Hürth – Der erste Auftritt in einer TV-Serie dauerte fünf Sekunden. So lang ist Valon Krasniqi in der Netflix-Produktion „How to Sell Drugs Online (Fast)“ zu sehen. An den Satz, den er im Dezember 2018 vor der Kamera gesprochen hat, erinnert sich der 22-jährige Hürther gut: „Na, Edward Snowden, heute schon jemanden gestalked? Creep, Alter!“
Für Valon ist der Traum von der Schauspielkarriere in greifbare Nähe gerückt. Nach kleineren Rollen in Serien spielte er seine erste Hauptrolle in der Tragikomödie „Plünderich“, die im Frühjahr 2023 in die Kinos kommen soll.
Valon Krasniqi hatte Angst, ausgelacht zu werden
„Ich habe schon als Kind gern im Mittelpunkt gestanden“, sagt Krasniqi, der in Lünen geboren wurde und 2009 mit seinen Eltern, die aus dem Kosovo stammen, und drei älteren Geschwistern nach Hürth zog. Dabei sei er kreativ begabt, aber eigentlich ziemlich schüchtern gewesen und habe Angst gehabt, ausgelacht zu werden. „Ich habe aber immer genau das getan, wovor ich Angst habe.“
Als Jugendlicher begann Valon Krasniqi mit Kampfsport und spielte Szenen aus Action-Filmen nach. „Ich habe mir damit auch Selbstbewusstsein antrainiert.“ Mit zwölf Jahren bewarb er sich bei Filmpool in Hürth als Statist. „Das Casting war erfolgreich“, erzählt Krasniqi. „Ich habe aber von der Schule nicht frei für die Drehtage bekommen.“
Aufnahme in Kartei einer Brühler Schauspielagentur
Dennoch beförderte die Schule seinen Traum. Beim Projekt „Kulturklasse“ in der Jahrgangsstufe 7 habe ihm sein Coach – der Schauspieler Jesse Albert, den er jetzt beim „Plünderich“-Dreh wiedertraf – mit auf den Weg gegeben: „Du hast großes Potenzial. Mach was draus!“
Der Zufall brachte ihn dann weiter. Auf einem Kindergeburtstag lernte er Silvia Mewes kennen, die in Brühl eine Schauspielagentur hat. Ihr zeigte der junge Mann einen Kurzfilm, den er 2017 mit einem Freund, der an der Filmschule Regie studiert, im Fitnessstudio gedreht hat. Krasniqi spielt darin einen jungen Boxer, der einen Freund verliert.
Elf Tage vor der Kamera für den Kinofilm „Plünderich“
Auf YouTube wurde der Film 2500-mal angeklickt. Anfang 2018 nahm Mewes den Nachwuchsschauspieler in die Kartei auf, im folgenden Dezember bekam er die ersten TV-Jobs. Er spielte nach Netflix kleinere Rollen in den TV-Serien „Alles was zählt“ (RTL) und „Bettys Diagnose“ (ZDF). In der ZDF-Reihe „Aktenzeichen XY“, die nicht aufgeklärte Kriminalfälle filmisch nachstellt, war er als Opfer einer Schießerei zu sehen.
Für den Kinofilm „Plünderich“ stand Valon Krasniqi im November und Dezember 2021 elf Drehtage lang vor der Kamera. Der Film, der vom WDR koproduziert und von der Medienstiftung NRW gefördert wurde, handelt laut Info der Stiftung „von Menschen im rheinischen Braunkohlerevier, die plötzlich das große Geld in der Hand haben, um damit noch größere Pläne zu schmieden und sich dabei in ein tragik-komisches Familienchaos stürzen“.
Spitzname „Valon Brando“ am Ernst-Mach-Gymnasium
Valon Krasniqi, dem Klassenkameraden am Ernst-Mach-Gymnasium den Spitznamen „Valon Brando“ verpasst haben, hofft, dass der Film ihm einen Karriereschub bringt. Sein BWL-Studium hat der 22-Jährige, der 2019 sein Abitur gemacht hat und nebenbei als Schulbegleiter arbeitet, nach zwei Semestern abgebrochen. Angefangen hat er das Studium, weil seine Eltern, beide Akademiker, wenig begeistert von seinen Schauspielambitionen waren und wollten, dass er erstmal „etwas Ordentliches lernt“.
Für Valon Krasniqi steht jetzt aber fest: „Plan A ist ganz klar die Schauspielerei. Zwischenzeitlich hat er wieder mehrere Castings absolviert, darunter für eine Serienhauptrolle. „Das ist die ekeligste Phase, wenn man auf die Antwort wartet“, sagt Krasniqi. Er hofft auf Rollen mit Tiefgang und will nicht immer den Bösewicht spielen.
Kürzlich musste er sogar seine ersten Autogrammwünsche erfüllen. „Die Agentur hat mir zwei Briefe inklusive Rückporto weitergeleitet“, sagt er. „Ich bin dann erstmal in die Drogerie und habe vier Fotos zum Unterschreiben ausgedruckt.“