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Anwohner verärgertUngenutzte Pferdeampel verursacht in Bergheim Frust

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild ist das Tor zu einer Pferdewiese zu sehen, rechts und links stehen die Masten der Ampel.

Eine nicht gebrauchte Ampel bereitet einem Anwohner in Quadrath-Ichendorf Probleme.

Eine Ampel, mit der die Pferde des Gestüts Schlenderhan die Straße überqueren konnten, ist nicht mehr in Benutzung - nimmt aber Platz weg.

Sie heißen Oleander oder Schwarzgold, King Karim, Swish, Ibizkus, Torpedo, Turbonados, Sharpnshady, I Go Bye oder Aguirre: Man könnte sich lange über die Namen von Pferden des Gestüts Schlenderhan amüsieren, die man so in der „Turf Times“ findet. Das 1869 von Eduard von Oppenheim in Bergheim gegründete Gestüt ist traditionsreich und hat zweifelsohne einen tiefen Hufabdruck in der Welt der Pferdefans hinterlassen.

Und auch im Stadtbild: Damit die edlen Vollblüter des Gestüts an der Graf-Otto-Straße in Quadrath-Ichendorf von einem Grundstück zum nächsten konnten, mussten sie die Straße überqueren. Und bekamen dafür eine eigene Ampel - die Pressestelle der Stadt Bergheim konnte keine genauen Angaben machen, wann genau oder welche politischen Gremien daran beteiligt waren, aber vermutet den Bau Anfang bis Mitte der 1980er. Direkt vor den grünen Toren der beiden Grundstücke, die sich gegenüberliegen, stehen noch heute die vier Masten.

Bergheim: Anwohner über abgeschaltete Ampeln verärgert

Doch mittlerweile ist das Grundstück auf der Südseite verkauft worden, weswegen keine Pferde mehr über die Straße müssen. Die Ampeln werden seitdem nicht mehr genutzt. Und dass sie in all ihrer Sinnlosigkeit weiter dort stehen, bereitet dem Anwohner Robert Graham einen gewissen Verdruss.

Auf dem Bild ist der Ampelmast zu sehen, dahinter eine kleine Mauer, und wiederum dahinter ein Garagentor.

Die Ampel liegt gegenüber der Garagenfahrt des Anwohners, eine kleine Mauer blockiert den geraden Weg.

Schon seit er 1998 dort hingezogen ist, steht sein Garagentor etwa im 90-Grad-Winkel zur Straße. Aber da gegenüber der Garage einer der Ampelmasten steht, ist die Einfahrt schief. Hinter dem Mast blockiert sogar eine kleine Mauer den geraden Weg von der Straße zur Garage. In seine schiefe Einfahrt kommt Graham leicht rein, wenn er von der richtigen Seite nach Hause fährt. Kommt er von der anderen Seite, sind Wendemanöver nötig, und das auf einem Raum, der durch die vollgeparkte Straße eng werden kann.

Die Anlage nimmt Platz auf dem Bürgersteig ein

Graham sieht in der Situation aber nicht nur ein Ärgernis, sondern ein Sicherheitsrisiko. Die Sicht sei durch die parkenden Autos ohnehin schlecht und sei durch den Ampelmasten an seiner Einfahrt noch stärker behindert. Noch dazu nehmen die Masten im Bürgersteig Platz weg, wobei zu erwähnen ist, dass dieser besonders auf der gegenüberliegenden Seite ohnehin sehr schmal ist. „Ich sehe von meinem Fenster immer wieder, wie Mütter mit ihren Kinderwägen da auf die Straße ausweichen“, sagt Graham.

Er habe das alles lange hingenommen, auch aus Mitleid gegenüber der Pferde. Aber warum die Ampeln nicht entfernt werden, wenn sie ohnehin nicht genutzt werden, kann der aus den USA stammende Bergheimer nicht verstehen.

Stadt sieht durch die Ampel kein Sicherheitsrisiko

„Die bauliche Beschaffenheit der Ampelanlage macht einen Rückbau aufwendiger als bei herkömmlichen Ampelanlagen“, antwortet die Pressestelle der Stadt auf Anfrage dieser Zeitung. „Die Zuständigkeit für eine mögliche Demontage liegt bei den Stadtwerken Bergheim, die hierfür bereits finanzielle Mittel eingeplant haben. Da aus Sicht verschiedener Stellen keine sicherheitskritische Erfordernis für eine kurzfristige Entfernung besteht, wurde die Maßnahme bislang nicht priorisiert.“

Die Stadt sieht, anders als Graham, kein Risiko durch die verbliebene Ampel. „Im Rahmen mehrerer Vor-Ort-Termine konnte keine sicherheitsrelevante Gefährdung durch die Ampelanlage festgestellt werden“, heißt es in der Antwort der Pressestelle der Stadt.

Unabhängig davon, ob man an den Masten eine signifikante Störung des Verkehrs oder ein Sicherheitsrisiko sieht, bleibt eines deutlich: Damit die Pferde des Gestüts geradeaus die Straße queren konnten, fuhr Graham über Jahre schief in seine Garage ein. Und tut dies auch weiterhin, obwohl aus einer der abgeschalteten Ampeln schon die ersten Kabel heraushängen. Es ist wohl einer der wenigen Punktsiege des Pferds gegen das mechanisch betriebene Fahren, aber einer der vielen Punktsiege des Adels gegenüber dem gemeinen Mann.