche mit einem gemütlichen Beisammensein der Ehrentag des Männergesangvereins Cäcilia gefeiert.
Der Berrenrather Chor wurde 1862 von dem damals amtierenden Pfarrer Adams gegründet, er hatte das Ziel, die Gottesdienste musikalisch zu bereichern. Schon nach einigen Jahren teilte sich der Chor jedoch in eine kirchliche und eine weltliche Gesangsabteilung, da viele der Sänger nicht ausschließlich geistliche Musik singen und proben wollten. Die beiden Weltkriege unterbrachen das Vereinsleben jäh, doch bereits im Sommer 1945 fanden sich die Sänger wieder zusammen, und so konnte im Juni 1952 das 90-jährige Bestehen gefeiert werden – das letzte große Fest im Dorf vor der Umsiedlung.
Der Chorgemeinschaft konnte trotz aller Bedenken auch die Umsiedlung nichts anhaben, und so wurde bereits im Juni 1957 mit einem Festkonzert das 95-jährige Bestehen im neuen Vereinsheim Haus Berrenrath begangen – damals mit dem Tenor Karl Heinz Euler vom Stadttheater Bonn und dem Leverkusener Kinderchor.
Hürth: Zum 100. Geburtstag gab es noch 50 Sänger
Mit der stattlichen Anzahl von 50 aktiven Sängern konnte dann 1962 das 100-jährige Bestehen gefeiert werden – mit einem Festkonzert im Berli-Theater unter Mitwirkung von Musikern des Gürzenich-Orchesters und des Tenors Herbert Schachtschneider, der am Kölner Opernhaus tätig war.
Auch heute noch treffen sich die acht aktiven Sänger einmal wöchentlich zur Probe. „Wir wünschen uns auf jeden Fall noch neue Mitstreiter“, hofft der Vorsitzende Heinz Steinberger, der selbst bereits 45 Jahre im MGV Cäcilia ist. Neben den Chorproben gibt es auch ein abwechslungsreiches Vereinsleben mit Chorreisen, Auftritten bei Veranstaltungen der Dorfgemeinschaft und geselligen Beisammensein.
Um den Fortbestand des Chores gewährleisten zu können, gibt es zurzeit auf Anregung der Chorleiterin Stefanie Laut-Herrmann eine Kooperation und gemeinsame Proben mit dem MGV Liederkranz in Efferen.
Auch Geschäftsführer Manfred Schmitz setzt auf neue Mitglieder: „Wir suchen acht Sänger. Es macht einfach Spaß bei uns.“ Insbesondere, wenn das italienische Lied „Vienna Trieste“ in den Konzerten angestimmt werde, denn dann „gehe jedem das Herz auf, das muss man erleben“, wirbt der 75-Jährige begeistert. Kontakt kann über die Internetseite des Chores aufgenommen werden.