Chidiera Onuha träumt von OlympiaBrühler gilt als eines der größten Sprinttalente
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Brühl – Gelassen und mit einem Lächeln auf den Lippen kommt das derzeit größte Talent des Leichtathletikvereins THC Brühl, der U-20-Deutsche Meister über 100-Meter, Chidiera Onuha, im Brühler Schlossparkstadion an. Sein Trainer und Entdecker Benno Eickers nimmt den 18-Jährigen herzlich in Empfang. Es ist zu spüren, dass zwischen den beiden eine enge Verbindung besteht, die wohl das Fundament für Onuhas Erfolg ist.
Bis vor einigen Tagen durfte Chidiera Onuha, der von seinem Trainer und seinen Freunden kurz Chidi genannt wird, seine Laufschuhe eine Weile in der Ecke stehen lassen. Seinen letzten Wettkampf hatte er Ende August bei den U- 20-Weltmeisterschaften in Cali, Kolumbien, erst im Winter steht mit der Deutschen Hallenmeisterschaft wieder ein wichtiges Großereignis an. Doch inzwischen hat er das Training wieder aufgenommen.
Chidiera Onuha an Brühler Schule entdeckt
„Den Kopf hat er jetzt wieder frei, was auch ganz wichtig ist“, erklärt Eickers, der seinen Schützling als Sportlehrer an der Elisabeth-von-Thüringen-Realschule Realschule in Brühl vor einigen Jahren entdeckt hat.
Der Weg nach Brühl war für Chidiera Onuha ein weiter, die sportliche Karriere wurde ihm hingegen offenbar von seinen Eltern, die aus dem westafrikanischen Nigeria stammen, in die Wiege gelegt. Die Mutter war früher Marathonläuferin, der Vater spielte Fußball. „Bei Wettkämpfen sehe ich Chidi an, dass die Eltern ihm gute Gene mitgegeben haben. Er ist nie verkrampft und bringt die richtige Einstellung mit, die er für die Wettkämpfe braucht“, sagt sein Coach.
Über Karlsruhe in den Rhein-Erft-Kreis
Über Ghana aus ging es für die Familie nach Deutschland. In Karlsruhe kam „Chidi“ zur Welt, ehe es die Familie vor mehr als zehn Jahren nach Brühl zog. Dort fing der Junior unter der Anleitung seines damaligen Sportlehrers Eickers mit der Leichtathletik begann. Schnell stellten sich die ersten Erfolge ein. So erreichte er mit der Schulmannschaft im Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ als Landessieger NRW das Bundesfinale in Berlin. Doch neben der Leichtathletik schlug Onuhas Herz lange auch für den Fußball, weshalb er bis vor zwei Jahren noch für den SSV Berzdorf als Spieler auflief und sich erst seit dieser Saison voll auf den Laufsport fokussiert.
„Ich habe mich nur für das Laufen entschieden, weil meine Chancen auf Erfolge viel größer sind“, erklärt Chidiera Onuha und schiebt seinen größten Traum, der ihn zu Hochleistungen antreibt, nach: „Ich möchte zu den Olympischen Spielen. Eine Medaille wäre schon sehr krass, aber allein nur einmal ins olympische Halbfinale zu kommen, wäre überragend für mich.“
Olympische Spiele im Blick
Sein Trainer hält das für keine Träumerei, auch wenn er klarstellt: „Noch sind die besten deutschen Sprinter wenige Zehntel schneller und gar nicht mal viel älter. Aber ich traue Chidi zu, dass er diese Lücke schon im nächsten Jahr schließen kann. Wobei wir ihm für Olympia in Paris gar keinen Druck machen. Paris ist nicht auszuschließen, aber realistischer sind die übernächsten Spiele.“
Wie Eickers fest an den Erfolg seines Schützlings glaubt, so glaubt Chidiera Onuha fest an seinen Trainer. Im vergangenen Jahr hatte Onuha noch die besten Möglichkeiten sich auf dem Bundesleistungsstützpunkt in Leverkusen fit zu halten und sich mit einigen der besten Läufer des Landes im Training zu messen. Auch in diesem Jahr hätte er eigentlich in Leverkusen trainieren können, doch neben der Nähe zu seiner Familie und seinen Freunden in Brühl, vermisste er die Einheiten mit seinem vertrauten Coach. „Das Training ist hier für mich aktuell besser. In Leverkusen war ich nur einer von vielen Sportlern. Doch ich denke, dass ich jetzt noch die Fokussierung von einem Trainer nur auf mich brauche“, sagt Onuha.
Trainer Eickers fügt erklärend hinzu: „Chidi ist ein lieber und total entspannter Typ. Die meisten Trainer würden ihn aber härter als ich anpacken. So funktioniert jedoch das Training mit Chidi einfach nicht.“ Es gebe junge Sportler, die gelernt hätten, viel von sich aus zu machen. „Chidi kostet einen etwas Zeit, aber er zahlt es nicht nur mit seinen Erfolgen auf der Wettkampfbahn zurück, sondern auch mit der Freude, die er dabei ausstrahlt.“
Das Gespann hat bereits die nächsten Schritte im Blick. Im Winter darf sich der Nachwuchsläufer erstmals im Herren-Bereich in der Halle probieren, ehe er im Sommer bei der U-23-DM und womöglich auch der EM starten will. „Bei der Deutschen Meisterschaft möchte ich bei den Top-Drei dabei sein und bei der EM ins Finale laufen“, steckt sich Onuha, der nebenbei noch sein Fach-Abitur machen wird, ambitionierte Ziele.