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Folgen der Flut in RösrathHoffnungsthaler Geschäftsleuten fehlt die Perspektive

Lesezeit 4 Minuten

Geschlossene Geschäfte und Sanierungsarbeiten, egal wohin man in Rösrath-Hoffnungsthal blickt.

Rösrath – Einige Schaufenster sind mit Plastikplanen bedeckt. Andere geben den Blick frei auf trostlose Baustellen. Vor drei Monaten waren es noch ansprechend eingerichtete Geschäftslokale. Nun ist es an den meisten Adressen dunkel und leer. Zettel an Scheiben und Türen drücken Hoffnung aus: „Wir kommen wieder“, „Wir sind vorübergehend zu erreichen“, „Wiedereröffnung im Januar“. Das Geschäftsleben entlang der Hauptstraße in Rösrath-Hoffnungthal liegt völlig brach.

Ob Mode, Handwerk, Bäckerei, Café, Fußpflege, Optiker oder Gastronomie – mit der Flutkatastrophe im Juli sind Handel und Dienstleister entlang der sonst belebten Geschäftsstraße schlicht untergegangen. „Ich habe keine Ahnung, wie es weitergeht“, sagt Barbara Weiershausen, Inhaberin des Modegeschäftes „Mona Lisa“, betrübt.

Ladenbesitzerin hofft auf baldige Erholung

Sie habe einen großen Teil ihrer Einrichtung und Ware verloren. „Der Keller stand tagelang unter Wasser. Das muss erstmal trocknen.“ Eine Perspektive, wann und wie sie wieder öffnen kann, hat Barbara Weiershausen, die im Juni ihr 25-jähriges Geschäftsjubiläum hatte, bisher nicht. Auch Linda Leidens hängt noch in der Luft. Sie hatte erst im März ihren Concept Store „Tante Lille“ neu eröffnet.

Im Café Rosenow werden demnächst neue Fliesen verlegt. Für den 7. Januar 2022 ist Wiedereröffnung geplant.

„Im Geschäft war der ganze Matsch, der mit dem Wasser kam, schnell raus. Auch meine Küche hat es überstanden. Aber der Gewölbekeller war voll“, erzählt sie. Wann sie wieder öffnen kann, weiß sie nicht. „Andere, deren Häuser und Wohnungen überschwemmt wurden, hat es viel schlimmer getroffen. Bei mir ist es nur der Laden“, ist Linda Leidens realistisch. Sie hofft, dass sich das Dorf von den Schließungen auf Zeit erholt und mit schönen Angeboten bald wieder Publikum anlockt.

Optikergeschäft bleibt länger geschlossen, als gedacht

Eine geschäftlich schlechte Nachricht muss derweil Arlette Becker, Inhaberin des Optikergeschäftes „Brillenvilla“, verdauen. „Ich hatte gehofft, zum Jahresende könnte ich wieder aufmachen. Leider bleibt das Geschäft wohl bis März geschlossen“, erklärt sie. Das Hochwasser habe 24 Stunden im Gewölbekeller gestanden und einen Meter hoch sei es in ihrem Geschäft angestiegen.

80 Prozent ihrer elektronischen Geräte und Einrichtung seien zerstört. „Da ich eine Elementarversicherung habe, komme ich mit einem blauen Auge davon.“ Seit dreieinhalb Jahren besteht das Fachgeschäft der Augenoptikerin in Hoffnungsthal. Ihre Mitarbeiter seien in Kurzarbeit.

Eine Million Euro Schaden in Café- und Konditoreibetrieb

„Es ist ziemlich einsam hier in Hoffnungsthal“, stellt Buchhändlerin Michaela Rusch fest. Die drei Eingangsstufen zu ihrem Geschäft „Till Eulenspiegel“ haben sie vor der Wasserflut gerettet. Wegen der vielen geschlossenen Läden im Dorf habe sie deutlich weniger Kundenbesuche. Rusch: „Auch auf dem Wochenmarkt am Samstag ist deutlich weniger los.“

Schuttcontainer und Baumaterial stehen vor den Läden.

Im Januar soll im Café Rosenow wieder der Betrieb starten. „Das ist der Plan“, berichtet Seniorchef Wolfram Rosenow hoffnungsvoll. „Ach, es ist so viel zerstört worden bei uns. Wir müssen die gesamte Einrichtung erneuern, aber wir sind dran.“ Der Geschäftsmann beziffert den Schaden in seinem Café- und Konditoreibetrieb auf knapp eine Million Euro. Die neun Beschäftigten des Unternehmens würden seit der Katastrophe im Juli weiter bezahlt.

Lob für Netzwerk von Rösrather Handwerkern

Innenputz und Estrich sind inzwischen neu gemacht. „Als nächstes sind 500 Quadratmeter Fliesen zu verlegen.“ Auch die Backstube müsse komplett neu eingerichtet werden. Rosenow, der die Geschäftsführung seiner Tochter Jennifer Rosenow übertragen hat, lobt die schnelle und verlässliche Arbeit der Handwerker: „Wir haben ein super Netzwerk von Rösrather Handwerkern, die uns alle unterstützen.“ Bevor am 7. Januar 2022 das Café wieder eröffnet werden kann, müsse zwei bis drei Wochen vorher Ware produziert werden. Rosenow: „Wir haben noch einiges an Vorbereitung vor uns.“

Das Café-Bistro Picasso öffnet erst im nächsten Jahr.

Da ist Elektromeister Roland Wielpütz schon einen großen Schritt weiter. Er habe sein neues Büro schon bezogen, der Betrieb mit 25 Beschäftigten laufe wieder normal. „Wir standen 1,70 Meter unter Wasser. Büros, sechs Autos und Werkstatt waren überflutet. Außerdem mussten wir Hunderte Bewohner in Hoffnungsthal mit Strom versorgen“, erzählt Wielpütz. Das Elektrofachgeschäft seines Bruders Detlev werde noch saniert. Er sei vorübergehend in die Bahnhofstraße gezogen.

Gastronom hofft auf Aufbaufonds des Landes

„Mein Kopf ist so voll. Ich habe wirklich Zukunftsängste“, sorgt sich der Gastronom Miguel Louzao de la Cruz. Sein Café-Bistro „Picasso“, gelegen in einem Innenhof der Hauptstraße, werde zurzeit vom Eigentümer des Hauses saniert. „Vielleicht können wir Februar/März wieder öffnen. Ich bin nicht versichert. Die Inneneinrichtung und die komplette Küche sind zerstört vom Hochwasser.“ Er hofft auf den Aufbaufonds des Landes NRW. „Die Corona-Pandemie war für mich als Gastronom einfacher zu überstehen als die Hochwasserflut.“

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Nach dreimonatiger Ladenschließung atmet Brigitte Steinmetz auf: Sie hat ihr Modegeschäft kürzlich wieder öffnen können. 32 Jahre führt sie ihr Geschäft in Hoffnungsthal. Nun hat sie die Zeit von Trockengeräten sowie Putz- und Bodenarbeiten überstanden. „Die Handwerker haben gut gearbeitet, meine neue Ware kam per Express auf den letzten Drücker - ich hatte wirklich Glück“, sagt die Geschäftsinhaberin. „Ich bin wirklich froh über jeden neuen Tag hier im Dorf.“