Das Landgericht in Köln beschäftigte sich am zehnten Verhandlungstag mit den Briefen des 42-Jährigen, die er aus der Untersuchungshaft an seine mutmaßlichen Opfer geschickt hatte.
Hürther Giftmorde„Ich sitze in meiner kleinen Zelle und möchte einfach nur nach Hause“
Martin B. (42, Name geändert) bleibt der Mann mit den zwei Gesichtern. Seit nunmehr zweieinhalb Monaten sitzt der gelernte Krankenpfleger aus Hürth wegen zweifachen Mordes und einem Mordversuch mit regungsloser Miene auf der Anklagebank des Kölner Landgerichts und schweigt auf Anraten seiner Anwälte. Nach Überzeugung der Anklage hat er sowohl seine Ehefrau wie seine schwangere Lebensgefährtin und deren Großmutter mit Thallium vergiftet.
Trotz der schweren Vorwürfe zeigt er auf der Anklagebank keinerlei Gefühlsregungen, folgt eher interessiert wie ein unbeteiligter Zuschauer dem Prozess, in dem das qualvolle Sterben seiner Opfer von Ärzten und Angehörigen ausführlich in Wort und Bild thematisiert wird.
Die Justiz hatte die Briefe des Angeklagten beschlagnahmt
Um so emotionaler sind die Briefe, die er eine Woche nach seiner Verhaftung aus der Untersuchungshaft seiner damals noch schwangeren Freundin und deren Mutter schrieb. Beide Briefe hatte die Justiz beschlagnahmt. Am zehnten Verhandlungstag (12. Dezember) wurden sie von der Vorsitzenden Richterin verlesen.
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In dem Schreiben an seine damalige Schwiegermutter in spe, deren 92-jährige Mutter er ebenfalls mit Thallium getötet haben soll, gibt er sich geradezu fassungslos und pocht auf die Unschuldsvermutung: „Ich bin erschüttert, dass du mir diese Taten zutraust“, heißt es darin. Die Mutter war es gewesen, die nach Rücksprache mit den Ärzten ihrer Tochter zur Polizei ging und den Krankenpfleger anzeigte.
Der mutmaßliche Giftmischer warb in seinen Briefen um Mitgefühl
Weiter heißt es in dem Schreiben: „Ich dachte, du vertraust mir und es schmerzt mich zutiefst, wie du jetzt von mir denkst.“ Dann erinnert er daran, „dass ich immer für eure Familie und Therese da war“.
Und er wirbt um Mitgefühl: „Ich sitze hier in einer kleinen Zelle und möchte einfach nur nach Hause, um Therese in den Arm zu nehmen und mitzubekommen, wie unsere kleine Tochter das Licht der Welt erblickt.“
Seiner damaligen schwangeren Lebensgefährtin, die zu dem Zeitpunkt im Krankenhaus aufgrund der Thalliumvergiftung ums Überleben kämpfte, gab er sich in seinem Brief hoffnungsfroh: „Es wird sicher alles gut werden, mach dir um mich keine Sorgen.“
Thallium-Prozess wird am 13. Dezember fortgesetzt
Und er beteuert erneut seine Unschuld: „Ich hoffe so sehr, dass sich alles aufklärt. Niemand weiß besser als du, dass ich dir niemals etwas zuleide tun könnte. Ich liebe dich so wahnsinnig. Du bist nach Tinas Tod mein persönliches Wunder und ich wünsch mir nichts lieber, als wieder nach Hause zu kommen, um an deiner Seite zu sein.“
Der Prozess wird am Dienstag (13. Dezember) fortgesetzt.