Bergheim-Quadrath-Ichendorf – Ein Bluetooth-Lautsprecher, ein Smartphone für die Musikquelle und gut einstudierte Tanzschritte – fertig war der Flashmob der Gesamtschule auf dem Konrad-Adenauer-Platz vor dem Medio. Der Kurs „Zeitzeugen“ beendete damit sein Projekt zur jüdischen Familienforschung, Kultur, Geschichte und Gegenwart.
15 Jugendliche der Q1, der früheren Stufe 12, haben sich mit Lehrerin Elisabeth Amling, Inessa Bergs, Inhaberin der Tanzschule Belaro, und Medienberaterin Andrea Floß auf Spurensuche begeben. Unterstützt wurden sie von Stadtbibliothek und Medio, Gästeführerin Astrid Machuj und Stadtarchivarin Sara Toschke.
Sonst kaum Kontakt zur jüdischen Religion
Besichtigt und geforscht wurde im Archiv, im Museum Bergheimat und auf dem jüdischen Friedhof. In der Tanzschule lernten die Jugendlichen nicht nur die Schritte zu vier Volkstänzen zu jiddischer Musik für den Flashmob, sondern erfuhren auch, dass die aus der Ukraine stammende Bergs Jüdin ist und das im Kurs erstmals öffentlich ansprach. Gespräche mit Zeitzeugen führte die Gruppe, per Skype gar nach Übersee mit Nancy Schnog, deren jüdische Vorfahren in Bergheim beerdigt sind.
„Ich hatte mit der jüdischen Religion bisher noch keinen Kontakt. Das war schon aufschlussreich“, sagte Tamara (18). Ihr Mitschüler Lukas kritisiert, „dass das freie Land, in dem wir leben, gar nicht so frei ist“. Es sei „traurig, dass auch heute noch nicht jeder frei in seiner Religion leben kann“, stimmte Merle zu. „Mein Outing hat mich ein wenig ängstlich gemacht, ob da jetzt etwas passiert. Aber es ist auch befreiend“, beschrieb Bergs ihre Gefühlslage.
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Nach eine halben Stunde war der Flashmob, der leider nur wenig Publikum fand, Geschichte, und die Schülerinnen und Schüler begaben sich auf dem Weg in die verdienten Herbstferien.