300 Rekrutinnen und Rekruten der Bundeswehr legten auf dem Ehrenhof von Schloss Augustusburg am Wochenende ihr Gelöbnis ab. Sie stammen von Bataillonen aus Bruchsal, Volkach und Walldürn.
BundeswehrRekruten legen vor Schloss Augustusburg in Brühl Gelöbnis ab
Der Ehrenhof von Schloss Augustusburg wurde am Samstagnachmittag zu einem besonderen Schauplatz. Anlässlich des 67. Jahrestags der Gründung der Bundeswehr sprachen 300 Rekrutinnen und Rekruten des ABC-Abwehrbataillons 750 aus Bruchsal, des Logistikbataillons 467 aus Volkach und des Logistikbataillons 461 aus Walldürn öffentlich ihr Gelöbnis. Damit gaben sie ihr feierliches Versprechen ab, „der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“.
Zur Veranstaltung gehörte eine Fahrzeug- und Geräteschau
Zahlreiche Zuschauer verfolgten in gebührendem Abstand das feierliche Zeremoniell mit seinen Kommandorufen, Präsentiergriffen und der Militärmusik. Zudem gab es eine Fahrzeug- und Geräteschau, bei der unter anderem ein radgetriebener, schwimmfähiger Transportpanzer und ein gepanzertes Einsatzfahrzeug vorgestellt wurden.
Bevor die Festveranstaltung losging, konnten sich die jungen Frauen und Männer mit Familienangehörigen treffen und mit einer Erbsensuppe stärken.
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„Ja, ich bin schon etwas aufgeregt, denn der Tag heute ist was Besonderes“, sagte Victoria Katharina Paul (20) aus Wörth, die ihre dreimonatige Grundausbildung in Bruchsal absolvierte. „Das hat mir geholfen, disziplinierter zu werden“, berichtete die junge Frau. „Meine Mutter gab mir eigentlich den Anstoß, mal über die Bundeswehr nachzudenken, weil ich was Neues ausprobieren wollte. Und sie ist jetzt auch ganz stolz auf mich“, erzählte Paul.
Die Übungen im Gelände, „die schon auch krass waren“, hat sie noch gut im Kopf. Jetzt wird sie ein freiwilliges Wehrdienstjahr in Ulm bestreiten und möchte danach ein Public-Relations-Studium beginnen.
„Ich wollte schon als Kind zur Armee“, versicherte Max Schneider (17). Das Militärische sei bei ihm zu Hause in der Nähe von Frankfurt am Main immer wieder ein Thema. „Was natürlich auch daran liegt, dass mehrere Mitglieder in unserer großen Familie bei der Bundeswehr sind. Sie haben gesagt, man kann hier viel machen, sich ausprobieren, auch seine körperlichen Grenzen herausfinden. Mir macht das Spaß.“ „Auch die Kameradschaft wird großgeschrieben. Wir halten zusammen“, beschrieb Max Schneider die Stimmung. „Ich sehe meine Karriere bei der Bundeswehr und kann mir vorstellen, Stabsoffizier zu werden.“
Der Blick auf die Ukraine könne dabei natürlich nicht ausgespart bleiben und mache schon auch Angst, gab der 17-Jährige zu, „denn ein solches Kriegsgeschehen möchte man nicht erleben, aber wir müssen versuchen, so gut es geht, die Ukraine zu unterstützen.“
„Ich habe mich auch entschieden, erst mal ein freiwilliges Jahr bei der Bundeswehr zu machen, um so herausfinden, was ich danach machen möchte. Ob ich bei der Bundeswehr studieren oder doch lieber in die Wirtschaft gehen will“, sagte Bent Rabba (20), der aus dem Norden stammt und seine militärische Grundausbildung in Volkach in Bayern absolvierte. „Okay, meine Freundin war ein bisschen traurig, dass ich so weit weg bin, aber sie fand die Entscheidung in Ordnung“, berichtete er. „Meine Familie hat gesagt, mach, wozu du Lust hast, wir unterstützen dich.“
Von hoher Verantwortung, die die Rekrutinnen und Rekruten aus freiem Willen und ohne jeglichen Zwang übernähmen, sprach zu Beginn der Gelöbnisfeier Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis. „Sie werden gesehen und wertgeschätzt“, rief er ihnen vor der Schlosskulisse zu.
Benedikt Zimmer, Staatssekretär im Bundesministerium der Verteidigung, lobte ebenso das Engagement der jungen Menschen in einer Zeit, die von einer überwunden geglaubten Unsicherheit gekennzeichnet sei. Krieg in Europa sei heute wieder eine große Bedrohung für Freiheit und Demokratie. In seiner Rede ging er auch auf die Anfänge der Bundeswehr ein und erinnerte daran, dass am 12. November 1955 die ersten 101 Freiwilligen ihre Ernennungsurkunde aus der Hand des ersten Verteidigungsministers der Bundesrepublik Deutschlands, Theodor Blank, erhielten. Die junge Republik bekam damit eigene Streitkräfte – nur gut zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges.
12. November ist Geburtstag von Generalleutnant Gerhard von Scharnhorst
Zugleich ist der 12. November der Geburtstag des preußischen Generalleutnants Gerhard von Scharnhorst (1755–1833), der das Bild des Staatsbürgers in Uniform prägte und zu den Leitfiguren im Traditionsverständnis der Bundeswehr gehört.
„Die Bundeswehr ist eine Verteidigungsarmee, und das letzte Wort über ihren Einsatz hat immer das Parlament“, sagte André Kuper, Präsident des nordrhein-westfälischen Landtags, in der Gelöbnisrede. „Deutschland und Europa sind aktuell konfrontiert mit dem völkerrechtswidrigen Angriff Putins auf die Ukraine. Und die Bereitschaft zur Verteidigung der westlichen Werte gemeinsam mit unseren Verbündeten ist seit diesem Angriff keine theoretische Frage mehr, sondern eine Frage unserer Entschlossenheit und unserer Haltung.“