Studierende beschäftigen sich mit einem Ziegenstall. Was das Ganze mit dem Umweltzentrum Friesheimer Busch in Erftstadt zu tun hat.
ArchitekturStudierende entwerfen ein Heim für Ziegen in Erftstadt
Was kann denn so schwer daran sein, einen Ziegenstall zu bauen? So schwer, dass Architekturstudenten sich damit befassen und zehn Entwürfe vorlegen?
Tatsächlich lag die Latte der Anforderungen für das Gebäude im Friesheimer Busch hoch. Wirtschaftlich, funktional und realisierbar soll es sein, dazu aus ökologischen Baustoffen. Zirkuläres Bauen heißt das Zauberwort: Abfall vermeiden, Material wiederverwenden, benutzen, was vor Ort vorhanden ist.
Hinzu kam, dass die Studierenden der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und ihre Dozenten zwar etwas vom Bauen verstehen, aber nichts von Ziegen. So war es zumindest am Anfang des Projekts. Dank der Expertise der Ehrenamtler im Umweltzentrum sind die angehenden Architekten in Sachen Ziegen und Schafe ein gutes Stück weitergekommen.
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Ziegen sind vierbeinige Landschaftspfleger
Seit Jahren werden im Friesheimer Busch Ziegen und Schafe gehalten – Walliser Schwarzhalsziegen und Heidschnucken, um genau zu sein. Es sind vierbeinige Landschaftspfleger, die in geschützten Gebieten das Gras kurzhalten und die Sträucher abknabbern. Bisher ist die Unterbringung im Winter eher provisorisch. Während die Schafe nach wie vor ihren Job machen, finden die empfindlicheren Ziegen Schutz in Schuppen oder Stallzelten im Umweltzentrum.
Die zehn Entwürfe, die die Studierenden jetzt den Naturschützern vorstellten, sind dagegen geradezu edel. Dabei geht es nicht um Luxus, sondern um Zweckmäßigkeit. Und um die Bedürfnisse der Ziegen. Die vertragen nämlich keine Zugluft. Und anders als die gemütlichen Schafe bekommen sie ihre Futter besser hinter Fressgittern serviert, damit sie sich nicht zanken. Handelsübliche Abtrennungen im Stall, Horden genannt, stellen für Ziegen keine Hürden dar, da hüpfen sie locker drüber.
Alls das haben die jungen Frauen und Männer gelernt und ihre Überlegungen einfließen lassen. Mitgebracht hatten sie kleine Holzmodelle und Pläne ihrer Entwürfe.
Das Ganze ist ein Selbstbauprojekt, sprich, die Studierenden und ihre Dozenten des Lehrstuhls für Baukonstruktion, Professor Hartwig Schneider, Dr. Carsten Eiden, Dr. Philipp Hoppe und Jan-Michel Hintzen wollen die Ställe auch tatsächlich eigenhändig errichten. Was die nächste Herausforderung mit sich bringt: Das muss ohne große Bagger oder Kräne zu stemmen sein.
Obendrein soll der Stall auch noch im Sommer, wenn die Ziegen ihn nicht brauchen, anderweitig genutzt werden. Die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft möchte -dort ihr spezielles Regio-Saatgut trocknen.
Neben den Stallgebäuden, die in jedem Fall aus Holz sein sollen, werden drei kleine Kammern benötigt, für Futter, Medikamente und die Hausanschlüsse. Dafür brauchte Philipp Hoppe Lehm ins Spiel. Den hat er in dem Wall am derzeitigen Ziegengehege gefunden.
Und weil die Aufschüttung ohnehin weg muss, wenn gebaut wird, hat er schon mal ausprobiert, ob sich das Material als Stampflehm eignet. Die Besucher im Seminarraum des Umweltzentrums konnten sich an den Probeexemplaren überzeugen: Er eignet sich.
Ein Anschlusskurs sei schon in Vorbereitung, berichtete Carsten Eiden: „Das ist ein schönes Projekt, das würden wir gern zu Ende bauen.“
Die größte Herausforderung dürfte allerdings die Finanzierung sein. Das könne der Naturschutzbund nicht aus eigenen Mitteln stemmen, stellte Dr. Bernd Arnold klar. Geld konnte auch der Erftstädter Baudezernent Dirk Schulz nicht zusagen, doch immerhin unbürokratische Genehmigungsverfahren.