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Tagungs- und AusflugshotelTraditionshaus „Maria in der Aue“ wird Opfer der Krise

Lesezeit 3 Minuten

Die idyllische Lage in der Nähe von Dabringhausen lockte auch viele Wanderer und Tagesausflügler an.

Rhein-Berg – Das Tagungshotel „Maria in der Aue“ schließt zum Jahresende. Das haben das Erzbistum Köln sowie das Familien-Ferien-Trägerwerk als Eigentümer des Hauses bestätigt. Das repräsentative Anwesen bei Dabringhausen dient seit vielen Jahren nicht nur als Seminarhaus mit 87 Gästezimmern, sondern ist dank seiner idyllischen Lage und der großen Restaurant-Terrasse mit Blick über das Bergische Land auch beliebtes Wanderziel von Tagesausflüglern.

Ursächlich für die Schließung sei der Beschluss des Erzbistums, im Rahmen der Sparzwänge die Zuschüsse für das Haus Ende 2022 einzustellen, erklärte Jörg von Lonski, Vorstandsvorsitzender des Familien-Ferien-Trägerwerks. Das Bistum habe jährlich rund 800  000 Euro in den laufenden Betrieb gesteckt, zudem circa 200 000 Euro für Investitionen. „Das Geld fällt ab 2023 weg und wir mussten uns die Frage stellen, ob wir den Betrieb 2022 noch in gewohnter Weise aufrechterhalten können“, so von Lonski.

Geschichte

1927/28 vom Großindustriellen Karl Haniel als Jagd- und Gästehaus in barocken Stil mit Hallenbad, Kegelbahn und Tennisplätzen erbaut.

1941 kauft die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt Haus und Ländereien und richtet als Nebenstelle der NS-Ordensburg Vogelsang ein Kindergärtnerinnen-Seminar ein.

1945 geht das Haus an die Alliierten, dann an das Land NRW über, das ein Kindererholungsheim betreibt.

1956 gründet das Familien-Ferien-Werk eine Erholungsstätte.

1971 zerstört ein Brand große Teile des Hauses.

1976 wird der Betrieb wiederaufgenommen

1994 wird das Haus zum Seminar- und Familienhotel „Maria in der Aue“ umgebaut.

Die Antwort lautete „Nein“. Obwohl „Maria in der Aue“ in normalen Zeiten mit einer Zimmerauslastung von 60 Prozent im regionalen Vergleich gut dastehe, sei es für den Verein zu riskant, noch ein Jahr weiterzumachen: „Wir können im nächsten Jahr einen geregelten Betrieb nicht mehr gewährleisten und wollen Mitarbeitern und Gästen Planungssicherheit geben.“ So könnten Veranstaltungen rechtzeitig umgebucht werden. Mit dem schnellen Schlussstrich will sich der Verein auch vor eventuellen Regress-Ansprüchen schützen, falls für 2022 gebuchte Großveranstaltungen am Ende doch nicht mehr stattfinden könnten. Denn die fehlende finanzielle Perspektive könne schnell zu einer personellen Ausblutung eines solchen Betriebes führen.

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„Maria in der Aue“ verfügt über einen festen Mitarbeiterstamm von rund 35 Personen, hinzu kommen etliche Aushilfen. Für die Angestellten, die Ende des Jahres ihren Arbeitsplatz verlieren, suche man nun nach sozialverträglichen Lösungen, sagte von Lonski. Die aktuelle Corona-Pandemie hatte die Finanznot des Hauses noch zusätzlich verschärft. „Das hat uns schwer erwischt. Wir hatten keine finanziellen Reserven.“ Jeden Monat habe man durch den Lockdown mehr als 100 000 Euro Verlust gemacht, so von Lonski. Ohne einen Sonderzuschuss von einer Million Euro, die das Erzbistum 2020 deshalb genehmigte, „hätten wir schon im vergangenen Jahr in die Insolvenz gehen müssen“, erklärte von Lonski. Nun wird sich der 70 Jahre alte Verein auflösen und eine neue Nutzung für das Gebäude gesucht.