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Über 30.000 ZuschauerFC-Spielerin aus Hürth spielt vor Rekordkulisse

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt Ally Gudorf.

Ally Gudorf, Spielerin beim 1. FC Köln, freut sich auf das Spiel vor Rekordkulisse.

Die Damenmannschaft des 1. FC Köln wird am Sonntag vor einer Rekordkulisse von 30.000 Zuschauern spielen. Spielerin Ally Gudorf freut sich.

Wenn sich am Sonntag um 13 Uhr das Rhein-Energie-Stadion mit Fußball-Fans in Rot und Weiß füllt, wird den Damen des 1. FC Köln am 18. Spieltag der Frauen-Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt erstmalig nicht nur die ganz große Bühne in Müngersdorf überlassen.

Sie werden auch vor einer Rekordkulisse von über 30.000 Zuschauern den Ball über das Grün jagen. Damit knacken die Frauen der Geißböcke die bisherige Bundesliga-Bestmarke von 23 200 Fans aus dem Saison-Eröffnungsspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern München aus dem vergangenen September.

Mit von der Partie wird die in Hürth lebende FC-Mittelfeldspielerin Ally Gudorf sein, die zusammen mit ihrem Vater Christian auch als Trainerin der U 18 des FC Hürth tätig ist. Mit Matthias Breuer spricht die 21-Jährige über ihre Vorfreude auf die kommende Begegnung und darüber, warum diese zum richtigen Zeitpunkt ansteht.

Frau Gudorf, normalerweise spielen Sie im Franz-Kremer-Stadion vor rund 2000 Zuschauern. Am kommenden Wochenende werden es beim Deutschland-Rekord im Rhein-Energie-Stadion über 30 000 Zuschauer sein. Was löst dieses Wissen in Ihnen aus?

Gudorf: Auf jeden Fall löst es große Vorfreude in mir aus, vor so einem Publikum zu spielen. Aber ein bisschen Aufregung ist auch dabei. Als ich mit dem Fußball angefangen habe, dachte ich nicht daran, einmal in einem großen Stadion zu spielen. Mit der erstmaligen Austragung des DFB-Pokal-Finales der Frauen im Rhein-Energie-Stadion kam schon der Wunsch auf, vor so einer Kulisse antreten zu dürfen. Dass es jetzt auch ohne den Einzug ins Pokal-Finale klappt, ist natürlich der Hammer.

Sie haben ein Jahr in den USA im College-Team der UCF Knights gespielt. Die Zuschauerzahlen sind in der amerikanischen Liga höher als in Europa, obwohl der Fußball in den USA keinen hohen Stellenwert genießt. Was läuft dort anders?

Wenn wir die Marketing-Strategien aus den USA verfolgen würden, wären wir sicherlich auf einem ganz anderen Weg. Die stecken viel Geld in den Fußball, und die Medien blicken ganz anders auf die Frauen. Wir könnten selbstverständlich immer noch nicht jeden Spieltag ein Spiel im Rhein-Energie-Stadion austragen, aber einmal im Jahr ist schon ein guter Anfang für uns.

Wenn Sie nicht gerade für den 1. FC Köln als Spielerin auf dem Platz stehen, trainieren Sie zusammen mit Ihrem Vater Christian die U 18 des FC Hürth. Was treibt Sie dazu an, sich nahezu pausenlos mit dem Fußballspiel zu beschäftigen?

Das klingt jetzt vielleicht blöd, aber für mich ist es einfach ein guter Ausgleich. Ich bin zwar jung, aber ich denke zudem, dass ich schon relativ viel vom Fußball-Spiel weiß. Das Wissen will ich einfach gerne weitergeben. Es macht auch einfach Spaß, den Jungs im Training etwas beizubringen und ihre Freude zu sehen, wenn ich da bin.

Mit Ihrem anstehenden Wechsel im Sommer zum SC Freiburg werden Sie ihr Amt in Hürth nicht mehr ausführen können. Streben Sie weiterhin eine Tätigkeit als Trainerin an?

Ich habe zwar noch nichts Konkretes, aber es ist schon mein Plan, auch in Freiburg zwei- bis dreimal die Woche einen Trainerjob zu übernehmen. Dann auch gerne wieder Jungs. Ich habe Mädels zwar noch nicht richtig trainiert, aber ich habe schon gemerkt, dass Jungs einfacher gestrickt sind und nicht so viele Widerworte geben. Da läuft das Training dann etwas entspannter ab. (lacht)

Sehen Sie in sich oder einer anderen Trainerin das Potenzial, das Traineramt eines Männer-Bundesligavereines in naher Zukunft zu übernehmen?

Ich selbst verfolge da noch keine genauen Ziele. Aktuell wüsste ich auch nicht, ob ich eine hohe Trainerposition übernehmen wollen würde. Für diesen Druck wurde ich nicht geboren. Aber es wird wahrscheinlich schon bald so sein, dass eine Frau ein Amt übernehmen wird. Es gibt genug Frauen, die das fußballerische Wissen haben und auch gut weitergeben können. Diese Erfahrung habe ich auf jeden Fall gemacht. Wenn einer Frau die Chance gegeben wird, könnte sie sicherlich auch ein Männer-Team erfolgreich führen. Ich hoffe, dass ich das mal erlebe.

In der Bundesliga befinden sich die Damen des 1. FC Köln im Abstiegskampf und erwarten mit Eintracht Frankfurt einen starken Gegner aus der oberen Tabellenregion. Machen Sie sich Sorgen, dass die große Bühne zu einem falschen Zeitpunkt kommt?

Nein. Ich finde, dass das Spiel genau zum richtigen Zeitpunkt für uns kommt. Wir haben das letzte Spiel mit 4:0 gegen den MSV Duisburg gewonnen und werden das Heimspiel daher mit Rückenwind angehen. Das Stadion und die Zuschauer werden unser Team nochmals extra pushen.

Was für eine Partie erwarten Sie am Samstag gegen die Eintracht?

Ich glaube daran, dass wir einen guten Start erwischen und von Anfang an Druck ausüben werden. Mit der Atmosphäre im Rücken werden wir alles geben und hoffentlich eine offene Partie gestalten können. Wir haben eine gute Mannschaft, die sicherlich ganz woanders stehen würde, wenn wir nicht so viele Punkte liegengelassen hätten. So ein 1:0 oder 2:1-Sieg ist für uns drin.