Bensberg – Verkündigung, Geburt, Abendmahl, Kreuzigung, Auferstehung: In der Kirche St. Joseph in Moitzfeld gleitet das Leben Jesu in ganz besonderen Bildern vorüber: Es sind die großformatigen Glasfenster im Schiff auf der rechten Seite, die sofort die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen. Die vom Düsseldorfer Architekten Günther Pelzer um 1950 geschaffenen Glaskunstwerke, die stilistisch in der Tradition der berühmten Chagall-Fenster stehen, erstrahlen frisch restauriert in neuem Glanz.
Die Fenster waren seinerzeit die Sensation der ansonsten schlichten Kirche, die nach dem Zweiten Weltkrieg von Bensberger Bürgern buchstäblich mit eigener Hände Arbeit errichtet worden ist. „Sie haben selbst gemauert, und man erzählt, dass so manche Absolution in Form von Ziegelschleppen erteilt worden sei“, schmunzelt Dr. Werner Schwamborn, Geschäftsführender Vorsitzender des achtköpfigen Kirchenvorstands. Die Namen der Fenster-Stifter sind am unteren Rand vermerkt – allen voran eine Verwandte des damaligen Pfarrers Holl, der die Ausgestaltung initiiert hatte. „Nach dem Einbau kamen sogar Busse mit Kunstfreunden zur Besichtigung“, weiß Schwamborn.
Er selbst wohnt seit seiner Kindheit gegenüber der Kirche und hat den Einsatz der Gemeinde für den Erhalt und Ausbau hautnah miterlebt und -gestaltet.
Nachdem jahrelang für die Anschaffung einer neuen Orgel gesammelt worden war, stand vor zwei Jahren das Projekt Kirchenfenster an. Neben den Pelzer-Fenstern gibt es im Altarraum auch noch zwei weitere, bodenhohe Arbeiten, die ein paar Jahre später von einem anderen Handwerker hergestellt worden waren. Schwamborn lobt das Engagement der Gemeindemitglieder: „Bei der Türkollekte sind innerhalb von zwei Jahren 12 000 Euro zusammengekommen.“ Einzelpersonen haben ebenso dazu beigetragen wie die Katholische Frauengemeinschaft oder der Verkauf von Kölschgläsern mit Fenster-Motiven. Den Rest der rund 64 000 Euro teuren Sanierung bestreitet das Erzbistum Köln.
Die Firma Derix, die die Sanierung durchgeführt hat, darf sich seit 1908 „Päpstliche Hof
glasmalerei“ nennen. Auch das von Gerhard Richter für den Kölner Dom gestaltete Fenster haben die Experten eingerichtet. Da ist es ein schöner Zufall, dass ausgerechnet Frederik Richter in St. Joseph Hand angelegt hat. „Die Gläser waren sehr verschmutzt, hatten teilweise Sprünge und andere Schäden“, erklärt der Experte. Sie mussten zunächst aus den Stahlrahmen herausgenommen werden. Alles andere erfolgte dann in der Werkstatt. „Wir konnten die meisten Schäden beseitigen, ohne die Bleirouten entfernen zu müssen. Dadurch ist die Reparatur nicht so teuer geworden.“
Besonders wichtig war das Anbringen eines Schutzglases an der Außenseite der Fenster. Verwendet wurde maschinengezogenes Goetheglas, „das ist leicht gewellt, so dass es nicht so spiegelt“, erklärt Richter. Das Doppelglas dient auch der Belüftung, „damit das Schwitzwasser von der Bleiverglasung wegbleibt“. Dies, so Richter, richte auf Dauer die größten Schäden an. Etwa zwei Monate haben die Arbeiten gedauert. „Es hat sich gelohnt“, strahlt Schwamborn. „Das finden auch die Kirchenbesucher.“