Der Rathausbrunnen hatte einen vergessenen Boden, im Klüttenbrunnen wurde Diebesgut entdeckt
Serie „Unser Wasser“Überraschungen in den Brunnen von Frechen
Die Brunnen in der Frechener Innenstadt sind immer wieder für eine Überraschung gut. So wurden im vergangenen Sommer bei der Reinigung des Klüttenbrunnens am Johann-Schmitz-Platz nicht nur Essensreste und Abfälle aus dem verschmutzten Becken entfernt, sondern es tauchte auch Diebesgut auf: Etliche originalverpackte Paare von Modeschmuck-Ohrringen mit Glitzersteinen und Goldimitat wurden geborgen.
Fischmotive wurden entdeckt
Auch der etwas unscheinbare Rathausbrunnen, der neben dem zentralen, großflächigen Klütten- und dem auffälligen Bartmannbrunnen eine Art Schattendasein führt, sorgte schon im Frühjahr 2018 für eine Überraschung. Auf Initiative von Frechener Unternehmen wurde der Keramikbrunnen nach mehreren Jahrzehnten aufwendig gereinigt und renoviert. Dabei kam bei dem vernachlässigten Bauwerk ein blauer Fliesen-Boden mit Fischmotiven zum Vorschein, der den meisten unbekannt war. Inzwischen ist er wieder fast unsichtbar.
Der Künstler arbeitete auch als Berufsschullehrer in Frechen
Der keramisch ausgestaltete Brunnen wurde im Rahmen der Umgestaltung des Rathausvorplatzes von dem renommierten Bildhauer und Keramiker Wim Mühlendyck entworfen. Gestiftet wurde er 1981 von den Steinzeugunternehmen Cremer & Breuer und Kalscheuer. In zahlreichen Szenen werden auf den Keramikplatten die historische Entwicklung der Stadt Frechen von den Anfängen der Frechener Töpferkunst bis zu ihrer Umwandlung und Wiederbelebung in den bekannten Steinzeugfabriken erzählt.
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Bei genauerem Hinsehen sind Brennöfen, Fabrikschlote, Keramiker in ihrer Töpferwerkstatt und Gefäße sowie viele weitere Details des Handwerks zu erkennen. Sogar die Form des Brunnens ist eine Reminiszenz an die keramische Industriegeschichte der Stadt – er ist in der Form eines Fabrikschlotes gehalten. Besonders auffällig an dem Rathausbrunnen sind die Wasserspeier, die das Brunnenwasser an den Seiten in das Becken „spucken“ – die bärtigen, unterschiedlich ausgestalteten Männergesichter sind eindeutige Hinweise auf den Frechener Bartmannkrug, der weltberühmt ist.
Künstler Wim Mühlendyck wurde im März 1905 in Köln-Porz geboren und verstarb im Alter von 81 Jahren am 10. April 1986 in Höhr-Grenzhausen. Nach seiner Ausbildung an der Universität zu Köln, der Kölner Werkschule und der Staatlichen Keramischen Fachschule in Höhr-Grenzhausen bildete er sich von 1927 bis 1930 in Köln zum Gewerbelehrer fort und arbeitete anschließend als Berufsschullehrer in Frechen. Seine eigene Werkstatt gründete Mühlendyck 1931 in Höhr-Grenzhausen, dort errichtete er 1936 einen Töpferhof.
Der Künstler gilt als Erneuerer der Westerwälder Keramik – in der Fachliteratur wird er insbesondere dafür gewürdigt, die Red- und Knibistechnik (mit einem Holz oder Eisen werden Muster in eine Fläche geritzt), die bis dahin vorwiegend auf Gefäßen zu finden war, auch in der Baukeramik anzuwenden, in dem er damit Kacheln und große Flächen produzierte. Beliebte Motive in dieser Technik sind Sonnen und Sterne – eine Vielzahl von ihnen sind auch auf den verwendeten Platten an dem Frechener Brunnen zu entdecken.
Grabsteine aus Keramik für Soldatenfriedhöfe
Zudem setzte Mühlendyck in seiner Arbeit einen Schwerpunkt auf die bislang unübliche Herstellung von Grabsteinen aus Keramik, diese sind nun beispielsweise auf Soldatenfriedhöfen zu finden. Neben dem Rathausbrunnen in Frechen sind von ihm unter anderem der Innenraum der Evangelischen Kirche in Höhr-Grenzhausen, der Boden der dortigen Friedhofskapelle sowie ein Keramikkreuz im Altarraum der Christuskirche in Essen gestaltet worden.
Die Pflege und Wartung der Brunnenanlagen in Frechen ist nach Auskunft der Verwaltung in Verbindung mit anderen Pflegeleistungen von der Stadt pauschal auf einen Dienstleister übertragen. Die Brunnen laufen nur über die Sommermonate in der Zeit von 8 bis 20 Uhr. Die Inbetriebnahme erfolgt meistens um Ostern herum, meist wird Mitte Oktober das Wasser abgestellt. Die jährlichen Wasser- und Stromkosten variieren und liegen laut Pressesprecher Michael Offizier je Brunnen im unteren vierstelligen Bereich.