In Abwesenheit der überraschend aussortierten Susanne Stupp ist Gerd Koslowski zum neuen Bürgermeisterkandidaten gewählt worden. Dabei hatte der 57-Jährige eigentlich andere Pläne für seine Zukunft.
Tosender BeifallErleichterung bei Frechener CDU nach Nominierung von Koslowski – Stupp äußert sich

Gerd Koslowski begeisterte die CDU-Mitglieder mit seiner Bewerbungsrede.
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Die kostbaren, getöpferten Ausstellungsstücke im Saal blieben heil. Und auch parteipolitisch wurde kein Porzellan zerdeppert im Keramion-Museum. Dort nominierte der CDU-Stadtverband am Freitagabend in demonstrativer Eintracht seine Kandidatinnen und Kandidaten für die Kommunalwahlen am 14. September – allen voran Gerd Koslowski.
Der 57-jährige Königsdorfer wurde nach seiner mit tosendem Beifall bedachten Bewerbungsrede mit großer Mehrheit (64 Ja-, vier Nein-Stimmen) zum neuen Frechener CDU-Bürgermeisterkandidaten gewählt. Im Herbst soll Koslowski also die von der Parteispitze sehr kurzfristig und überraschend aussortierte Susanne Stupp, die eigentlich eine dritte Amtszeit angestrebt hatte, als Stadtoberhaupt beerben und die 26-jährige CDU-Dominanz auf diesem Posten fortsetzen.
„Anderswo hätten die Ereignisse der vergangenen Tage wohl zu großer Zerrissenheit geführt“
„Anderswo hätten die Ereignisse der vergangenen Tage wohl zu großer Zerrissenheit geführt. Bei der CDU in Frechen hingegen sind auch in schwierigen Situationen Aufbruchstimmung und Einigkeit angesagt“, atmete der als Gast angereiste Landtagsabgeordnete Gregor Golland nach Koslowskis Nominierung erleichtert auf. Auch Stadtverbandschef Thomas Okos dürfte ob des harmonischen Versammlungsverlaufs ein Stein vom Herzen gefallen sein.
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Okos hatte zu Beginn eine am Donnerstagabend einstimmig verabschiedete Vorstandserklärung verlesen. Demnach hätten sich die CDU-Spitze und Susanne Stupp nach intensiven Gesprächen darauf verständigt, dass die Bürgermeisterin wegen „unterschiedlicher Vorstellungen über die politischen Prioritäten von Partei und Fraktion“ nicht erneut antreten werde.
CDU in Frechen: So äußert sich Susanne Stupp
Garniert wurde die Stellungnahme mit einem Stupp-Zitat: „Es hat zuletzt verschiedene Situationen gegeben, in denen die Vorstellungen der CDU-Fraktion und meine Vorstellungen nicht mehr übereingestimmt haben.“ Insofern akzeptiere sie, dass die CDU mit einem neuen Kandidaten größere Wahlchancen sehe.
Einige führende CDU-Leute aus Stadt und Kreis sprachen der nicht zur Versammlung gekommenen Bürgermeisterin dann noch Lob und Dank für ihr großes zehnjähriges Engagement aus. Dafür gab es höflichen Applaus – und das war’s dann: Alle Anwesenden gaben sich mit den Erklärungen zufrieden; niemand stellte Fragen zu den genaueren Hintergründen des plötzlichen Personalwechsels.
Gerd Koslowski hatte eigentlich andere Pläne für seine Zukunft
Umso begeisterter lauschte man anschließend den Worten von Gerd Koslowski, der nach eigenem Bekunden noch vor wenigen Tagen fest davon ausgegangen war, dass er an diesem Freitagabend mit der Familie in einem guten Restaurant den Geburtstag von Ehefrau Ruth nachfeiern würde.
Überhaupt, so Koslowski, habe er andere Lebenspläne für die nächsten Jahre gehabt: „Ich habe sie über Bord geworfen. Weil es jetzt um diese Stadt geht und um ihre Menschen. Weil es darum geht, wieder stärker ins Tun zu kommen. Weil es darum geht, die CDU als wichtigste politische gestalterische Kraft in Frechen zu sichern.“
In Frechen ist Koslowski aktuell vor allem als Vorsitzender des TuS Königsdorf und des Stadtsportbundes aktiv. Doch der Politikwissenschaftler, der leitende Funktionen in den Kommunikationsabteilungen renommierter Unternehmen bekleidet hat und derzeit noch für die Metro AG arbeitet, blickt auf eine 42-jährige CDU-Mitgliedschaft zurück. Hier kann er reichlich ehrenamtliche und auch berufliche Erfahrungen auf ganz verschiedenen Partei-Ebenen vorweisen.
Diese Pläne hat Gerd Koslowski, wenn er Bürgermeister werden sollte
Seiner 35-minütigen Rede merkte man an, dass Koslowski sich bestens auskennt im politischen und gesellschaftlichen Leben der Stadt. Als politische Bausteine, die er als Bürgermeister vorrangig anpacken wolle, nannte er die Wohnungsbauförderung, die Verbesserung der Schulinfrastruktur, die Wirtschaftsförderung, den Strukturwandel und die Unterstützung des Ehrenamts. Er wolle das Ohr dabei stets ganz nah an den Bürgerinnen und Bürgern haben. Und nicht zuletzt werde er sich für ein gutes Arbeitsklima in der zuweilen zu Unrecht als träge kritisierten Stadtverwaltung einsetzen.
Ebenso reibungslos wie die Aufstellung des Bürgermeisterkandidaten verliefen die Nominierungen der CDU-Bewerberinnen und -bewerber für den nächsten Stadtrat. Die vom Vorstand vorgeschlagenen Direktkandidierenden für die 23 Wahlbezirke erhielten allesamt ganz große Mehrheiten, ebenso die Männer und Frauen auf der Reserveliste. Auch hier steht Gerd Koslowski auf Platz eins, gefolgt von Thomas Okos und der aktuellen Fraktionsvorsitzenden Karla Palussek. Ebenso in den Top Ten: Stefan Hoss, Sylvia Knecht, Jan Pickardt, Ellen Schmitz, Dietmar Boomkamp, Dominik Macherey und Maria Sarafidou. Okos, Palussek und Knecht wurden zudem ebenso wie Jan Hebig als Direktbewerber für den Kreistag nominiert.