Bergheim-Quadrath-Ichendorf – Die Tage des Hochhauses am Bahnhof sind gezählt. Der Stadtrat hat die bereits begonnenen Kaufverhandlungen mit dem Besitzer jetzt mit großer Mehrheit abgesegnet. Nach notarieller Beurkundung, die laut Verwaltung kurzfristig ansteht, soll, ähnlich wie in der jüngeren Vergangenheit am Berliner Ring und an der Albrecht-Dürer-Straße, das Gebäude entmietet und danach abgebrochen werden.
Das Hochhaus, laut Ortsbürgermeister Edwin Schlachter eine „Schrottimmobilie“, ist den Quadrathern schon seit 20 Jahren ein Dorn im Auge. Die Bausubstanz sei marode, heißt es aus der Stadtverwaltung. Mehrere Wohnungen seien heruntergekommen und würden dennoch an Monteure vermietet. Das soziale Umfeld sei im Dorfleben nicht gut integriert, finden die Stadtteilgremien. Daher wurde der Abbruch des Hauses vor vier Jahren als eines von rund 50 Projekten im Integrierten Städtebaulichen Konzept (Insek) für den Doppelort in Bürgerbeteiligungen gewünscht und vom Rat beschlossen.
„Wir können nicht alle Hochhäuser im Stadtgebiet abreißen“
Geplant war der Ankauf erst für 2024. Jetzt äußerte der Besitzer, eine Amsterdamer Immobiliengesellschaft, Verkaufsabsichten. Daher will die Stadt die Gelegenheit nutzen und Erwerb sowie Abbruch in Angriff nehmen.
„Wir können nicht alle Hochhäuser im Stadtgebiet abreißen“, gab Peter Hirseler (Grüne) zu bedenken. Wohnraum werde dringend gesucht. „Wann ist Schluss damit“, wollte er wissen. Durch Maßnahmen, wie einen Hausmeister, könne sich die Situation verbessern, auch eine Sanierung sei möglich. Schließlich sei die Lage direkt am Bahnhof hervorragend und werde durch die S-Bahn demnächst noch besser, sagte Hirseler. Eine von Gutachtern festgestellte „Verschlechterung der Lage auf dem Wohnungsmarkt mit, Stand 2019, 470 fehlenden Wohnungen“ führte Hirseler ebenso als Argument gegen den Abbruch an, wie der „steigende Anteil einkommensarmer Haushalte, auch einkommensarmer Senioren“.
Bergheim: 44 Mietparteien brauchen neue Unterkunft
„Eine Sanierung würde Unsummen verschlingen. Es gibt große Betonschäden“, sagte Franz-Peter Rieken (CDU). Sein Malerunternehmen hat bis vor 20 Jahren an der Instandhaltung des vor mehr als 50 Jahren erbauten, zwölf Stockwerke hohen Gebäudes gearbeitet.
„Es sind keine weiteren Abbrüche geplant“, beruhigte Bürgermeister Volker Mießeler. „Wir werden für alle Mieter Ersatzwohnungen finden“, ergänzte Kämmerer und Sozialdezernent Matthias Esser. Die Rede ist von bis zu 44 Mietparteien, die in den knapp 50 Wohnungen zurzeit leben.
Hochhaus in Quadrath-Ichendorf könnte 2022 abgerissen werden
Im Haushaltsplan muss jetzt der Kaufpreis eingestellt werden. Der wird im Sommer verabschiedet. Nach der Zahlung wird die Eigentumsübertragung rechtskräftig. Dann müssen die Wohnungen hergerichtet werden, damit zumindest Heizung und Aufzug wieder funktionieren.
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Ein Abbruch könnte nach Einschätzung der Stadtverwaltung Ende 2022 oder 2023 in Angriff genommen werden. Wie das Areal danach genutzt wird, ist noch offen. Beschlossen wurde eine „gemeinnützige Nutzung“. Details dazu sollen in weiteren Bürgerwerkstätten erarbeitet werden.