In der Kläranlage wird Abwasser aus Glessen und Fliesteden gereinigt, bevor es in den Pulheimer Bach geleitet wird.
Mit AktivkohleDie Kläranlage in Glessen gilt als eine der modernsten in Europa

Der Erftverband betreibt in Glessen eine der modernsten Kläranlagen in Europa. Das Wasser wird zusätzlich mit Aktivkohle gereinigt, bevor es in den Glessener Bach geleitet wird.
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Versteckt hinter Bäumen und Büschen liegt eine der modernsten Kläranlagen Europas: In Glessen wird das Abwasser von knapp 8000 Menschen gereinigt. Das Besondere an dieser Anlage ist der große Aufwand, mit dem das schmutzige Wasser auf Badequalität gebracht wird. Der Erftverband setzt hier nicht nur eine Membranbelebungsanlage ein, sondern zusätzlich auch noch Aktivkohle.
Die Mühe macht sich der Verband mit gutem Grund: Das saubere Wasser wird anschließend in den Pulheimer Bach geleitet, der nach wenigen Kilometern im Feuchtgebiet Pulheimer Laache versickert. Und auch nach Fliesteden wird gereinigtes Wasser gepumpt und dort in den Fliestedener Bach geleitet, der dann die Gewässer im Ommelstal speist.
Das ist eine ungute Mischung.
„Die Gewässer hier führen wenig Eigenwasser, zugleich haben wir eine hohe Abwassereinleitung“, sagt der Vorstand des Erftverbands, Prof. Heinrich Schäfer. „Das ist eine ungute Mischung.“ Da deutlich mehr gereinigtes Abwasser in den Bach geführt werde als dieser Quell- und Niederschlagswasser führe, seien die Ansprüche an die Reinigungsleistung höher.
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Vor drei Jahren dann hat der Erftverband zusätzlich zur mechanischen Reinigung, in der zum Beispiel mit Rechen oder Sand grobe Stoffe aus dem Abwasser entfernt werden, und zu den Membranfiltern noch einen großen Aktivkohlefilter auf der Kläranlage verbaut – in dieser Kombination eine absolute Neuheit. Die Membranfilter holen letzte Fest- und Schwebstoffe aus dem Abwasser, so dass der Aktivkohlefilter nicht verstopft werden kann.
Salben mit Schmerzmitteln gelangen über die Dusche ins Abwasser
Und die Aktivkohle holt dann aus dem Abwasser der Fliestedener und Glessener Bürger heraus, was andere Kläranlagen nicht schaffen. Zum Beispiel: Arzneimittelrückstände, etwa von Schmerzmitteln, Herzkreislaufmitteln, Antibiotika, Psychopharmaka oder Hormonpräparaten. Davon gibt es reichlich im Abwasser.
„Der Sportler, der sich sein Knie mit Voltaren einreibt, duscht es nachher wieder ab – und dann gelangt das Diclofenac ins Wasser“, sagt Torsten Engels, Betriebsleiter der Kläranlage Glessen.
Auch andere Stoffe, die schwer aus dem Abwasser zu bekommen sind, weil sie nicht organisch sind, werden in Glessen herausgefiltert. „Fleecepullover bestehen aus Kunststoff und werden von Wäsche zu Wäsche weniger, weil sie dabei Stoff verlieren“, sagt Engels. Dieser Kunststoff, etwa auch Mikroplastik aus Peelingcremes, habe im Wasser nichts zu suchen.
Bis Jahresende gilt die Kläranlage in Kombination mit der Aktivkohle noch als Testanlage mit wissenschaftlicher Begleitung, doch schon jetzt will der Erftverband überall dort, wo es auf gute Wasserqualität in großen Mengen ankommt, weitere Aktivkohlefilter einsetzen. Dieser letzte Reinigungsschritt ist allerdings nicht ganz billig: Die neun Kubikmeter Aktivkohle müssen einmal im Jahr ausgetauscht werden. Rund 12.000 Euro sind dann fällig.